New York (Reuters) - Die weltgrößte Investmentbank Goldman Sachs baut um.

Die Bank werde künftig in drei Sparten geführt, das Geschäft mit der Beratung bei Firmenübernahmen und Börsengängen werde dabei mit dem Handel zusammengelegt, teilte Goldman Sachs am Dienstag in New York mit. Das Investmentbanking leidet derzeit unter der Verunsicherung vieler Investoren angesichts von Rezession und Inflation. Das machte sich im dritten Quartal bemerkbar: Der Gewinn von Goldman Sachs brach um 44 Prozent auf 2,96 Milliarden Dollar ein, fiel damit aber noch höher aus als Experten erwartet hatten. Auch Konkurrenten wie JP Morgan und Morgan Stanley hatten im dritten Quartal deutliche Gewinneinbußen hinnehmen müssen.

Die 2016 mit großen Erwartungen gestartete, aber immer noch defizitäre Online-Bank "Marcus" wird in die Sparte für Vermögensverwaltung und reiche Privatkunden eingegliedert. Das wird als Rückschlag für das nach Firmengründer Marcus Goldman benannte Projekt gewertet. Im Massengeschäft von "Marcus" sei es holprig gelaufen, die Sparte verdiene kein Geld, räumte Goldman-Sachs-Chef David Solomon ein.

An der Börse kamen die Pläne gut an. Die Goldman-Sachs-Aktie legte zum Handelsstart in New York mehr als fünf Prozent auf 322,70 Dollar zu. Die Strategie sei wohldurchdacht, sagte Art Hogan, Marktstratege bei B. Riley Wealth. Mit dem Umbau setzt Goldman Sachs stärker auf das Provisionsgeschäft, das weniger vom Auf und Ab an den Märkten abhängig ist.

"Es ist an der Zeit, vorsichtig zu sein", sagte Solomon dem Nachrichtensender CNBC mit Blick auf die Konjunktur. Es sei zwar keine ausgemachte Sache, dass die wirtschaftliche Lage richtig schwierig werde. "Aber die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass wir eine Rezession in den USA haben werden." Die Bank wolle Kosten senken, neue Stellenstreichungen plane Goldman Sachs aber nicht, betonte Solomon. Grundsätzlich ändere sich auch nichts an der Strategie und den Finanzzielen. Im September war bekannt geworden, dass sich die Bank - wie das regelmäßig der Fall ist - von einigen hundert Investmentbankern trennt.

Solomon sagte, das Geschäft mit den Online-Bank-Kunden werde von der Eingliederung in das Wealth Management profitieren. Die Bank wolle aber nicht ins breite Privatkundengeschäft einsteigen. Goldman Sachs werde künftig stärker auf die eigene Marke setzen. "Goldman Sachs ist die Marke, die jeder kennt." Solomon hatte im Privatkundengeschäft bis 2024 Erlöse von vier Milliarden Dollar angepeilt. Nun erklärte er, man werde dort einige Ziele zurückschrauben. Im vergangenen Jahr erwirtschaftete die Bank mit Krediten, Sparkonten, Termineinlagen und - in Zusammenarbeit mit Apple - Kreditkarten mit den 14 Millionen Privatkunden knapp 1,5 Milliarden Dollar. Die Anlaufverluste von "Marcus" dürften sich laut der Nachrichtenagentur Bloomberg bis Ende des Jahres auf mehr als vier Milliarden Dollar summieren.

Die dritte Sparte mit dem Namen "Platform Solutions" besteht künftig aus der Transaktionsbank und Fintech-Engagements wie dem auf Privatkunden zugeschnittene GreenSky, das Goldman für 2,2 Milliarden Dollar übernommen hat. Geführt wird die Sparte von Stephanie Cohen. Die neue Investmentbanking- und Handelssparte soll eine Dreifach-Spitze aus den beiden Co-Chefs des Investmentbankings, Dan Dees und Jim Esposito, sowie Ashok Varadhan, dem Co-Chef der Sparte Global Markets, bekommen. Marc Nachmann, der zweite Co-Chef von Global Markets, soll die neue Vermögensverwaltungs-Sparte führen.

Die Erlöse sanken im dritten Quartal um zwölf Prozent auf 11,98 Milliarden Dollar. Während die Einnahmen im Investmentbanking um 57 Prozent einbrachen, profitierte Goldman Sachs von den steigenden Zinsen mit höheren Margen. Im Handel nahm die Bank elf Prozent mehr ein, weil das Geschäft mit Rohstoffen, Devisen und Anleihen boomte. Im Privatkundengeschäft schnellten die Erlöse um 18 Prozent nach oben.

(Bericht von Niket Nishant, Noor Zainab Hussain und Saeed Azhar; Geschrieben von Alexander Hübner und Marta Orosz; redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)