Immobilieninvestitionen verlieren an Fahrt

In einem Klima der Unsicherheit verliert der Immobilienmarkt an Attraktivität. Nach Jahrzehnten der Dominanz von Immobilieninvestitionen entdecken die Europäer deren inhärente Risiken neu. Die Zeiten steigender Preise, niedriger Zinsen und vorteilhafter Steuern sind erst einmal vorbei und so hat die Inflation das Bild einer risikoarmen und rentablen Anlage getrübt. Eine kollektive Blindheit gegenüber den Risiken verspricht ein böses Erwachen, da die Preissenkungen auf dem Immobilienmarkt zunehmen.

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Ein immer weniger attraktiver Immobilienmarkt

Junge Anleger sehen Immobilien nicht mehr im gleichen glänzenden Licht wie noch ihre Vorgänger-Generationen. Entmutigt durch hohe Preise, steigende Zinsen und das Risiko von Mietrückständen, wenden sie sich anderen Vermögensklassen zu. Seit 2015 hat sich der Anteil der unter 35-Jährigen unter den europäischen Aktionären verdoppelt. Diese Dynamik, verstärkt durch die Corona-Lockdowns und die wachsende Beliebtheit von Krypto-Assets, fand im Zinsanstieg einen dritten Treiber für das Engagement junger Menschen an den Finanzmärkten.

In der restlichen Bevölkerung scheint dieser Trend weniger ausgeprägt zu sein: Die Entscheidung für weniger riskante Anlagen wie Sparbücher und Lebensversicherungen ist nach wie vor weit verbreitet. Aktieninvestitionen scheinen nicht der große Gewinner der Immobilienschwäche zu sein, was auf eine immer noch starke Risikoaversion vor allem bei Menschen fortgeschritteneren Alters hindeutet.

Junge Anleger sind mutiger

Die junge Generation sucht nach höherer Rentabilität über einen kürzeren Zeithorizont. Für die Millennials, motiviert durch schnelle Renditen und Neugier, bedeutet dies den Besitz riskanterer Vermögenswerte (Krypto, Aktien, ETFs) auf Kosten passiver Investitionen über Investmentfonds oder Lebensversicherungen. Auf den Aktienmärkten scheuen sie sich nicht, sich mit Small & Mid Cap-Werten zu beschäftigen und fördern mitunter Blaseneffekte in boomenden Sektoren.

Konkrete Auswirkungen auf die Märkte

Nach zwei mageren Jahren für Börsengänge, geprägt von Misserfolgen, verspricht das Jahr 2024 ein besserer Jahrgang für IPOs zu werden. Es ist zu erwarten, dass junge Anleger, die auf schnelle Renditen aus sind, an kommenden Kapitalerhöhungen teilnehmen werden. Zudem ist mit einem wiedererwachten Interesse an Small & Mid Caps zu rechnen: Derzeit von Anlegern noch vernachlässigt, sind die Bewertungen von Wachstumswerten auf einem Tiefpunkt und werden bei den ersten Anzeichen einer Marktumkehr im Fokus risikofreudigerer Anleger stehen.

Junge Anleger bevorzugen nachhaltige Anlagen

Nachhaltigkeit gewünscht

Langfristig könnte sich die Zusammensetzung der Indizes stark verändern. Bisher wurde ESG-Kriterien nur eine relative Bedeutung beigemessen. Neuere Studien zeigen, dass für ein Drittel der unter 25-Jährigen der nachhaltige und verantwortungsvolle Charakter von Investitionen der Hauptgrund für ihre Entscheidung ist – dreimal mehr als bei den über 50-Jährigen. Es bleibt abzuwarten, ob diese lobenswerten Absichten mit dem Appetit auf schnelle Gewinne vereinbar sind. 

Besser spät als nie

Das Interesse junger Generationen an Finanzmarktanlagen - sei es in Aktien oder anderen Vermögensklassen - ist ein positives Zeichen für Europa, wo immer noch ein Großteil der Bevölkerung Aktienanlagen misstrauen. Diese Situation spiegelt den Mangel oder gar das Fehlen wirtschaftlicher und finanzieller Bildung wider, was zu einer verzerrten Wahrnehmung der mit Investitionen verbundenen Risiken beiträgt - siehe dazu auch diesen Artikel