Was die Handelserleichterungen des Bali-Paketes für die Unternehmen bedeuten

Bali kann als Riesenerfolg gewertet werden. Denn seit der sogenannten Doha-Runde, bei der sich die Mitglieder der Welthandelsorganisation (WTO) im Jahr 2001 auf die Liberalisierung des globalen Handels verständigt hatten, kamen die Verhandlungen immer wieder ins Stocken. Die Industrie- und Handelskammer (IHK) Erfurt wirft einen Blick auf die wichtigsten Änderungen für Thüringer Betriebe.

"Ich hoffe auf die rasche Ratifizierung des jüngsten WTO-Abkommens, denn die im Dezember 2013 getroffenen Beschlüsse von Bali versprechen Thüringer Firmen nicht nur Kostenentlastungen bei der Zollabwicklung, sondern auch Zuwächse im Geschäftsvolumen", erklärt IHK-Hauptgeschäftsführer Gerald Grusser.

Das Abkommen bringe mehr Transparenz über etwaige Handelsvorgaben der beteiligten Staaten, Rechtssicherheit für Unternehmen, die Reduzierung von Gebühren und Abgaben, weltweit gültige Standards, weniger Dokumentationspflichten sowie mehr Freiheiten im Transitverkehr.

Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) veranschlagt die Zusatzeinnahmen für die deutsche Wirtschaft auf bis zu 12 Milliarden Euro jährlich. Dabei handele es sich in erster Linie um höhere Umsätze. Mit den zusätzlichen Kostenentlastungen sei aber auch eine Gewinnzunahme zu erwarten.

So sollen nach IHK-Berechnungen die Zollkosten der Unternehmen durch die Vereinbarungen zu Harmonisierung, Transparenz und Bürokratieabbau um 10 bis 15 Prozent sinken. "Der in Bali verabredete Abbau von Handelsschranken ist besonders wichtig, da mehr als ein Drittel der deutschen Unternehmen derzeit von weltweit zunehmenden Handelshemmnissen berichtet. Das sind vor allem nichttarifäre Barrieren, wie verstärkte Sicherheitsanforderungen, lokale Zertifizierungsvorschriften oder der Zwang zur Produktion vor Ort", fasst IHK-Chef Gerald Grusser die Ergebnisse der deutschlandweiten IHK-Umfrage "Going International 2014" zusammen, an der sich über 2.200 Unternehmen beteiligten.

"Von den Bali-Beschlüssen werden besonders solche Branchen profitieren, die in Märkten mit komplexen Zollformalitäten agieren. Das betrifft vornehmlich die Säulen der deutschen Außenwirtschaft, wie den Maschinen- und Fahrzeugbau sowie die Chemieindustrie", so Grusser weiter. Die Handelserleichterungen zielten darauf ab, die Deklaration von Waren zu vereinfachen und die Arbeitsabläufe bei den Zollbehörden zu vereinheitlichen.

Um in Kraft zu treten, müsse das Abkommen nun noch von zwei Dritteln der 159 WTO-Mitglieder ratifiziert werden. Auch wenn dieser Prozess einige Zeit in Anspruch nehme, wären große Verzögerungen nicht zu erwarten, schließlich bringe das Abkommen Wohlstandsgewinne für alle Mitgliedsstaaten. Grusser ist zuversichtlich, dass das Abkommen spätestens bis zum nächsten WTO-Treffen im Herbst 2015 ratifiziert sein wird.

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