Berlin (Reuters) - Die Bundesregierung und die EU-Kommission fordern, dass sich der G20-Gipfel am Wochenende ehrgeizige Ziele setzt - trotz widriger Umstände.

Man setze sich in den Verhandlungen mit den Staats- und Regierungschefs der 20 Industrie- und Schwellenländer dafür ein, dass in der Gipfelerklärung etwa das Prinzip des freien Handels und die Stärkung der Weltgesundheitsorganisation WHO betont werden, sagte ein Regierungsvertreter am Freitag in Berlin. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen kündigte an, sie werde die G20 auffordern, mit Finanzhilfen aus der Corona-Krise zu kommen. "Ich werde die Bedeutung unterstreichen, die Wirtschaftshilfen beizubehalten bis wir einen sicheren Wiederaufschwung haben", sagte von der Leyen in Brüssel. Auch Japans Finanzminister Taro Aso forderte die G20-Staaten auf, gemeinsam auf die Corona-Krise zu reagieren.

Die Regierungen der 20 wichtigsten Industrie- und Schwellenländer und Präsidenten internationaler Organisationen wie des Internationalen Währungsfonds (IWF) oder der Weltbank werden am Samstag und Sonntag in Videogesprächen unter saudiarabischem Vorsitz über die Corona-Pandemie, den damit verbundene Wirtschaftseinbruch, den Klimawandel oder die Verschuldungssituation ärmerer Staaten diskutieren. Es gebe bisher keine Hinweise, dass US-Präsident Donald Trump nicht an den Beratungen teilnehmen werde, hieß es aus Verhandlungskreisen. Die Mehrzahl der G20-Teilnehmer haben Joe Biden bereits zu dessen Sieg bei der US-Präsidentenwahl gratuliert. Es wäre das erste Aufeinandertreffen etwa von Kanzlerin Angela Merkel mit Trump nach der Wahl. Deutsche Regierungsvertreter bezeichneten sowohl die Rolle der US-Regierung als auch Chinas bei den Vorbereitungen des Gipfels als "konstruktiv".

Allerdings gilt als unklar, ob Trump am Ende weitreichende Bekenntnisse der G20 zu Klimaschutz und der gemeinsamen Corona-Bekämpfung mittragen wird. BDI-Präsident Dieter Kempf sagte, das die Erwartungen der deutschen Industrie an den G20-Gipfel "überschaubar" seien. "Seit Amtsantritt von US-Präsident Donald Trump war die G20 mehr mit Schadensbegrenzung, Blockadehaltung und nationalen Egoismen beschäftigt als damit, globale Probleme zu lösen", teilte er mit. Die Chancen für den notwendigen multilateralen Aufbruch und eine Führung der G20 müssten mit Joe Biden als US-Präsident wieder steigen.