Von Hans Bentzien

FRANKFURT (Dow Jones)--Die Wirtschaftslage in Deutschland ist besser als die Stimmung - das könnten die in der Woche anstehenden Daten ein weiteres Mal bestätigen. So dürfte die Produktion im produzierenden Sektor im November trotz Ukraine-Kriegs und Energiekrise gestiegen sein, und das Bruttoinlandsprodukt (BIP) sollte allen Widrigkeiten zum Trotz im vergangenen Jahr zugelegt haben. Selbst für das vierte Quartal ist eine positive Überraschung nicht ausgeschlossen.


   Deutsche Produktion steigt im November um 0,3 Prozent 

Die Produktion im produzierenden Sektor Deutschlands dürfte im November etwas gestiegen sein. Der Zuwachs beim Umsatz des verarbeitenden Gewerbes (plus 2,1 Prozent) spricht sogar für ein deutliches Plus, aber Bauproduktion und Energieerzeugung könnten belastet haben. Die Produktionsdaten sind ein wichtiger Baustein, mit dem die Statistiker noch die Erwartungen für das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im vierten Quartal beeinflussen werden, für das sie am Freitag voraussichtlich eine Schätzung abgeben werden. Von Dow Jones Newswires befragte Volkswirte prognostizieren einen Anstieg von 0,3 Prozent. Das Statistische Bundesamt (Destatis) veröffentlicht die Daten am Montag (8.00 Uhr).


   Deutsche Wirtschaft wächst 2022 um 1,9 Prozent 

Die deutsche Wirtschaft dürfte im vergangenen Jahr gewachsen sein - vor allem dank der nach der Corona-Pandemie wieder angelaufenen Dienstleistungswirtschaft und trotz des russischen Kriegs gegen die Ukraine. Von Dow Jones Newswires befragte Volkswirte erwarten, dass das Statistische Bundesamt einen Anstieg des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 1,9 Prozent melden wird. Darin enthalten ist allerdings ein statistischer Überhang aus 2021 von 0,85 Prozent - mehr als die Hälfte des Wachstums ist also ein rein rechnerischer Effekt.

Im Mittelpunkt des Interesses wird wie üblich die Frage stehen, wie die Statistiker die Entwicklung im vierten Quartal einschätzen - was wiederum entscheidend für den statistischen Über- oder Unterhang für 2023 sein wird. Destatis veröffentlicht die Daten am Freitag (10.00 Uhr).


   Weitere Daten für das vierte Quartal 

Die Woche bietet neben der Produktion einige auf das Schlussquartal bezogene Daten. So veröffentlicht Destatis am Montag (8.00 Uhr) den Maut-Fahrleistungsindex für Dezember, der Rückschlüsse auf die Produktion im letzten Monat des vierten Quartals zulässt. Es folgen zur gleichen Zeit am Mittwoch der Dienstleistungsumsatz für Oktober und am Donnerstag zur gleichen Zeit die Statistik zum Inlandstourismus im November.


   US-Inflationsdruck lässt im Dezember weiter nach 

Der Inflationsdruck in den USA dürfte im Dezember weiter nachgelassen haben. Laut Factset erwarten Analysten, dass die Verbraucherpreise auf Monatssicht nur stagniert haben und um 6,6 (November: 7,1) Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats lagen. Etwas schwächer dürfte dagegen die Entspannung bei den Verbraucherpreisen ohne Energie und Nahrungsmittel ausfallen. Hier werden ein monatlicher Anstieg von 0,3 Prozent und ein Rückgang der Jahresteuerung auf 5,8 (6,0) Prozent prognostiziert. Der grundlegende Inflationsdruck bliebe damit ungemütlich hoch, wozu die zuletzt "hawkishen" Aussagen von Notenbank-Offiziellen passen würden.

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January 06, 2023 10:33 ET (15:33 GMT)