NEW YORK (Dow Jones)--Je näher die fest eingepreiste Zinsanhebung zur Wochenmitte um 25 Basispunkte rückt, desto bewegungsärmer scheint sich die Wall Street zu zeigen. Der Aktienterminmarkt lässt am Dienstag auf einen kaum veränderten Handelsbeginn am Kassamarkt schließen. Bereits am Vortag hatte sich an den US-Börsen nicht viel getan, wobei es der Dow-Jones-Index trotz der geringen Dynamik bis auf ein Jahreshoch geschafft hatte.

Gerade die luftigen Höhen bei den Indexständen lassen Anleger vor der Fed-Entscheidung umso vorsichtiger agieren. Denn als Fundament des Optimismus fungiert die Annahme, dass es der Fed trotz ihres Zinserhöhungszyklus gelingen werde, der US-Konjunktur eine weiche Landung ohne Rezession zu bescheren. Auch geht die Überzeugung mehrheitlich um, der Zinsgipfel in den USA sei mit der nächsten Zinserhöhung erreicht.

Doch müssen diese Annahmen durch die Kommentare von US-Notenbankgouverneur Jerome Powell am Mittwoch untermauert werden. Sollte Powell weitere Zinserhöhungen andeuten, dürfte die Wall Street auf Talfahrt gehen, sind sich Händler ziemlich sicher. Denn dann müsste ein Teil des Optimismus in Sachen Konjunktur- und Zinsentwicklung ausgepreist werden.

"Die Fed-Vertreter werden Anleger daran erinnern, dass der Zinserhöhungszyklus wahrscheinlich noch nicht zu Ende ist und eine weitere Zinserhöhung in den USA wahrscheinlich bevorstehen wird. Es besteht also eine große Chance, dass die Fed denjenigen die Laune verderben wird, die glauben, dass die Zinserhöhung in dieser Woche die letzte für diesen Straffungszyklus in den USA sein wird", warnt Analystin Ipek Ozkardeskaya von Swissquote unmissverständlich.


   Schwacher Euro treibt Dollar 

Der Euro gibt zum US-Dollar weiter nach, nachdem der deutsche Ifo-Index einen neuerlichen Beweis der aktuellen Wirtschaftsflaute geliefert hat. Dank der Schwäche der Gemeinschaftswährung steigt der Dollarindex um 0,1 Prozent. Der chinesische Renminbi wertet indes auf, nachdem das chinesische Politbüro die Bereitschaft signalisiert hat, die heimische Wirtschaft zu stützen und die Währung stabil zu halten.

Die Rentennotierungen bleiben unter Druck, die Renditen steigen damit im Vorfeld der als sicher geltenden Zinserhöhung. Nur am kurzen Ende des Marktes kommen die Renditen etwas zurück. Anleger setzten offenbar auf einen kurzfristig eher taubenhaften Ausblick der Fed, heißt es. Die kürzeren Laufzeiten reagieren sensibler auf Änderungen der Geldpolitik.

Am Erdölmarkt stagnieren die Preise. Zwar habe China eine Unterstützung der lahmenden Konjunktur signalisiert, zugleich aber auch sehr offen die konjunkturellen Herausforderungen beim Namen genannt, heißt es im Handel. Die Auswirkungen auf die Nachfrage in China sei aktuell nur schwer abzuschätzen. Einige Volkswirte hatten auf mehr staatliche Unterstützung gehofft.


   Raytheon unter Druck 

Aktien des Luft- und Raumfahrtzulieferer Raytheon Technologies (RTX Corp) reagieren im vorbörslichen US-Handel mit Abschlägen von 3,9 Prozent. Der Konzern räumte technische Probleme bei Triebwerken der Konzerntochter Pratt & Whitney ein und kündigte einen kostspieligen Rückruf an. Raytheon senkt daher seine Schätzung für den freien Cashflow 2023. Die angehobene Umsatzprognose für 2023 stützt daher kaum.

Der Musik-Streamingdienst Spotify hat im zweiten Quartal den höchsten Kundenzuwachs der Unternehmensgeschichte erzielt. Allerdings sorgten höhere Lizenzkosten und Einschnitte im Podcast-Geschäft für eine Ausweitung des Verlusts - der Kurs büßt 5,3 Prozent ein.

