BERLIN (Dow Jones)--Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) hat Hoffnungen von Eltern auf weitere Öffnungen in den Kindertagesstätten zerschlagen. Es seien sich mit Blick auf die Corona-Infektionszahlen alle einig, "dass wir nicht an dem Punkt angekommen sind, wo wir wieder über breite Lockerungen diskutieren können", sagte Giffey im Anschluss an die Sitzung des Corona-Kita-Rates, das den Regelbetrieb in den Betreuungseinrichtungen während der Pandemie wissenschaftlich begleitet. "Das war heute auch Konsens."

Die Bundesregierung habe die Schließung von Kitas und Schulen stets als "das letzte Mittel" bezeichnet, betonte Giffey. Sieben Bundesländer hätten nun aber auch bei den Kitas darauf zurückgegriffen, die restlichen neun verbanden die jüngste Offenhaltung mit einem Appell an die Eltern, ihre Kinder zu Hause zu behalten. Mit Blick auf die verstärkte Rückkehr berufstätiger Eltern an ihren Arbeitsplatz nach den Weihnachtsferien forderte Giffey eine möglichst bundeseinheitliche Strategie, auch für die kommenden Wochen und Monate. Die SPD-Politikerin verwies dazu auf ein bereits diskutiertes Stufenmodell, das einen Weg in einen geordneten Regelbetrieb aufzeigt.

Für den Bund-Länder-Gipfel am morgigen Dienstag mahnte sie "eine gemeinsame Verabredung" an. Diese müsse für Familien Verlässlichkeit und Planbarkeit bieten, das Infektionsgeschehen, aber auch den Kinderschutz und die Bildungsgerechtigkeit berücksichtigten. Giffey sprach von einem wichtigen Abwägungsprozess.

Laut den Beobachtungen des Corona-Kita-Rates ist das Infektionsrisiko von Null- bis Fünfjährigen geringer. Bei den Kleinsten liege die Fallrate bei 2,3 Prozent, im Rest der Bevölkerung dagegen bei 5,7 Prozent, erklärte Giffey. In der letzten Woche des Jahres 2020 lag die Sieben-Tage-Inzidenz der Kindergartenkinder bei 37 pro 100.000, was allerdings auch an den geringeren Meldungen über die Feiertage liegen kann.

In 7 Prozent der Kitas wurden einzelne Gruppen oder die gesamte Einrichtung geschlossen. Zwei Drittel der Vorfälle waren auf Erkrankungen von Erziehern oder anderen Erwachsenen zurückzuführen, so Giffey. Da "nicht sofort flächendeckend" eine Impfung für das Kita-Personal verfügbar sein werde, sei es umso wichtiger, ausreichend Testkapazitäten vorzuhalten. Die Ministerin appellierte dazu erneut an die Länder.

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January 04, 2021 11:20 ET (16:20 GMT)