Frankfurt (Reuters) - Zum Abschluss einer turbulenten Börsenwoche steigen Anleger wieder in die europäischen Aktienmärkte ein.

Dax und EuroStoxx50 stiegen am Freitag um jeweils mehr als ein Prozent auf 13.900 beziehungsweise 3660 Punkte. "Wer an diesem Morgen allerdings die positiven Nachrichten sucht, die für die Erholung verantwortlich sind, wird keine finden", gab Analyst Jochen Stanzl vom Online-Broker CMC Markets zu bedenken. Es handele sich lediglich um eine Reaktion auf vorangegangene Verluste und um die Folgen aufgelöster Wetten auf einen weiteren Kursverfall.

Denn die Belastungsfaktoren, die die Kurse in den vergangenen Wochen auf Talfahrt geschickt hatten, sind nicht verschwunden: Der Ukraine-Krieg tobt weiter, die US-Notenbank Fed ist mitten in einem Zinserhöhungszyklus und China kämpft mit strengen Lockdowns gegen das Wiederaufflammen der Coronavirus-Pandemie, was Wirtschaftsabläufe weltweit belastet. "Sollte es zu einer Konjunkturabkühlung kommen, könnte es an den Märkten ungemütlich werden", warnte Analyst Christian Henke vom Brokerhaus IG.

ÖLPREIS ZIEHT WIEDER AN - BITCOIN AUF ERHOLUNGSKURS

Am Rohölmarkt schob die Diskussion um ein EU-Embargo russischer Öl-Lieferungen die Preise erneut an. Die Sorte Brent aus der Nordsee verteuerte sich um 0,4 Prozent auf 107,87 Dollar je Barrel (159 Liter). Allerdings bremsten Spekulationen auf eine geringere Nachfrage beim Top-Abnehmer China wegen der dortigen Konjunkturrisiken den Anstieg, sagte Stephen Innes, Geschäftsführer beim Vermögensverwalter SPI. "Investoren warten auf ein Licht am Ende des chinesischen Lockdown-Tunnels." Die sinkenden Fallzahlen auf der einen und die wiederholte Verschärfung der Pandemie-Beschränkungen auf der anderen Seite tauchten sie in ein Wechselbad der Gefühle.

Bitcoin-Anleger nutzten die jüngsten Kursverluste ebenfalls zum Wiedereinstieg. Die älteste und wichtigste Cyber-Devise gewann knapp sechs Prozent auf 30.180 Dollar. "Abzuwarten bleibt, ob sich der Erholungsversuch nachhaltig ausgestaltet", sagte Analyst Timo Emden von Emden Research. "Sämtliche zuletzt zu beobachtende Gegenbewegungen waren temporärer Natur und wurden regelmäßig wieder abverkauft."

TELEKOM HEBT ZIELE AN - FREENET IM AUFWIND

Bei den Unternehmen rückte die Deutsche Telekom ins Rampenlicht. Der Bonner Konzern blickt nach einem starken Quartalsergebnis optimistischer auf das Gesamtjahr. Die neuen Ziele blieben aber etwas hinter den Markterwartungen zurück, monierte ein Börsianer. Die T-Aktie überwand dennoch ihre Anfangsverluste und legte 0,6 Prozent zu.

Deutlicher Aufwärts ging es für Freenet. Die Titel des Mobilfunkers stiegen um drei Prozent. Dank Einsparungen habe das Unternehmen einen überraschend hohen operativen Quartalsgewinn ausgewiesen, lobte Analyst Ulrich Rathe von der Investmentbank Jefferies. Damit habe Freenet die Markterwartungen das fünfte Mal in Folge übertroffen. Dies sollte die Zweifel am Geschäftsmodell dämpfen.