FRANKFURT (Dow Jones)--Mit dem Beginn einer russischen Großoffensive in der Ukraine sind Europas Börsen sehr schwach in den Handel am Donnerstag gestartet. Auch von Belarus und von der Seeseite aus greifen offenbar russische Truppen an. Die Regierung in Kiew verhängte das Kriegsrecht und schloss den Luftraum für zivile Flugzeuge. Zuvor hatte der russische Präsident Wladimir Putin die "Militäroperation" gegen die Ukraine angekündigt. Im Westen wird der Angriff als Völkerrechtsbruch scharf verurteilt. Es bleibt abzuwarten, mit welchen Sanktionen dieser nun reagieren wird.

Der DAX verliert 3,5 Prozent auf 14.124 Punkte, für den Euro-Stoxx-50 geht es 3,3 Prozent auf 3.843 Punkte nach unten. Damit ist ein echter Crash an den Börsen bislang ausgeblieben. Im Handel heißt es, dass vereinzelt bereits Schnäppchenkäufer aktiv seien. Tagesverlierer sind bislang Bank- und Technologieaktien. Raiffeisen Bank brechen um mehr als 10 Prozent ein - das Kreditinstitut ist die europäische Bank mit dem höchsten Engagement in Russland.

Der Ölpreis schießt nach oben und notiert klar über 100 Dollar das Barrel. Ein Händler verweist auf große Investment-Banken wie JP Morgan. Diese hätten für den Fall einer Invasion in die Ukraine Szenarien aufgestellt, in der ein Ölpreis von 110 bis 115 Dollar je Barrel erwartet werde. Gesucht sind daneben die Fluchtwährungen Gold oder Yen. Auch der Anleihemarkt profitiert. Die russische Börse stürzt um knapp 50 Prozent ab, der Rubel um bis zu 10 Prozent auf Allzeittief.


   Zentralbanken sind wegen hoher Inflation die Hände gebunden 

Die in Krisenzeiten übliche Unterstützung der Finanzmärkte durch die Notenbanken ist dieses Mal nur in erheblich geringerem Umfang zu erwarten, wie Marktstratege Thomas Altmann von QC Partners sagt. Historisch seien den Börsianern in schwierigen Zeiten meist die Notenbanken zu Hilfe gekommen. "Das ist diesmal jedoch schwieriger denn je", heißt es. Denn die aktuell noch stärker steigenden Energiepreise könnten die Inflation noch weiter anfachen. Maximal seien Verschiebungen und ein geringeres Tempo bei der Straffung der Geldpolitik zu erwarten.

Gegen den Trend gewinnen BAE Systems 2,8 Prozent. Die Titel des Rüstungsherstellers werden als einer der wenigen Profiteuren der Kampfhandlungen in der Ukraine gesehen, und dies zusätzlich zu den guten Jahreszahlen für 2021. "Die Kriegshandlungen zeigen vor allem, dass die abgewirtschafteten Armeen Europas, allen voran die kaum noch existente Bundeswehr, der Bedrohungslage nicht mehr angemessen sind", sagt ein Händler. Die Friedensdividende nach dem Mauerfall sei nun für alle erkennbar aufgebraucht. Rheinmetall gewinnen 2,3 Prozent.

Für Safran geht es nach Zahlenauseweis um 3,1 Prozent nach unten. Die Zahlen bewegen sich im Rahmen der Erwartungen, genauso wie die von Accor - für die Aktie geht es in Paris um 3,9 Prozent nach unten im dem negativen Gesamtmarktumfeld.

Die Ergebnisse der Deutschen Telekom ohne T-Mobile US deckten sich im vierten Quartal laut der Citigroup im Allgemeinen mit den Markterwartungen. Auch der Ausblick für das Unternehmen ohne T-Mobile US entspreche weitgehend den Konsenserwartungen, die sich kaum deutlich ändern dürften. Dennoch gibt die Aktie um 3,9 Prozent nach. Für Mercedes-Benz geht es nach Zahlenausweis um 4 Prozent nach unten - belastet von der Sorge um Sanktionen und Absatzmärkte.


