Berlin (Reuters) - Die deutsche Wirtschaft schüttelt die Furcht vor einer Winter-Rezession ab und geht mit mehr Optimismus ins neue Jahr.

Der Ifo-Geschäftsklimaindex stieg im Januar auf 90,2 Zähler von 88,6 Punkten im Vormonat, wie das Münchner Ifo-Institut am Mittwoch zu seiner Umfrage unter rund 9000 Führungskräften mitteilte. Von Reuters befragte Ökonomen hatten mit dem Anstieg in dieser Höhe gerechnet. Mit den laufenden Geschäften waren die Befragten allerdings unzufriedener als im Dezember, die Erwartungen mit Blick auf die nächsten sechs Monate legten hingegen zu. "Die deutsche Wirtschaft startet zuversichtlicher ins neue Jahr", sagte Ifo-Präsident Clemens Fuest.

Mit Blick auf die Konjunkturaussichten werde es wohl weitaus weniger schlimm kommen, als zunächst von den Führungskräften befürchtet, meint Chefökonom Alexander Krüger von der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank: "Das Risiko einer Rezession wird immer geringer." Die Wirtschaft hat hierzulande wieder Wachstum vor Augen, wie aus dem jüngsten S&P Global-Einkaufsmanagerindex hervorgeht. Eine Winter-Rezession könnte Deutschland somit erspart bleiben, da das Bruttoinlandsprodukt von Oktober bis Dezember 2022 nach vorläufigen Erkenntnissen des Statistischen Bundesamts im Vergleich zum Vorquartal stagnierte.

FRÜHJAHR SOLL BESSERUNG BRINGEN

Die hiesige Wirtschaft wird nach Prognose des Ifo-Instituts ungeachtet der deutlich aufgehellten Konjunkturerwartungen im ersten Quartal allerdings etwas schrumpfen: "Das Bruttoinlandsprodukt dürfte leicht sinken", sagte der Leiter der Ifo-Umfragen, Klaus Wohlrabe, der Nachrichtenagentur Reuters. "Das liegt vor allem am privaten Konsum." Der dürfte von Januar bis März niedriger ausfallen als zum Jahresende 2022 - auch wegen Vorzieheffekten. So seien im Dezember noch viele Elektroautos abgesetzt worden, da die Käufer noch in den Genuss der staatlichen Prämie kommen wollen. "Diese Nachfrage fehlt nun", sagte Wohlrabe. Zudem müssten viele Verbraucher ab Jahresbeginn deutlich mehr für Strom und Gas bezahlen. "Das Geld fehlt für andere Ausgaben."

    Eine klassische Rezession - die Ökonomen mit zwei Minus-Quartalen in Folge definieren - sieht der Ifo-Experte aber nicht kommen. "Im Frühjahr dürfte die Wirtschaft wieder wachsen", sagte er. Auch die Bundesregierung erwartet keine Rezession. In dem Reuters vorliegenden Jahreswirtschaftsbericht rechnet sie für 2023 nun mit einem Wachstum von 0,2 Prozent, nachdem im Oktober noch ein Minus von 0,4 Prozent veranschlagt wurde. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck stellt die neuen Konjunkturprognosen am Nachmittag in Berlin vor.

Doch auch wenn die Sorgen vor einem Konjunktureinbruch in Deutschland überwunden zu sein scheinen, stellen sich Wirtschaftsverbände aller Weltregionen dennoch auch für 2023 auf ein schwieriges Jahr ein. Einer globalen Umfrage zufolge werden anhaltende geopolitische Spannungen wie der russische Krieg gegen die Ukraine die größte Herausforderung bleiben, gefolgt von der hohen Inflation und der Sicherung von Energie, wie der europäische Wirtschaftsverband Eurochambres mitteilte.

(Mitarbeit: Christian Krämer, Holger Hansen, redigiert von Sabine Ehrhardt. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)

- von Reinhard Becker und Rene Wagner