MÜNCHEN (awp international) - Österreichs Notenbankchef Ewald Nowotny hat ein möglichst baldiges Ende der EZB-Anleihekäufe gefordert. "Wenn die Wirtschaft weiter so gut läuft, könnten wir das Anleihekaufprogramm 2018 auslaufen lassen", sagte Nowotny, der auch im Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) über die Geldpolitik der Notenbank mitentscheidet, der "Süddeutschen Zeitung" (Mittwochsausgabe).

Der EZB-Rat hatte das Kaufprogramm trotz der robusten Wirtschaftslage bis September 2018 verlängert und dies mit der zu schwachen Inflation begründet. Im November hatte die Teuerungsrate in der Eurozone bei 1,5 Prozent gelegen. Die Notenbank strebt eine Rate von knapp zwei Prozent an.

Der Gouverneur der Österreichischen Zentralbank (OeNB) sagte, es sei "nicht leicht zu erklären, warum 1,5 Prozent Inflation nicht reicht und 1,9 Prozent besser wären. Deshalb meine ich, man sollte das nicht so dogmatisch sehen". Es sei ausreichend, wenn das Inflationsziel auf mittlere Sicht erreicht werde. Die Entwicklung hin in diese Richtung sei ausschlaggebend. Zuletzt hatten die EZB-Direktoriumsmitglieder, Benoit Coeure und Yves Mersch, ebenfalls Signale gegen eine erneute Ausweitung der Anleihekäufe gegeben.

Nowotny bezeichnete den Vorwurf, die Geldpolitik der EZB vergrössere die Ungleichheit in der Gesellschaft, als "berechtigt". Dieser müsse "ernst genommen" werden. "Viele Menschen haben kein Geld übrig, um es anzulegen. Jemand, der in Aktien oder Immobilien investiert war, hat von den Preissteigerungen profitiert, die anderen nicht. Bei den Vermögen ist die Ungleichheit gestiegen."/jsl/jha/