   HHLA könnte zu einem der Verlierer der Ukraine-Krise werden 

Druck auf die Aktien von HHLA erwarten Händler. Angesichts des Angriffs auf die Ukraine durch Russland könnte ein Artikel im Handelsblatt belasten, der das Engagement des Hafenbetreibers im Krisengebiet thematisiert. Dort drohten hohe Verluste, HHLA könnte zu einem der größten Verlierer der Krise werden, heißt es in dem Bericht. Schon am Vortag habe sich diese Belastung bei der Aktie von Versorger Uniper gezeigt, ergänzen Händler. HHLA verlieren 3,2 Prozent.

Starke Geschäftszahlen hat der Kranhersteller Palfinger (-1,2%) aus Österreich vorgelegt. Umsatz und Gewinn befinden sich auf Allzeithoch. "An Tagen wie heute nutzt das leider nichts", sagt ein Händler. Sehr gut sei im Ausblick das Umsatzziel von rund 2 Milliarden Euro im laufenden Jahr nach 1,84 Milliarden Euro 2021. Etwas belastend sei jedoch der Margenausblick.

Gute Geschäftszahlen für 2021 hat Automobilzulieferer Knorr-Bremse (-3%) vorgelegt. Die Analystenerwartungen wurden erreicht oder leicht übertroffen. Der Ausblick könnte allerdings als zu konservativ gesehen werden, da die Erwartungen zumeist schon am oberen Rand der genannten Spanne bei Umsatz und Cashflow lägen. Belastend dürfte sich aber angesichts des Ukrainekrieges die Zusammenarbeit mit dem russischen Lkw-Hersteller Kamaz auswirken, der auch das Militär ausstattet. In diesem Bereich seien klar Sanktionen des Westens zu erwarten, heißt es.


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Aktienindex              zuletzt      +/- %       absolut      +/- % YTD 
Euro-Stoxx-50           3.842,65      -3,3%       -130,76         -10,6% 
Stoxx-50                3.558,72      -2,8%       -101,45          -6,8% 
DAX                    14.123,95      -3,5%       -507,41         -11,1% 
MDAX                   31.156,95      -2,3%       -730,16         -11,3% 
TecDAX                  3.064,71      -2,4%        -74,16         -21,8% 
SDAX                   13.824,27      -2,4%       -334,83         -15,8% 
FTSE                    7.303,83      -2,6%       -194,35          +1,5% 
CAC                     6.572,94      -3,1%       -207,73          -8,1% 
 
Rentenmarkt              zuletzt                  absolut        +/- YTD 
Dt. Zehnjahresrendite       0,15                    -0,08          +0,33 
US-Zehnjahresrendite        1,90                    -0,09          +0,39 
 
DEVISEN                  zuletzt      +/- %  Do, 9:11 Uhr  Mi, 17:06 Uhr   % YTD 
EUR/USD                   1,1239      -0,6%        1,1258         1,1323   -1,2% 
EUR/JPY                   128,85      -0,9%        129,10         130,24   -1,6% 
EUR/CHF                   1,0342      -0,4%        1,0354         1,0384   -0,3% 
EUR/GBP                   0,8350      +0,0%        0,8343         0,8350   -0,6% 
USD/JPY                   114,65      -0,3%        114,68         115,04   -0,4% 
GBP/USD                   1,3461      -0,6%        1,3489         1,3558   -0,5% 
USD/CNH (Offshore)        6,3245      +0,2%        6,3202         6,3145   -0,5% 
Bitcoin 
BTC/USD                35.550,69      -5,6%     35.694,03      38.390,25  -23,1% 
 
ROHÖL                    zuletzt  VT-Settl.         +/- %        +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex                  97,87      92,10         +6,3%           5,77  +31,5% 
Brent/ICE                 103,19      96,84         +6,6%           6,35  +33,1% 
 
METALLE                  zuletzt     Vortag         +/- %        +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)             1.945,16   1.909,04         +1,9%         +36,12   +6,3% 
Silber (Spot)              25,15      24,55         +2,4%          +0,60   +7,9% 
Platin (Spot)           1.117,00   1.095,00         +2,0%         +22,00  +15,1% 
Kupfer-Future               4,49       4,48         +0,0%          +0,00   +0,5% 
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February 24, 2022 03:58 ET (08:58 GMT)