Von Steffen Gosenheimer

TOKIO/HONGKONG (Dow Jones)--Die Eskalation im Nahen Osten nach dem erstmaligen direkten Angriff Israels durch Iran sorgt an den Aktienmärkten in Ostasien für Nervosität und fallende Kurse. Dabei fallen die Abgaben insgesamt aber eher moderat aus, nachdem sie zwischenzeitlich zumindest etwas deutlicher waren. In Schanghai steigt das Börsenbarometer sogar deutlich.

Auch am Ölmarkt fällt die Reaktion eher gelassen aus. Die Preise zeigen sich wenig verändert, Rohöl der Sorte Brent kostet mit 85,45 Dollar je Fass einen Tick weniger als am Freitag. Ein Anstieg der Ölpreise sei kurzfristig unwahrscheinlich, weil die Opec über ausreichend freie Kapazitäten verfüge und die geopolitische Risikoprämie bereits hoch sei, erläutern die Energieexperten von ANZ.

Der Markt sei seit Oktober, als der Hamas-Israel-Konflikt begann, nervös, und eine mögliche iranische Beteiligung sei schon lange ein Grund zur Sorge. Während Teheran die Angelegenheit nun als abgeschlossen betrachten könnte, werde einiges davon abhängen, wie wiederum Israel nun reagiere, so ANZ weiter.

An den Aktienmärkten scheint die Entwicklung ähnlich interpretiert zu werden. Günstig sei auch, dass der iranische Angriff mit Drohnen und Raketen wohl nur überschaubare Schäden hinterlassen hat, dank der Luftabwehr Israels.

In Tokio geht es für den Nikkei-Index um 1,1 Prozent nach unten auf 39.102 Punkte. Seoul tendiert 0,8 Prozent leichter, in Hongkong beträgt das Minus 0,7 und in Sydney 0,4 Prozent.

Ausreißer nach oben ist Schanghai. Dort steigt der Index um 1,2 Prozent, nachdem die chinesische Notenbank den Zins für ihre einjährige Kreditfazilität unverändert bei 2,5 Prozent gelassen hat. Unterstützung kommt von Goldman Sachs, wo man dem chinesischen Aktienmarkt in einer aktuellen Studie in den nächsten 12 Monaten ein Potenzial von 12 Prozent zubilligt. Der nächste Impuls könnte in der Nacht zu Dienstag kommen, wenn die BIP-Daten aus China für das erste Quartal berichtet werden.

Positiv kommt in Schanghai laut Marktteilnehmern, dass die chinesischen Aufsichtsbehörden am Freitag ankündigten, die Hürden für Unternehmen, die sich um eine Börsennotierung bemühen, zu erhöhen. Dazu müssten Unternehmen, die Finanzbetrug begangen hätten, mit einem strengeren Vorgehen im Hinblick auf ein Delisting rechnen. Die Richtlinien dürften insgesamt für einen stabileren Aktienmarkt sorgen, so die Analysten von CICC.


 Zinsen bleiben Thema 

Sollte sich die Eskalation verschärfen, könnten die Märkte weiter fallen, warnt derweil Diana Mousina, Volkswirtin bei AMP. Es sei aber unwahrscheinlich, dass die Aktienmärkte um mehr als 10 Prozent fallen. "Ich denke, dass man wirklich eine Veränderung des wirtschaftlichen Umfelds braucht. Zum Beispiel eine vollständige Auspreisung der Zinssenkungen in diesem Jahr", so die Expertin.

Auch am Devisenmarkt fällt die Reaktion gedämpft aus. Der Dollar zeigt sich wenig verändert, ist also als sicherer Hafen nicht stärker gesucht. Der Yen, der in Krisenzeiten ebenfalls oft gesucht ist, verliert sogar deutlich an Boden. Der Dollar hat die 153er Marke deutlich überschritten und kostet 153,80 Yen. Zuletzt hatte es vermehrt verbale Interventionen aus Japan zugunsten der eigenen Währung gegeben, die aber nicht gefruchtet hatten und auch bislang keine konkreten Maßnahmen am Devisenmarkt nach sich zogen.

Auch das Gold ist als sicherer Hafen zunächst nicht mehr gesucht. Am Freitag hatte das Edelmetall noch ein Rekordhoch markiert mit 2.431 Dollar, ehe dann Gewinnmitnahmen einsetzten und den Preis deutlich drückten. Daneben dürfte der festere Dollar den Goldpreis belastet haben. Aktuell kostet die Feinunze wenig verändert 2.356 Dollar.


 
Index (Börse)            zuletzt        +/- %      % YTD          Ende 
S&P/ASX 200 (Sydney)    7.755,90        -0,4%      +2,2%         08:00 
Nikkei-225 (Tokio)     39.102,03        -1,1%     +18,1%         08:00 
Kospi (Seoul)           2.659,29        -0,8%      +0,2%         08:00 
Schanghai-Comp.         3.055,99        +1,2%      +2,7%         09:00 
Hang-Seng (Hongk.)     16.599,34        -0,7%      -1,8%         10:00 
Straits-Times (Sing.)   3.182,33        -1,1%      -0,7%         11:00 
KLCI (Malaysia)         1.544,58        -0,4%      +6,6%         11:00 
 
DEVISEN                  zuletzt        +/- %      00:00  Fr, 9:33 Uhr   % YTD 
EUR/USD                   1,0653        +0,2%     1,0636        1,0681   -3,6% 
EUR/JPY                   163,84        +0,6%     162,80        163,71   +5,3% 
EUR/GBP                   0,8549        +0,1%     0,8543        0,8536   -1,4% 
GBP/USD                   1,2460        +0,1%     1,2449        1,2513   -2,1% 
USD/JPY                   153,82        +0,5%     153,07        153,26   +9,2% 
USD/KRW                 1.383,78        +1,1%   1.383,78      1.380,11   +6,6% 
USD/CNY                   7,1088        +0,2%     7,1088        7,1041   +0,1% 
USD/CNH                   7,2588        -0,1%     7,2673        7,2611   +2,0% 
USD/HKD                   7,8339        -0,0%     7,8372        7,8369   +0,3% 
AUD/USD                   0,6485        +0,3%     0,6466        0,6514   -4,8% 
NZD/USD                   0,5947        +0,1%     0,5939        0,5975   -5,9% 
Bitcoin 
BTC/USD                64.976,57        +1,9%  63.779,37     70.852,95  +49,2% 
 
 
ROHÖL                    zuletzt  VT-Settlem.      +/- %       +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex                  85,37        85,66      -0,3%         -0,29  +17,5% 
Brent/ICE                  90,24        90,45      -0,2%         -0,21  +17,8% 
 
 
METALLE                  zuletzt       Vortag      +/- %       +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)             2.356,64     2.344,24      +0,5%        +12,41  +14,3% 
Silber (Spot)              28,22        27,88      +1,2%         +0,34  +18,7% 
Platin (Spot)             972,65       975,75      -0,3%         -3,10   -2,0% 
Kupfer-Future               4,29         4,26      +0,8%         +0,03   +9,8% 
 
YTD bezogen auf Schlusskurs des Vortags 
 

Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

DJG/DJN/gos/err

(END) Dow Jones Newswires

April 15, 2024 00:55 ET (04:55 GMT)