Die wirtschaftsrelevanten Themen aus den Medien, zusammengestellt von Dow Jones Newswires.

GASVERSORGUNG - Der Präsident des Münchner ifo-Instituts, Clemens Fuest, sieht zumindest eine leichte Besserung bei der Versorgungssicherheit mit Gas. Noch im April hätten die Prognosen bei einem sofortigen Lieferstopp einen Wirtschaftseinbruch von 5 Prozent vorhergesagt - der wegen vieler Unwägbarkeiten aber auch doppelt so hoch hätte ausfallen können, sagte Fuest bei einer Veranstaltung der IHK Schwaben. Inzwischen seien die Speicher glücklicherweise besser gefüllt als zunächst befürchtet. "Wenn jetzt kein Gas mehr fließt, liegt die Wahrscheinlichkeit für Rationierungen noch bei 20 Prozent", erklärte Fuest. "Die Entscheidung, den Kauf von russischem Gas nicht sofort einzustellen, war aus wirtschaftlicher Sicht eindeutig richtig", betonte Fuest. Dennoch rechnet er mit weiter massiv steigenden Preisen. "Dass sich private Gasrechnungen im Herbst verdreifachen, kann passieren", sagte Fuest. (Augsburger Allgemeine)

ENERGIEPREISE - Trotz des Wegfalls der EEG-Umlage rechnet die Hauptgeschäftsführerin des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW), Kerstin Andreae, mit weiter steigenden Energiepreisen. "In den vergangenen eineinhalb Jahren gab es für die Preise im Stromgroßhandel nur eine Richtung: Nach oben", sagte Andreae. Zuerst habe die konjunkturelle Erholung nach der Hochphase der Corona-Pandemie die Preise getrieben, dann hat der Angriffskrieg auf die Ukraine die Situation weiter verschärft. "Aktuell zahlen Stromversorger im Großhandel für eine Kilowattstunde Strom viereinhalbmal so viel wie noch Anfang 20212", so Andreae. (Redaktionsnetzwerk Deutschland)

SICHERHEITSPOLITIK - Nach der Verabschiedung des neuen strategischen Konzeptes der Nato hat der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses im Europa-Parlament, David McAllister, eine Zusammenführung der neuen Pläne von EU und Nato verlangt. "Jetzt geht es darum, eine gemeinsame strategische Vision zu erarbeiten", sagte der CDU-Politiker. Der strategische Kompass der EU und das strategische Konzept der Nato seien neue Grundlagendokumente, um die politischen und militärischen Aktivitäten zu koordinieren. Die Nato habe mit ihrem neuen Konzept die globalen sicherheitspolitischen Herausforderungen treffend skizziert. "Die Volksrepublik China erstmals als systemische Herausforderung zu bezeichnen, deckt sich mit dem Ansatz der Europäischen Union gegenüber Peking", erklärte McAllister. (Rheinischen Post)

ARBEITSLOSENBEITRAG - Der Beitrag zur Arbeitslosenversicherung soll im kommenden Jahr wie geplant von 2,4 auf 2,6 Prozent steigen. Das sei noch in der großen Koalition gesetzlich so festgelegt worden, sagte Heil im Interview. "Es wird aber keine massiven Beitragssatzsprünge geben, denn die würden auch nicht in die Landschaft passen." Er habe in seinem Verantwortungsbereich die Beiträge eher gesenkt oder stabil gehalten, sagte Heil mit Blick auf den Arbeitslosen- und Rentenversicherungsbeitrag. (Handelsblatt)

ARBEITSMARKT - Kurzarbeit und andere Unterstützungsleistungen haben im ersten Jahr der Coronapandemie eine soziale Spaltung auf dem Arbeitsmarkt verhindert. So hatten Haushalte mit unteren und mittleren Einkommen Anfang 2021 sogar etwas mehr Geld zur Verfügung als im Jahr vor Corona, zeigt eine Studie der Bertelsmann Stiftung. Besserverdiener mussten dagegen Einbußen hinnehmen. Nach der Studie bekamen vor allem Minijobber, Selbstständige und Frauen die negativen Auswirkungen der Coronakrise zu spüren. Die Möglichkeit, aus dem Homeoffice zu arbeiten, hatten vor allem Beschäftigte mit höheren Einkommen. (Handelsblatt)

EU-SATELLITENNETZWERK - Die Pläne der Europäischen Union für ein neues Satellitennetzwerk werden konkreter. Die Mitgliedstaaten wollen mit dem Programm selbst in entlegenen Regionen Europas für sicheres Internet sorgen und technologisch unabhängiger werden. Insbesondere in Deutschland wird die neue Konstellation aber auch als Chance gesehen, die junge private Raumfahrtindustrie zu stärken. Ob das gelingt, ist strittig: Zwar sollen 30 Prozent der großen Unteraufträge an Start-ups und kleinere Firmen gehen. Doch die befürchten, dass die Quote noch ausgehebelt wird. (Handelsblatt)

LUFTFAHRT - Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) wirft der Luftfahrtbranche vor, die aktuellen Personalprobleme zum Teil selbst verschuldet zu haben. "Wir haben den Airlines und den Airports als Staat während der Coronapandemie mit viel Geld unter die Arme gegriffen und auch die Kurzarbeit massiv ausgeweitet und verbessert", sagte Heil. Kurzarbeit sei dazu da, dass Unternehmen ihr Fachpersonal an Bord halten können. "Aber in der Luftfahrtbranche sind Beschäftigte trotzdem mit Abfindung entlassen worden oder haben sich von sich aus beruflich neu orientiert. Jetzt haben wir den Salat", sagte der Minister. Heil forderte die Branche auf, mehr zu tun, um Beschäftigte zu gewinnen und zu halten. (Handelsblatt)

BEAMTENSTELLEN - Finanzminister Christian Linder (FDP) will ab 2023 bei den Stellen in Ministerien und Behörden den Rotstift ansetzen. Um das Ziel der Einhaltung der Schuldenbremse zu erreichen, sollen alle Ressorts jeweils rund 1,5 Prozent der geplanten Stellen sparen. Das geht aus Unterlagen zum Entwurf des Haushalts 2023 hervor. Um wie viele Stellen es konkret geht, ist offen. Geschätzt könnte es aber um eine dreistellige Anzahl von Stellen handeln. Ausnahmen soll es nur bei der Polizei, dem Zoll, Technischen Hilfswerk, dem Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik und einigen anderen Behörden geben. (Business Insider)

SCHULDEN - Finanzminister Christian Lindner will die expansive Ausgabenpolitik Deutschlands schleunigst beenden, damit der Staat die Preise nicht noch weiter befeuert. "Wir werden uns wegen der steigenden Zinsen mehr Schulden schlicht nicht mehr leisten können. Der Schuldendienst könnte schon im kommenden Jahr von 4 auf rund 30 Milliarden Euro steigen", sagte der Politiker. Seine Amtsvorgänger hätten inflationsindexierte Papiere begeben lassen, die früher ein gutes Geschäft und heute eine immense Belastung seien. "Aber auch hier müssen wir den Blick nach vorne richten. Wir werden die Schuldenbremse wieder einhalten, die staatliche Geldflut eindämmen - das ist mein Beitrag zur Inflationsbekämpfung, sagte Lindner. (Wirtschaftswoche)

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July 01, 2022 01:09 ET (05:09 GMT)