Von Hans Bentzien

FRANKFURT (Dow Jones)--Die Europäische Zentralbank (EZB) hat sich laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg auf eine spezielle Form der Zinskurvenkontrolle verlegt. Wie Bloomberg unter Berufung auf informierte Personen berichtet, besteht diese Methode darin, die Unterschiede zwischen den Staatsanleiherenditen (Spreads) der stärksten und schwächsten Länder zu begrenzen. Dabei habe die EZB sogar bestimmte Zielwerte.

An den Finanzmärkten besteht schon länger der Eindruck, dass die EZB unausgesprochen Zinskurvenkontrolle betreibt. Dafür spricht nicht nur die Entwicklung italienischer Staatsanleiherenditen in der aktuellen Regierungskrise, sondern auch der Zuschnitt des Pandemiekaufprogramms PEPP, der der EZB eine gewisse Flexibilität bei der Auswahl der zu kaufenden Anleihen gibt.

Die EZB selbst konzentriert sich derzeit nach eigener Aussage darauf, für günstige Finanzierungsbedingungen zu sorgen, und zwar "für alle privaten und öffentlichen Sektoren, in Bezug auf Zinsen, Kreditvolumen und -konditionen", wie es im Protokoll der Ratssitzung vom 9./10. Dezember 2020 heißt. An den Staatsanleiherenditen orientieren sich letztlich alle weiteren Kreditzinsen.

Eine gemeinsame Euroraum-Staatsanleihe, deren Renditekurve die EZB steuern könnte, existiert allerdings nicht. Zwar werden demnächst "Wiederaufbauanleihen" über 750 Milliarden Euro begeben, doch handelt es sich dabei - nach aktueller Beschlusslage - um eine vorübergehende Sache.

Offiziell betreiben die Bank of Japan und die Reserve Bank of Australia Zinskurvenkontrolle, und Fed-Vize Richard Clarida hat sie zum Teil des Instrumentenkastens der Fed erklärt. Im Euroraum hat sich bisher nur der Gouverneur des Banco d'Espana, Pablo Hernandez de Cos, vorsichtig für sie ausgesprochen. Er schlägt als Zielgröße die Overnight-Index-Swap-Kurve vor.

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January 20, 2021 04:22 ET (09:22 GMT)