Börsen-Zeitung: Glaubenssache / Kommentar zur Deutschen Bank von Bernd
Neubacher
   Frankfurt (ots) - "Bedeutung des deutschen Marktes wird 
untermauert." So hat es die Deutsche Bank angekündigt - allerdings 
nicht bei ihrem Strategieschwenk am Donnerstag, sondern schon 2012, 
wenige Monate nach Amtsantritt des Führungsduos Jürgen Fitschen und 
Anshu Jain. Das neuerliche Bekenntnis  zu den Wurzeln des Instituts 
klingt glaubwürdiger, weil es nun vom Ex-Privatkundenvorstand 
Christian Sewing kommt und nicht vom eingefleischten  
Fixed-Income-Trader Jain. Nur: Aus dem wenigen, was die Bank   
angekündigt hat,  lässt sich dieser Glaube kaum ableiten. So wird der
zum Teil schon vollzogene Stellenabbau in den USA   rund  1% der 
globalen Belegschaft entsprechen. Das ist nicht nichts, von einem 
grundlegenden Strategiewechsel indes noch denkbar weit entfernt.

   Mit der  Vorgabe, dass die  Privat- und Firmenkundenbank sowie die
Assetmanagement-Tochter DWS samt  Transaktionsbank ab 2021 rund 65% 
der Konzernerträge hereinholen sollen, legt sich das Management die 
Latte erst einmal entschlossen auf Knöchelhöhe auf: Weil  die  
Investmentbanking-Erträge 2017 wegsackten, kamen  diese 
Geschäftsfelder   schon im vergangenen Jahr auf 63%. Angesichts der 
nun angekündigten Einschnitte im Investment Banking, infolge derer 
das Management seinen Ertragsausblick für die einstige Paradesparte  
kassiert und nunmehr sinkende Erträge prognostiziert,  dürfte die 
Bank dieses Ziel  also schon 2018 selbst dann erreichen, wenn nun 
auch im Privatkundengeschäft die Einnahmen ausbleiben sollten.

   Neben den Ertragsschwund im Investment Banking tritt in diesem 
Jahr ein Anstieg der Restrukturierungskosten. Beides dürfte es der 
Bank erschweren, nach drei Jahren mit Nettoverlusten wieder schwarze 
Zahlen zu schreiben. Zumindest reichen diese Aussichten, um Analysten
zur Reduktion ihrer Kursziele zu veranlassen.

   Damit verharrt die Bank im Restrukturierungsmodus. Christian 
Sewing  hat zum Start zwar einige Knöpfe richtig gedrückt. Eine Wende
aber bringt dies weder im Ergebnis noch im Sentiment am Markt.  Ob 
die Anleger daran glauben, dass er die Bank reparieren kann, wird 
davon abhängen, welche  weiteren  Ziele er  nun formuliert und ob er 
sich an diesen messen lässt. Dabei muss er einen Drahtseilakt 
vollführen. Je nach  Stimmung am Markt könnte er sich vor  die 
unangenehme Wahl gestellt sehen, die Anleger  entweder mit einem als 
zu zaghaft eingeschätzten Umbau oder mit den Kosten einer 
tiefgreifenden Restrukturierung  enttäuschen zu müssen.

   (Börsen-Zeitung, 27.04.2018)

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