NEW YORK (Dow Jones)--Einen Tag vor der Zinsentscheidung der US-Notenbank hat sich die Wall Street am Dienstag erneut mit leichten Aufschlägen gezeigt, auch wenn die Zurückhaltung weiter dominierte. Der Dow-Jones markierte dabei, wie bereits am Vortag, ein neues Jahreshoch.

Der Dow-Jones-Index erhöhte sich um 0,1 Prozent auf 35.438 Punkte und erreichte im Verlauf bei 35.528 Punkten ein Jahreshoch. Der S&P-500 legte um 0,3 Prozent zu und der Nasdaq-Composite stieg um 0,6 Prozent. Dabei standen 1.490 (Montag: 1.810) Kursgewinnern 1.446 (1.126) -verlierer gegenüber. Unverändert schlossen 80 (112) Titel.

Gerade die luftigen Höhen bei den Indexständen ließen Anleger vor der Fed-Entscheidung vorsichtiger agieren. Denn als Fundament des Optimismus fungiert die Annahme, dass es der Fed trotz ihres Zinserhöhungszyklus gelingen werde, der US-Konjunktur eine weiche Landung ohne Rezession zu bescheren. Auch geht die Überzeugung mehrheitlich um, der Zinsgipfel in den USA sei mit der nächsten Zinserhöhung erreicht.

Doch müssen diese Annahmen durch die Aussagen von US-Notenbankpräsident Jerome Powell am Mittwoch untermauert werden. Sollte Powell weitere Zinserhöhungen andeuten, dürfte die Wall Street auf Talfahrt gehen, waren sich Händler ziemlich sicher. Denn dann müsste ein Teil des Optimismus in Sachen Konjunktur- und Zinsentwicklung ausgepreist werden.

"Die Fed-Vertreter werden Anleger daran erinnern, dass der Zinserhöhungszyklus wahrscheinlich noch nicht zu Ende ist und eine weitere Zinserhöhung in den USA wahrscheinlich bevorstehen wird. Es besteht also eine große Chance, dass die Fed denjenigen die Laune verderben wird, die glauben, dass die Zinserhöhung in dieser Woche die letzte für diesen Straffungszyklus in den USA sein wird", warnte Analystin Ipek Ozkardeskaya von Swissquote unmissverständlich.

Die US-Konjunkturdaten des Tages fielen besser als erwartet aus. Wie das Forschungsinstitut Conference Board berichtete, stieg der Index des Verbrauchervertrauens auf 117,0. Von Dow Jones Newswires befragte Ökonomen hatten einen Stand von 112,0 erwartet. Der Vormonatswert wurde zudem nach oben revidiert.


   Euro erneut etwas schwacher 

Der Euro gab zum US-Dollar noch etwas nach, nachdem der deutsche Ifo-Index einen neuerlichen Beweis der aktuellen Wirtschaftsflaute geliefert hat. Dank der Euro-Schwäche legte der Dollar zunächst zu, zeigte sich im Vorfeld der US-Zinsentscheidung dann aber kaum verändert.

Die Rentennotierungen blieben unter Abgabedruck, die Renditen stiegen im Vorfeld der als sicher geltenden Zinserhöhung. Nur am kurzen Ende des Marktes kamen die Renditen zurück. Anleger setzten offenbar auf einen kurzfristig eher taubenhaften Ausblick der Fed, hieß es. Die kürzeren Laufzeiten reagieren sensibler auf Änderungen der Geldpolitik.

Am Ölmarkt legten die Preise für WTI und Brent erneut zu, wenn auch mit etwas gebremster Dynamik. Zwar habe China eine Unterstützung der lahmenden Konjunktur signalisiert, zugleich aber auch sehr offen die konjunkturellen Herausforderungen beim Namen genannt, hieß es im Handel. Die Auswirkungen auf die Nachfrage in China seien aktuell nur schwer abzuschätzen. Einige Volkswirte hatten auf mehr staatliche Unterstützung gehofft.

Der Goldpeis holte die Vortagesverluste wieder auf. Auch hier habe allerdings Zurückhaltung im Vorfeld der Fed-Zinsentscheidung geherrscht, hieß es.


   Raytheon unter Druck 

Aktien des Luft- und Raumfahrtzulieferer Raytheon Technologies brachen um 10,2 Prozent ein. Der Konzern räumte technische Probleme bei Triebwerken der Konzerntochter Pratt & Whitney ein und kündigte einen kostspieligen Rückruf an. Raytheon senkt daher seine Schätzung für den freien Cashflow 2023. Die angehobene Umsatzprognose für 2023 stützte daher nicht. Mit den Triebwerksproblemen verloren Boeing 0,8 Prozent.

