Berlin (Reuters) - Die vorübergehende Senkung der Mehrwertsteuer hat die Konsumausgaben laut dem Münchner Ifo-Institut nur wenig stimuliert.

Umfragen legten nahe, dass damit das erklärte Ziel des Staates nicht erreicht worden sei, Bürger zu größeren Anschaffungen zu bewegen, schreiben die Ifo-Autoren um Institutschef Clemens Fuest in einem Aufsatz. Die Steuer habe 6,3 Milliarden Euro an zusätzlichem Konsum gebracht, diese stünden zu den Kosten in Höhe von 20 Milliarden Euro in keinem Verhältnis. Ifo nutzte Daten von Forsa-Umfragen. An den Befragungen nahmen jeweils etwa 30.000 Personen teil.

Nur zwei Prozent der Befragten, die im Zeitraum von Juli bis Oktober eine größere Anschaffung getätigt hatten, gaben demnach dabei an, dass sie ohne die Steuersenkung auf diese Anschaffung verzichtet hätten. Von jenen, die bis Jahresende noch größere Anschaffungen planten, gaben nur zwölf Prozent im Oktober an, dass sie ohne Mehrwertsteuersenkung darauf verzichten würden. Im November war es dann mit 29 Prozent ebenfalls eine Minderheit, die angab, dass die Mehrwertsteuersenkung bei ihren Konsumabsichten eine Rolle gespielt habe.

Auch das Berliner Institut DIW sieht die Kosten für die zeitweise Absenkung der Steuer bei rund 20 Milliarden Euro, zieht aber anders als das Ifo eine eher positive Bilanz der Maßnahme: "Die zeitweise Absenkung der Mehrwertsteuer hat den Konsum in Deutschland spürbar angeschoben", so DIW-Konjunkturchef Claus Michelsen. Für Haushalte mit geringen Einkommen habe dies die Kaufkraft gestärkt - die vorliegenden Zahlen zeigten, dass die Steuersenkung in vielen Bereichen nahezu vollständig, zumindest aber in größeren Teilen weitergegeben worden sei. Die Bundesregierung senkte die Mehrwertsteuer von Juli bis Ende 2020 vorübergehend von 19 auf 16 Prozent, um Konsum und Wirtschaft in der Corona-Krise anzukurbeln.