NEW YORK (Dow Jones)--Die Wall Street gerät nach Inflationsdaten etwas über Markterwartung zunehmend unter Druck. Gegen Mittag New Yorker Ortszeit verliert der Dow-Jones-Index 0,7 Prozent auf 37.442 Punkte, S&P-500 und Nasdaq-Composite fallen um 0,9 bzw. 1,1 Prozent. Angesichts der heftigen Debatte über das Ausmaß der erwarteten Zinssenkungen 2024 kommt den Preisdaten eine Schlüsselrolle zu. Mit den US-Verbraucherpreisen wird eine zügige Senkung der Leitzinsen durch die US-Notenbank weniger wahrscheinlich. Die Teuerung lag absolut, aber auch in der Kernrate auf Jahressicht leicht oberhalb der Marktprognosen.

Marktstratege Neil Wilson von Finalto geht nicht davon aus, dass es eine Zinssenkung im März geben wird. Es werde viel, viel länger dauern, das Inflationsziel zu erreichen - wenn überhaupt - und der Markt befinde sich auf der falschen Seite dieser Wirklichkeit. Zu dieser Einschätzung passen auch besser als erwartet ausgefallene wöchentliche Arbeitsmarktdaten, die einmal mehr die Robustheit des US-Arbeitsmarktes untermauern und ebenfalls keine Argumente für Zinssenkungen liefern.

Fed-Präsident John Williams aus New York hatte jüngst bereits den Optimismus bezüglich sinkender Zinsen gedämpft. Denn seiner Ansicht nach benötigt die US-Notenbank mehr Anzeichen einer sich abkühlenden US-Konjunktur, bevor die Zinsen gesenkt werden könnten. Das aktuelle Zinsniveau reiche aber aus, die Inflation wieder auf das Ziel von 2 Prozent zu drücken. Marktbeobachter sehen in seinen Aussagen ein Plädoyer dafür, die Zinsen noch eine Weile auf dem hohen Niveau zu halten.


   Renditen uneinheitlich - Dollar fest 

Am Rentenmarkt zeigt in einem volatilen Geschäft kein klares Bild. Zehnjährige Papiere rentieren unverändert, während die Renditen der übrigen Laufzeiten uneineiheitlich tendieren. Der Handel präsentiere sich nach den Preisdaten nervös, heißt es. Der Dollar zieht mit sich reduzierenden Zinssenkungsfantasien an, der Dollarindex zeigt sich nach anfänglichen Verlusten nun auf Tagessicht mit einem Aufschlag von 0,3 Prozent.

Bitcoin hat derweil ins Minus gedreht. Die US-Börsenaufsicht SEC hat elf Bitcoin-ETFs, börsengehandelte Fonds, zugelassen. Die Entscheidung der US-Behörde ermöglicht es praktisch allen Anlegern, Bitcoin genauso einfach zu kaufen und zu verkaufen wie Aktien und Investmentfonds. Die Erwartung, dass die US-Regulierungsbehörden solche Fonds genehmigen werden, hat den Bitcoin-Kurs bereits im Vorfeld auf den höchsten Stand seit etwa zwei Jahren getrieben. Teilnehmer zitieren die alte Börsenregel: "Buy the Rumour, Sell the Fact".


   Ölpreise steigen mit Sorge vor Nahosteskalation 

Die Ölpreise legen mit der Sorge vor einer Eskalation des Nahostkriegs zu. Ein Öltanker einer griechischen Reederei ist im Golf von Oman offenbar von Unbekannten entführt worden. Laut Informationen aus Großbritannien soll sich das Schiff auf Kurs in iranische Hoheitsgewässer befinden. Damit droht eine erneute Eskalation mit dem Iran, der bereits hinter den Überfällen der jemenitischen Huthi-Rebellen auf Schiffe im Roten Meer verortet wird. Sollte sich herausstellen, dass der Iran hinter der Aktion steckt, könnte das zu Spekulationen führen, dass es zu Vergeltungsmaßnahmen der USA kommt. Damit könnte der Konflikt zwischen Israel und der Hamas auf andere Staaten überspringen.


   Megafusion in Energiebranche 

Die Reihe der Übernahmen in der US-Energiebranche setzt sich fort: Chesapeake Energy will den Konkurrenten Southwestern Energy für 7,4 Milliarden Dollar (6,7 Milliarden Euro) kaufen, wie beide Unternehmen am Donnerstag mitteilten. Damit solle ein führender Konzern auf dem Gebiet der Gasversorgung entstehen. Die Fusion würde einen Konzern mit einem Börsenwert von 24 Milliarden Dollar schaffen. Chesapeake steigen um 6,7 Prozent, Southwestern gewinnen 0,6 Prozent.

