FRANKFURT (dpa-AFX) - Einen Tag nach der dritten Zinsanhebung der US-Notenbank Fed in diesem Jahr haben neben der Europäischen Zentralbank (EZB) noch fünf weitere wichtige Notenbanken Beschlüsse gefällt. Einige folgen der Fed, andere lassen sich noch Zeit. Die Entscheidungen vom Donnerstag und ihre Hintergründe im Überblick:

EURORAUM: Die EZB setzt trotz deutlich angehobener Wachstumsprognosen ihre extrem lockere Geldpolitik unverändert fort. "Die Notenbank hat in diesem Jahr alles gesagt und getan, was sie tun wollte", sagt Carsten Brzeski, Chefökonom der Direktbank ING-Diba. Im Oktober hatte die EZB eine Halbierung ihrer Anleihekäufe ab Anfang 2018 beschlossen. Das Programm soll noch mindestens bis September weiterlaufen. Wie es danach weitergeht, dürfte erst kommendes Jahr zum Thema werden. Das Programm laufe weiter, bis die Inflation nachhaltig steige, sagte EZB-Chef Mario Draghi. Er hält daran fest, dass die Zinsen noch lange niedrig bleiben werden. Auch eine Ausweitung der Anleihekäufe bei Bedarf schließt die EZB nicht aus.

GROSSBRITANNIEN: Nachdem die Bank of England ihren Leitzins Anfang November erstmals seit gut zehn Jahren angehoben hatte, ließ sie ihn jetzt wie erwartet unverändert. Seit dem Brexit-Votum stecken die Währungshüter in einem Dilemma. Einerseits treibt das deutlich geschwächte Pfund die Inflation nach oben, was für Zinsanhebungen spricht. Andererseits steigen die Löhne nur schwach und die Wirtschaft droht an Schwung zu verlieren, was dagegen spricht. Optimistisch zeigten sich die Notenbanker angesichts der jüngsten Annäherung zwischen der britischen Regierung und der Europäischen Union. Ein ungeordneter Brexit sei dadurch unwahrscheinlicher geworden, was die Stimmung der Konsumenten und Unternehmen stützen dürfte, hieß es.

SCHWEIZ: Die Währungshüter halten an ihren Negativ-Zinsen unverändert fest. Optimistischer als zuletzt zeigten sie sich aber zur Inflationsentwicklung. Außerdem rechnen sie im nächsten Jahr mit einem stärkeren Wachstum. Für Entspannung hatte zuletzt der schwächere Schweizer Franken gesorgt. Lange Zeit hatte sich die Schweizerische Nationalbank (SNB) mit einer festen Wechselkursgrenze gegen eine zu starke Aufwertung des Franken gestemmt, um fallende Preise und Schäden für die Exportwirtschaft abzuwenden. Doch der Druck an den Finanzmärkten war hoch - Anfang 2015 gab die Notenbank auf. Die jüngste Wechselkursentwicklung sei zwar erfreulich, sagte SNB-Chef Thomas Jordan jetzt. Die Lage bleibe aber fragil.

NORWEGEN: Hier haben die Währungshüter eine frühere geldpolitische Straffung als bislang erwartet in Aussicht gestellt. Vorerst bleibt der Leitzins aber unverändert. Norwegens Wirtschaft ist stark von der Ölförderung abhängig und hatte seit 2014 lange unter dem Ölpreisverfall gelitten. Momentan profitiert sie aber wieder von einer Erholung am Ölmarkt. Zuletzt hatte zudem eine schwächere norwegische Krone der Inflation etwas Schub gegeben, was den Notenbankern eine geldpolitische Straffung erleichtert. Nach den Beschlüssen vom Donnerstag legte die Krone allerdings deutlich zu.

CHINA: Bereits wenige Stunden nach der Fed-Entscheidung hat auch Chinas Notenbank zur Überraschung vieler Experten die geldpolitischen Zügel gestrafft - wenn auch nur durch eine minimale Zinsanhebung. Raymond Yeung, Volkswirt bei der Australia & New Zealand Banking Group, sieht darin eine direkte Reaktion auf die Fed. Es handle sich aber eher um einen symbolischen Schritt. Gegen allzu niedrige Zinsen sprechen in China derzeit vor allem der extrem hohe Schuldenberg der Unternehmen sowie eine drohende Überhitzung am Immobilienmarkt.

TÜRKEI: Trotz wiederholter Mahnungen von Präsident Recep Tayyip Erdogan hat die Notenbank ihre Geldpolitik durch eine Zinserhöhung gestrafft. Allerdings machten die Notenbanker einen kleineren Schritt als viele Experten erwartet hatten, weshalb die Lira stark unter Druck geriet. Seit Ende 2016 hat die Notenbank ihre Geldpolitik bereits mehrfach gestrafft. Sie reagiert damit auf einen eklatanten Wertverfall der Lira sowie eine stark gestiegene Inflation bei robustem Wachstum. Trotz dieser Entwicklungen plädiert Erdogan immer wieder für niedrige Zinsen./tos/jkr/zb

--- Von Tobias Schmidt, dpa-AFX ---