BERLIN (Dow Jones)--Angesichts der sich zuspitzenden Corona-Infektionslage haben Grüne und Gewerkschaften einen umgehenden Erlass für ein Homeoffice-Gebot gefordert. Das Bundesarbeitsministerium von Hubertus Heil (SPD) müsse eine befristete Rechtsverordnung erlassen, "die die Arbeitgeber verpflichtet, ihre Beschäftigten ins Homeoffice zu schicken, wenn dies die Art der Arbeit zulässt", forderte die arbeitsmarktpolitische Sprecherin der Fraktion, Beate Müller-Gemmeke. "Bitten allein reicht nicht mehr aus."

Angesichts des derzeitigen Infektionsgeschehens sei es "äußerst fahrlässig", dass einige Arbeitgeber ihren Beschäftigten die Arbeit im Homeoffice noch immer verweigerten, so die Grünen-Politikerin. Gerade in Großraumbüros seien Menschen gefährdet und könnten sich sehr schnell mit Covid-19 infizieren.

Unterstützung kam von der Gewerkschaft Verdi. "Wenn es darum geht, die Arbeitgeber dazu zu verpflichten, bin ich dabei", sagte Vorsitzender Frank Werneke dem Stern. Die Betriebe seien in der Pflicht, für einen möglichst wirksamen Infektionsschutz zu sorgen. Gleichwohl warnte der Gewerkschaftschef davor, Beschäftigte zum Arbeiten zu Hause zu verpflichten. "Viele Menschen, die mobil arbeiten, müssen stark improvisieren, haben vielleicht nicht einmal genug Platz für einen Schreibtisch. Das funktioniert mitunter mehr schlecht als recht."

Bund und Länder hatten nach ihrem Treffen am Dienstag auf konkrete Vorgaben an die Wirtschaft verzichtet und es bei Appellen belassen. Die Arbeitgeber werden in dem Beschluss allenfalls "dringend gebeten, großzügige Home-Office-Möglichkeiten zu schaffen". Das war nicht nur in der Opposition auf Kritik gestoßen.

Im vergangenen Herbst hatte Arbeitsminister Heil bereits einen Gesetzentwurf vorgelegt, der einen Rechtsanspruch auf jährlich 24 Tage Homeoffice vorsieht. Die Union blockiert den Vorstoß jedoch. Grünen-Politikerin Müller-Gemmeke monierte, bei dem Gesetz gehe es "um die Zeit nach der Corona-Pandemie und das hilft heute keinen Schritt weiter". Die Ausbreitung des Corona-Virus müsse aber "jetzt gestoppt werden".

Kontakt zur Autorin: petra.sorge@wsj.com

DJG/pso/err

(END) Dow Jones Newswires

January 08, 2021 11:58 ET (16:58 GMT)