Nach der Zulassung von Bitcoin-ETFs können die Aktien mit Bezug zur Kryptowährung ihre ursprünglichen Kursaufschläge nicht halten und drehen nach unten ab, so Coinbase Global (-4,9%), Robinhood Markets (-2,9%), MicroStrategy (-4,1%), Marathon Digital Holdings (-13%) und Riot Platforms (-13%).

Die Citigroup-Aktie gibt um 2,6 Prozent nach, nachdem die Bank mitgeteilt hat, einmalige Kosten im Zusammenhang mit geopolitischen und wirtschaftlichen Risiken in Argentinien und Russland verbuchen zu müssen. Das Geldhaus kündigte zudem Kosten für seine Umstrukturierungspläne an, was sich auf die Ergebnisse des vierten Quartals auswirken werde, die am Freitag veröffentlicht werden.

Richardson Electronics knicken um 20 Prozent ein. Der Ingenieurdienstleister schrieb in seinem jüngsten Quartal rote Zahlen und verzeichnete sinkende Umsätze. Techtarget klettern um 11,1 Prozent - angetrieben vom Zusammenschluss mit Informa zur Schaffung einer globalen Plattform für Daten und Marktzugang. Informa wird dazu ihr Digitalgeschäft einbringen.

KB Home büßen 2,7 Prozent ein. Der Eigenheimbauer hat für sein viertes Quartal niedrigere Umsätze und Gewinne mitgeteilt, die aber gleichwohl höher ausfielen als erwartet.


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INDEX                 zuletzt        +/- %       absolut      +/- % YTD 
DJIA                37.441,58        -0,7%       -254,15          -0,7% 
S&P-500              4.742,03        -0,9%        -41,42          -0,6% 
Nasdaq-Comp.        14.808,87        -1,1%       -160,78          -1,4% 
Nasdaq-100          16.628,26        -1,0%       -164,78          -1,2% 
 
US-Anleihen 
Laufzeit     Rendite  Bp zu VT  Rendite VT  +/-Bp YTD 
2 Jahre         4,31      -4,6        4,36      -10,8 
5 Jahre         3,94      -3,0        3,97       -5,6 
7 Jahre         4,00      -1,0        4,01        3,0 
10 Jahre        4,03      -0,0        4,03       15,2 
30 Jahre        4,24      +3,2        4,21       26,7 
 
DEVISEN               zuletzt        +/- %  Do, 8:02 Uhr  Mi, 17:32 Uhr  % YTD 
EUR/USD                1,0944        -0,3%        1,0984         1,0956  -0,9% 
EUR/JPY                159,91        +0,1%        159,77         159,74  +2,8% 
EUR/CHF                0,9364        +0,3%        0,9332         0,9334  +0,9% 
EUR/GBP                0,8612        -0,0%        0,8603         0,8612  -0,7% 
USD/JPY                146,10        +0,3%        145,45         145,79  +3,7% 
GBP/USD                1,2709        -0,2%        1,2768         1,2721  -0,1% 
USD/CNH (Offshore)     7,1829        -0,0%        7,1662         7,1881  +0,8% 
Bitcoin 
BTC/USD             46.147,49        -1,7%     45.944,19      45.578,21  +6,0% 
 
ROHÖL                 zuletzt  VT-Settlem.         +/- %        +/- USD  % YTD 
WTI/Nymex               73,44        71,37         +2,9%          +2,07  +2,0% 
Brent/ICE               78,80        76,80         +2,6%          +2,00  +2,2% 
GAS                            VT-Settlem.                      +/- EUR 
Dutch TTF              30,855        31,19         -1,1%          -0,34  -2,8% 
 
METALLE               zuletzt       Vortag         +/- %        +/- USD  % YTD 
Gold (Spot)          2.016,15     2.025,88         -0,5%          -9,73  -2,2% 
Silber (Spot)           22,52        22,93         -1,7%          -0,40  -5,3% 
Platin (Spot)          913,90       923,00         -1,0%          -9,10  -7,9% 
Kupfer-Future            3,77         3,78         -0,2%          -0,01  -3,0% 
YTD bezogen auf Schlussstand des Vortags 
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Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

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(END) Dow Jones Newswires

January 11, 2024 12:15 ET (17:15 GMT)