General Electric (GE) hat im zweiten Quartal 2023 die Markterwartungen übertroffen und die Jahresprognose angehoben. Der Kurs zieht um 3,8 Prozent an. Auch bei GE Healthcare Technologies (+0,3%) lief es im zweiten Quartal besser als gedacht, die Jahresprognose wurden ebenfalls angehoben. Allerdings ist die Aktie im Jahresverlauf schon sehr gut gelaufen.

Der im Juni erzielte Vergleich wegen der Verunreinigung von Trinkwasser mit sogenannten ewigen Chemikalien hat 3M im zweiten Quartal einen Milliardenverlust beschert. Operativ sank der Gewinn nur leicht, womit der Mischkonzern die Erwartungen der Analysten übertraf. Die Prognose für das Gesamtjahr hob 3M an - der Kurs zieht um 2,7 Prozent an.

General Motors (+0,2%) ist nach einem besser als erwartet verlaufenen Quartal optimistischer geworden und hat die Jahresprognose zum zweiten Mal in diesem Jahr angehoben. Auch beim Telekommunikationskonzern Verizon lief es im zweiten Quartal trotz eines Gewinnrückgangs rund, die Gesellschaft verdiente mehr als vorausgesagt.

Eine schwächere Nachfrage und niedrigere Preise haben der Dow Inc in der zweiten Periode einen Gewinn- und Umsatzeinbruch beschert. Auch wenn der Chemiekonzern noch immer besser als befürchtet abschnitt, sinkt der Kurs um 0,8 Prozent.

Mit einem Kurssprung von 9,3 Prozent reagieren die F5-Aktien auf die Geschäftszahlen des Cloudsicherheitsunternehmens. Umsatz und Ergebnis des ersten Geschäftsquartals haben die Erwartungen übertroffen. Besser als erwartet schnitt auch der Chiphersteller NXP Semiconductors (+2,8%) ab.


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US-Anleihen 
Laufzeit              Rendite     Bp zu VT    Rendite VT      +/-Bp YTD 
2 Jahre                  4,87         -6,2          4,94           45,4 
5 Jahre                  4,17         +2,0          4,15           17,3 
7 Jahre                  4,04         +2,0          4,02            7,3 
10 Jahre                 3,90         +2,8          3,87            1,6 
30 Jahre                 3,94         +1,4          3,93           -2,9 
 
DEVISEN               zuletzt        +/- %  Di, 7:59 Uhr  Mo, 17:29 Uhr   % YTD 
EUR/USD                1,1049        -0,2%        1,1076         1,1075   +3,2% 
EUR/JPY                156,10        -0,3%        156,65         156,45  +11,2% 
EUR/CHF                0,9592        -0,4%        0,9624         0,9598   -3,1% 
EUR/GBP                0,8610        -0,2%        0,8627         0,8639   -2,7% 
USD/JPY                141,29        -0,1%        141,44         141,27   +7,8% 
GBP/USD                1,2832        +0,1%        1,2840         1,2819   +6,1% 
USD/CNH (Offshore)     7,1368        -0,7%        7,1417         7,1877   +3,0% 
Bitcoin 
BTC/USD             29.122,28        -0,2%     29.124,85      29.088,77  +75,4% 
 
ROHÖL                 zuletzt  VT-Settlem.         +/- %        +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex               78,52        78,74         -0,3%          -0,22   -0,4% 
Brent/ICE               82,58        82,74         -0,2%          -0,16   -0,7% 
GAS                            VT-Settlem.                      +/- EUR 
Dutch TTF               31,59        30,56         +3,4%          +1,03  -62,5% 
 
METALLE               zuletzt       Vortag         +/- %        +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)          1.958,44     1.954,53         +0,2%          +3,91   +7,4% 
Silber (Spot)           24,58        24,38         +0,8%          +0,20   +2,6% 
Platin (Spot)          970,95       961,18         +1,0%          +9,78   -9,1% 
Kupfer-Future            3,91         3,85         +1,7%          +0,07   +2,4% 
YTD bezogen auf Schlussstand des Vortags 
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Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

DJG/DJN/flf/smh

(END) Dow Jones Newswires

July 25, 2023 08:54 ET (12:54 GMT)