BERLIN (Dow Jones)--Das Wachstum im europäischen Bau wird in den Jahren 2023 bis 2025 nach Einschätzung des Ifo-Instituts schwächer ausfallen. Dabei erfahre besonders der Wohnungsbau in Deutschland aufgrund der höheren Zinsen spürbaren Gegenwind. Die stärksten positiven Impulse sollten hingegen vom europäischen Tiefbau ausgehen. Das zeigen Berechnungen der Forschergruppe Euroconstruct, der das Ifo-Institut angehört.

Nach den Ergebnissen der Ifo-Umfrage im Dezember waren die Auftragsbestände im deutschen Wohnungsneubau zwar weiter auf hohem Niveau, aber sie fielen den fünften Monat in Folge. Notwendige Neuaufträge blieben aus. "Zu den Hauptgründen zählen die erheblich verteuerten Wohnungsbaukredite, stark gestiegene Baukosten sowie die Rückführung der Neubauförderung des Bundes", sagte Ifo-Experte Ludwig Dorffmeister. "Für private Bauherren und Wohnungsunternehmen haben sich die Rahmenbedingungen drastisch verschlechtert."

Dennoch dürften die negativen Folgen dieser Entwicklung wegen der langen Realisierungszeiten vorerst nur bedingt auf die Bauaktivitäten durchschlagen. Insbesondere das Ausbaugewerbe wird der Forschungsgruppe Euroconstruct zufolge aufgrund der Kapazitätsengpässe in den kommenden Monaten noch gut zu tun haben.


   Eintrübung nach zwei sehr guten Jahren 

Für den europäischen Wohnungsbau erwarten die Experten nach zwei sehr guten Geschäftsjahren nun eine deutliche Eintrübung. Im Zeitraum 2023 bis 2024 wird die Bautätigkeit demnach um insgesamt fast 3 Prozent abnehmen und erst 2025 wieder leicht zulegen. Der Rückgang des Neubauvolumens im laufenden Jahr um 2 Prozent gehe dabei auf die vielfältigen wirtschaftlichen Auswirkungen des Ukraine-Kriegs zurück.

An den Einbußen im Bestandssektor in den Jahren 2023 und 2024 habe dagegen die Absenkung der zuletzt äußerst freigiebigen staatlichen Sanierungsförderung in Italien maßgeblichen Anteil. "In den meisten europäischen Ländern dürfte allerdings der zurückliegende Energiepreisschock dazu führen, dass mehr in die Wohnungsbestände investiert wird", sagte Dorffmeister.

Mit Blick auf den Tiefbau geht erwartet das Institut wegen der notwendigen Investitionen in die Energieversorgung, den Ausbau von Transportwegen und in öffentliche Verkehrsangebote deutliche Zuwachsraten. Die Experten gehen von einer Steigerung des Tiefbauvolumens 2023 um 2,9 Prozent, 2024 um 1,8 Prozent und 2025 um 2,2 Prozent aus. Die größten Zuwächse werden für Italien, Norwegen, die Slowakei und Polen erwartet. Nur in Finnland werde der Markt schrumpfen, so die Studie.

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January 18, 2023 03:58 ET (08:58 GMT)