Berlin (Reuters) - Die Bundesregierung versucht die Wasserstoff-Wirtschaft in Deutschland mit weiteren Projekten in Schwung zu bringen.

Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) und mehrere Bundesländer gaben am Montag die Förderung von 22 Vorhaben mit insgesamt 4,6 Milliarden Euro frei. Davon entfallen 30 Prozent der Hilfen auf die Länder. Die Unternehmen selbst investieren zusätzlich 3,3 Milliarden Euro. Die EU-Kommission hatte die Förderung bereits gebilligt. Ein weiteres Projekt erhielt grünes Licht für einen vorzeitigen Start, die formale Genehmigung steht noch aus.

Die Vorhaben gehören zur dritten sogenannten Hy2Infra-Welle des IPCEI(Important Projects of Common European Interest). Dabei geht es um Produktion von Wasserstoff aus Wind oder Sonne und den Bau von Leitungen und Speichern. Habeck sagte, damit sei der Startschuss für große Elektrolyseure, also Wasserstoff-Produzenten gefallen. "Eine leistungsfähige Wasserstoff-Infrastruktur spielt eine Schlüsselrolle, um die Dekarbonisierung der Industrie und des Energiesektors zu ermöglichen", so der Grünen-Politiker.

Die geförderten Projekte umfassen unter anderem die Produktion von grünem Wasserstoff durch Elektrolyseure mit bis zu 1,4 GW Erzeugungskapazität. Zum Vergleich: 1,4 Gigawatt entsprechen rechnerisch der Leistung eines großen AKW. Zudem gehe es um Wasserstoff-Speicher mit bis zu 370 Gigawattstunden. Gebaut werden sollen zudem Leitungen von 2000 Kilometer Länge.

Am Donnerstag hatte Deutschland seinen ersten Einkaufsvertrag zur Einfuhr von Wasserstoff bekannt gegeben. Von 2027 bis 2032 sollen 259.000 Tonnen des Wasserstoff-Derivats Ammoniak per Schiff aus Ägypten geliefert werden. Eigentlich hatte die Regierung auf erste Lieferungen bereits Ende 2024 gehofft. Der Hochlauf der Wasserstoff-Wirtschaft kommt allerdings langsamer in Schwung als von der Regierung zunächst erhofft.

Wasserstoff gilt als Schlüssel, um vor allem die Grundstoffindustrie in Deutschland klimaneutral zu machen. Zudem soll er aber auch in Gas-Kraftwerken eingesetzt werden, um die wachsende aber stark schwankende Produktion von Wind- oder Solarstrom auszugleichen. Wasserstoff wird zudem auch im Luft- und Schiffsverkehr benötigt. Es wird davon ausgegangen, dass Deutschland langfristig etwa ein Drittel des Bedarfs selbst produzieren kann, der Rest muss eingeführt werden.

(Bericht von: Markus Wacket; redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)