FRANKFURT (Dow Jones)--Der seit 2007 anhaltende Trend zunehmender Erwerbstätigkeit in Deutschland ist vorläufig beendet. Nach Mitteilung des Statistischen Bundesamts (Destatis) waren 2020 im Jahresdurchschnitt rund 44,8 Millionen Personen mit Arbeitsort in Deutschland erwerbstätig. Das waren 477.000 Personen oder 1,1 Prozent weniger als 2019 und 76.000 Personen bzw. 0,2 Prozent weniger als 2018. 2019 hatte die Zuwachsrate noch 0,9 Prozent betragen. Damit endete in der Corona-Krise der über 14 Jahre, auch während der globalen Wirtschafts- und Finanzkrise 2008/2009 anhaltende Anstieg der Erwerbstätigkeit in Deutschland.

Allerdings wäre der seit 2007 dauernde Beschäftigungszuwachs laut Destatis vermutlich auch ohne die Corona-Krise bald zum Ende gekommen, da das Erwerbspersonenpotenzial aufgrund des demografischen Wandels schwindet. Diese Entwicklung werde allerdings durch eine höhere Erwerbsbeteiligung der inländischen Bevölkerung sowie durch die Zuwanderung ausländischer Arbeitskräfte kompensiert.

Im Dienstleistungssektor sank die Zahl der Erwerbstätigen um 281.000 bzw. 0,8 Prozent auf 33,5 Millionen. Die größten Beschäftigungsverluste traten bei Handel, Verkehr, Gastgewerbe mit 207.000 Erwerbstätigen (minus 2,0 Prozent) und bei Unternehmensdienstleistern mit 156.000 (minus 2,5 Prozent) auf, zu denen auch die Arbeitnehmerüberlassung zählt. Beschäftigungsgewinne gab es hingegen im Bereich Öffentliche Dienstleister, Erziehung, Gesundheit mit 153.000 Erwerbstätigen (plus 1,4 Prozent).

Im produzierenden Gewerbe (ohne Baugewerbe) sank die Erwerbstätigenzahl 2020 um 191.000 (minus 2,3 Prozent) auf rund 8,2 Millionen. Vom Baugewerbe kamen mit einem Anstieg um 17.000 Erwerbstätige (plus 0,7 Prozent auf rund 2,6 Millionen) noch positive Impulse. In der Land- und Forstwirtschaft, Fischerei waren 22.000 Personen weniger erwerbstätig als 2019 (minus 3,7 Prozent auf 577.000).

Die Zahl der Erwerbslosen (nach international vergleichbarer Definition) stieg nach vorläufigen Schätzungen auf Basis der Arbeitskräfteerhebung im Jahresdurchschnitt um 474.000 Personen (plus 34,5 Prozent) auf 1,85 Millionen. Die Zahl der aktiv am Arbeitsmarkt verfügbaren Erwerbspersonen, definiert als Summe von Erwerbstätigen und Erwerbslosen, erhöhte sich im gleichen Zeitraum um 42.000 Personen (plus 0,1 Prozent) auf 46,5 Millionen. Die Erwerbslosenquote, gemessen als Anteil der Erwerbslosen an der Zahl der Erwerbspersonen, erhöhte sich gegenüber dem Vorjahr von 3,0 auf 4,0 Prozent.

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January 04, 2021 02:29 ET (07:29 GMT)