Der Musik-Streamingdienst Spotify hat im zweiten Quartal den höchsten Kundenzuwachs der Unternehmensgeschichte erzielt. Allerdings sorgten höhere Lizenzkosten und Einschnitte im Podcast-Geschäft für eine Ausweitung des Verlusts - der Kurs büßte 14,3 Prozent ein.

General Electric (GE) hat im zweiten Quartal 2023 die Markterwartungen übertroffen und die Jahresprognose angehoben. Der Kurs zog um 6,3 Prozent an. Auch bei GE Healthcare Technologies (-0,5%) lief es im zweiten Quartal besser als gedacht, die Jahresprognose wurden ebenfalls angehoben. Allerdings ist die Aktie im Jahresverlauf schon sehr gut gelaufen.

Der im Juni erzielte Vergleich wegen der Verunreinigung von Trinkwasser mit sogenannten ewigen Chemikalien hat 3M im zweiten Quartal einen Milliardenverlust beschert. Operativ sank der Gewinn nur leicht, womit der Mischkonzern die Erwartungen der Analysten übertraf. Die Prognose für das Gesamtjahr hob 3M an - der Kurs stieg um 5,3 Prozent.

General Motors (-3,5%) ist nach einem besser als erwartet verlaufenen Quartal optimistischer geworden und hat die Jahresprognose zum zweiten Mal in diesem Jahr angehoben. Der Konzern will noch mehr sparen und auch die Investitionen drücken, was nicht gut ankam.

Auch beim Telekommunikationskonzern Verizon (+0,8%) lief es im zweiten Quartal trotz eines Gewinnrückgangs rund, die Gesellschaft verdiente mehr als vorausgesagt.

Eine schwächere Nachfrage und niedrigere Preise haben der Dow Inc in der zweiten Periode einen Gewinn- und Umsatzeinbruch beschert. Der Chemiekonzern schnitt aber noch immer besser als befürchtet ab, der Kurs legte um 1,8 Prozent zu. Besser als erwartet schnitt auch der Chiphersteller NXP Semiconductors (+4,3%) ab.


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INDEX           zuletzt  +/- %  absolut  +/- % YTD 
DJIA          35.438,07  +0,1%    26,83      +6,9% 
S&P-500        4.567,46  +0,3%    12,82     +19,0% 
Nasdaq-Comp.  14.144,56  +0,6%    85,69     +35,1% 
Nasdaq-100    15.561,42  +0,7%   113,39     +42,3% 
 
US-Anleihen 
Laufzeit              Rendite     Bp zu VT    Rendite VT      +/-Bp YTD 
2 Jahre                  4,87         -6,6          4,94           45,0 
5 Jahre                  4,17         +1,8          4,15           17,1 
7 Jahre                  4,04         +1,8          4,02            7,2 
10 Jahre                 3,89         +2,4          3,87            1,2 
30 Jahre                 3,94         +1,1          3,93           -3,2 
 
DEVISEN               zuletzt        +/- %  Di, 7:59 Uhr  Mo, 17:29 Uhr   % YTD 
EUR/USD                1,1053        -0,1%        1,1076         1,1075   +3,3% 
EUR/JPY                155,80        -0,5%        156,65         156,45  +11,0% 
EUR/CHF                0,9555        -0,7%        0,9624         0,9598   -3,5% 
EUR/GBP                0,8568        -0,7%        0,8627         0,8639   -3,2% 
USD/JPY                140,93        -0,4%        141,44         141,27   +7,5% 
GBP/USD                1,2900        +0,6%        1,2840         1,2819   +6,7% 
USD/CNH (Offshore)     7,1379        -0,7%        7,1417         7,1877   +3,0% 
Bitcoin 
BTC/USD             29.197,06        +0,1%     29.124,85      29.088,77  +75,9% 
 
ROHÖL                 zuletzt  VT-Settlem.         +/- %        +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex               79,59        78,74         +1,1%          +0,85   +0,9% 
Brent/ICE               83,61        82,74         +1,1%          +0,87   +0,5% 
GAS                            VT-Settlem.                      +/- EUR 
Dutch TTF               33,00        30,56         +8,0%          +2,44  -62,5% 
 
METALLE               zuletzt       Vortag         +/- %        +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)          1.964,32     1.954,53         +0,5%          +9,79   +7,7% 
Silber (Spot)           24,66        24,38         +1,2%          +0,29   +2,9% 
Platin (Spot)          970,98       961,18         +1,0%          +9,80   -9,1% 
Kupfer-Future            3,91         3,85         +1,7%          +0,07   +2,5% 
 
YTD bezogen auf Schlussstand des Vortags 
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Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

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(END) Dow Jones Newswires

July 25, 2023 16:14 ET (20:14 GMT)