Börsen-Zeitung: Unter Zugzwang, Kommentar zu China von Norbert
Hellmann
   Frankfurt (ots) - Das Jahr 2019 hat sich für China in den ersten 
zwei Januar-Wochen noch ganz gut angelassen. Im Handelsstreit mit den
USA gibt es Verständigungsfortschritte auf dem Weg zu einer 
Handelsvereinbarung, an den Aktienmärkten hat man sich etwas 
freigeschwommen und der chinesische Yuan hat eine kräftige Aufwertung
zum Dollar hingelegt. Nun allerdings kommt die erste kalte Dusche in 
Form von grottenschlechten Außenhandelszahlen.

   Die chinesischen Exporte wie auch Importe sind entgegen den 
Erwartungen im Dezember nicht weiter moderat angestiegen, sondern 
deutlich geschrumpft. Der Handelsstreit mit den USA schlägt mit 
einiger Verzögerung nun doch kräftig durch, aus der Importentwicklung
lässt sich zudem eine schwächelnde Binnennachfrage herauslesen. Nun 
sind monatliche Handelsdaten zwar eine volatile Angelegenheit, in die
man nicht allzu viel hinein interpretieren darf, aber ein 
Stimmungsknick ist nun dennoch programmiert.

   Bislang war es so, dass Vorzieheffekte den Blick auf die 
tatsächliche Belastung der gegenseitig verhängten Strafzölle ein 
wenig verstellt haben. Mittlerweile aber schlagen 
Anpassungsreaktionen bei Handels- und Industriebetrieben und 
Störungen von globalen Lieferketten immer sichtbarer durch und sind 
geeignet, Chinas Wirtschaftsplanern Kopfzerbrechen zu bereiten.

   Die Zuversicht, dass es gelingen kann, den wegen der 
Strafzollsystematik unvermeidlichen Rückgang des Warenaustauschs mit 
den USA über den Handel mit anderen Regionen und dabei insbesondere 
im Asien-Pazifik-Raum zu kompensieren, schwindet allmählich. Vielmehr
sieht man, dass die sich abzeichnende weltweite Konjunkturabkühlung 
in einer Art und Weise auf die globale Nachfrage abfärbt, die China 
auch auf indirektem Wege heftig zusetzen kann.

   Mit dem Zusammenspiel eines abbremsenden globalen Wachstums und 
den aus dem Handelsstreit herrührenden Unsicherheiten für Chinas 
Industrie und Konsumwirtschaft wird Peking weiter in die Enge 
getrieben. Kommende Woche werden die Wirtschaftsdaten für Dezember 
und die Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts im Fokus stehen und 
aller Voraussicht nach die nächste Ernüchterung bringen und einen 
Nervositätsschub an den Märkten provozieren. Man steht nun erst recht
unter Zugzwang, die laufenden Verhandlungen mit Washington zu einem 
positiven Abschluss zu bringen. Möglichst wenige Zugeständnisse an 
die US-Seite zu machen, wird damit zu einer gefährlichen Option.

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