Zürich (awp) - Nachhaltige Geldanlagen werden von Schweizer Investoren immer stärker nachgefragt. Doch einheitliche Standards fehlen laut einer Studie weitgehend. Dafür gäbe es eine einfache Lösung.

Das Volumen für nachhaltige Anlagen in der Schweiz hat in den letzten Jahren stark zugenommen, schreibt das Beratungsunternehmen KPMG in einer am Donnerstag veröffentlichten Studie (Clarity on Sustainable Finance).

Die Studienautoren verweisen dabei auf Zahlen der Organisation Swiss Sustainable Finance (SSF). Diese zeigen, dass sich das Anlagevolumen von Finanzprodukten, die auch hohen ökologischen und sozialen Ansprüchen genügen wollen, von 2014 bis 2018 verzehnfacht hat - auf 717 Milliarden von 71 Milliarden Franken. Rund 90 Prozent des Volumens ist dabei institutionellen Anlegern zuzurechnen.

Anbieter definieren Kriterien selbst

Die Schwierigkeit bei den als nachhaltig angepriesenen Anlagen besteht aber laut der Studie darin, dass die Anbieter die Kriterien, was nachhaltig ist und was nicht, selbst definieren. Durch das Vorhandensein zu vieler unterschiedlicher "Standards" respektive das Fehlen verbindlicher Standards werde das Fällen von Anlageentscheiden erschwert.

Fehlende Standards sind gemäss KPMG auch ein Grund dafür, dass Unternehmen nicht immer alle relevanten Informationen ausweisen, die für die Investoren von Bedeutung wären.

Zwar würden viele Finanzinstitute und Pensionskassen daran arbeiten, mehr nachhaltigkeitsrelevante Informationen offenzulegen, schreibt KPMG weiter. Doch fehle es an einer verbindlichen Regulierung.

EU-Richtlinien als Marktstandard

"Aktuell sehen wir im Markt sehr viele Nachhaltigkeitsinitiativen bei den Finanzinstituten, was grundsätzlich positiv ist", liess sich Philipp Rickert von KPMG zitieren. Er spricht jedoch von einem "Patchwork" an Varianten.

KPMG schlägt deshalb vor, dass die Schweiz, wo der Gesetzgeber bisher noch keine verbindlichen Regulierung plant, die geplanten EU-Richtlinien zumindest in den Grundzügen als Marktstandard übernimmt.

Dies sei nicht zuletzt deshalb sinnvoll, weil die EU-Regulierung in diversen Bereichen "extraterritoriale Wirkung" entfalten werde, lautet eine Begründung. Das heisst, Finanzunternehmen in der Schweiz, die beispielsweise Dienstleistungen an Kunden in der EU erbringen oder europäische Anlagefonds verwalten, können in den Anwendungsbereich der EU-Regulierung fallen und müssen diese mindestens teilweise auch anwenden.

Covid-19-Krise fördert Standards

Die Studienautoren gehen auch davon aus, dass die Covid-19-Krise den Druck auf Einführung von Nachhaltigkeitsstandards erhöhen wird. Darauf lasse nicht zuletzt der Umstand schliessen, dass im Zusammenhang mit den staatlichen Covid-19-Hilfsprogrammen weltweit Forderungen laut wurden, diese mit nachhaltigkeitsbezogenen Auflagen zu verbinden. Diese könnten die Investitionsanreize für Unternehmen in den kommenden Jahren materiell beeinflussen, sagte Pascal Sprenger an einer Medienkonferenz.

Auch zeigten beispielsweise die in dieser Woche vom Schweizer Parlament beschlossenen Klimamassnahmen, dass die Regierungen trotz Covid-19 an ihren Klimaagenden festhalten würden.

sig/rw