WASHINGTON (dpa-AFX) - Die hohe Inflation in den USA ist im April leicht zurückgegangen. Die Verbraucherpreise stiegen gegenüber dem Vorjahresmonat um 4,9 Prozent, wie das US-Arbeitsministerium am Mittwoch in Washington mitteilte. Das ist der niedrigste Anstieg seit April 2021. Analysten hatten erwartet, dass die Inflationsrate auf dem Vormonatswert von 5,0 Prozent verharrt. Die Kerninflationsrate gab ebenfalls etwas nach.

Einschätzungen von Experten zur US-Inflation im Überblick:

Bernd Weidensteiner und Christoph Balz, Volkswirte Commerzbank:

"Zwar hat die Inflation ihren Höhepunkt überschritten, doch geht der Rückgang sehr langsam vonstatten. Wir sehen uns in unserer Auffassung bestätigt, dass das unterliegende Inflationsproblem nicht gelöst ist und Marktspekulationen über Zinssenkungen der US-Notenbank ab Sommer verfehlt sind."

Thomas Gitzel, Chefvolkswirt VP Bank:

"In den kommenden Monaten werden die Inflationsraten weiter fallen. Die Fed wird hinter die April-Inflationsraten einen Haken machen. Die Teuerungsentwicklung war in etwa absehbar. Die Währungshüter werden erst beunruhigt sein, wenn der Inflationsrückgang auch in den kommenden Monaten ins Stocken geraten würde. Solange dies nicht der Fall ist, wird die Fed nicht weiter an der Zinsschraube drehen."

Elmar Völker, Volkswirt Landesbank Baden-Württemberg:

"Für die US-Notenbank ist die Entwicklung im Dienstleistungssektor von besonderem Gewicht bei der Beurteilung, ob die Preisauftriebskräfte sich nachhaltig abschwächen. Nach dieser Maßgabe bestätigen die heutigen Daten unsere Erwartung, dass die Fed ihre Leitzinsen vorerst nicht weiter nach oben schleusen wird. Zugleich bleibt der Weg zurück zu Preisstabilität aber so weit, dass Spekulationen auf Zinssenkungen noch immer deutlich verfrüht sind."

Ralf Umlauf, Volkswirt Landesbank Hessen-Thüringen:

"Der Anstieg der Benzinpreise bildete zwar ein Gegengewicht zu der nachgebenden Dynamik bei den Kernpreisen, dennoch konnte die Inflationsrate ein weiteres Mal nachgeben. Ungeachtet des Rückgangs ist das Niveau der Preissteigerungen aber noch immer viel zu hoch und spricht kurzfristig gegen Zinssenkungen der Fed. Auch die rekordverdächtig niedrige Arbeitslosigkeit versieht die aktuellen Zinssenkungserwartungen der Marktteilnehmer mit Fragezeichen. Wir rechnen in den kommenden Monaten zunächst mit einem unveränderten US-Leitzins. Dennoch setzt der Markt nach den Zahlen wieder vermehrt auf Zinssenkungsfantasie."

Thomas Altmann, Analyst bei QC Partners:

"Es ist ein Mini-Schritt in die richtige Richtung. Wir sehen ein erleichtertes Aufatmen an allen Märkten. Der Rückgang der Jahresrate fällt zwar kleinstmöglich aus. Aber für die Märkte zählt heute, dass die Jahresrate weiter zurückgegangen ist. Es ist der 10. Rückgang der Jahresrate in Folge. Damit steigen die Chancen, dass die FED im Juni nicht weiter an der Zinsschraube dreht. Und aus psychologischer Sicht war für die Märkte wichtig, dass die Inflationsrate heute unter die Marke von 5 Prozent fällt. Zu früh freuen sollte sich allerdings niemand. Denn die Monatsrate von 0,4 Prozent ist weiterhin viel zu hoch. Und diese viel zu hohe Monatsrate illustriert, dass die Inflation hartnäckig ist und in der Breite angekommen ist."/jsl/la