Bern (awp/sda) - Die Neun-Millionen-Schweiz, eine halbe Milliarde für Bahnhof-WCs und die IKRK-Präsidentin will nach Moskau: Das und mehr findet sich in den Sonntagszeitungen. Die Schlagzeilen in nicht verifizierten Meldungen:

"SonntagsZeitung":

Rechnet man die ständige und die nichtständige Wohnbevölkerung zusammen, dürfte die Schweiz in diesem Jahr die Schwelle von neun Millionen Einwohnenden überschreiten. Eine Auswertung der "SonntagsZeitung" zeigt: Seit der Einführung der Personenfreizügigkeit wuchs die Schweizer Bevölkerung doppelt so schnell wie jene Grossbritanniens oder Frankreichs und sogar zwanzig Mal so schnell wie jene Deutschlands. Dies liegt an der starken Einwanderung. Die Folgen für Umwelt, Infrastruktur und Zusammenleben sind frappant. Immer mehr Grünfläche wird zugebaut, der Verkehr stockt zunehmend, die CO2-Ziele zu erreichen wird trotz grosser Sparbemühungen umso schwieriger. Entsprechend dürfte die Zuwanderung zu einem der grossen Themen des Wahljahres 2023 werden. Wirtschaftshistoriker Tobias Straumann sagt, für die Schweiz sei die starke Einwanderung ein Nullsummenspiel: "Wir haben zwar Vollbeschäftigung, eine stabile Wirtschaft und Wachstum, aber der Wohlstand pro Kopf wächst nur langsam und kommt längst nicht allen zugute."

"NZZ am Sonntag":

Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) will immer mit allen Kriegsparteien reden - im Ukraine-Krieg also auch mit Russland. "Ich werde nach Moskau reisen", sagte IKRK-Präsidentin Mirjana Spoljaric Egger gegenüber der "NZZ am Sonntag". Der Zeitpunkt stehe aber noch nicht fest. "Wir sprechen mit allen Parteien darüber, dass sie das humanitäre Völkerrecht respektieren müssen", so Spoljaric Egger. "Dazu gehört auch der Zugang zu Kriegs- und Zivilgefangenen." Ohne die Zustimmung der jeweiligen Kriegspartei, sei dieser für das IKRK nicht möglich.

"NZZ am Sonntag"/"Le Matin Dimanche":

Die SBB wollen ihren Bestand sanieren und ihre Angebote ausbauen: Über die nächsten sechs bis sieben Jahre werden die kleinen Bahnhöfe für eine halbe Milliarde Franken auf Vordermann gebracht, sagte SBB-Chef Vincent Ducrot im Interview mit der "NZZ am Sonntag". "Sie müssen angenehmer und sauberer werden, die Passagiere sollen sich dort wieder wohlfühlen", so Ducrot. Zuerst würden die Toiletten saniert. Dazu wollen die Bundesbahnen laut ihrem Chef das Angebot erweitern: "Die Zukunft muss dahin gehen, dass die Bahn in der Schweiz zu einem grossen S-Bahn-System wird."

"NZZ am Sonntag":

Der über Telefon 143 erreichbare Dienst der Dargebotenen Hand erhält immer mehr Hilferufe. In den Regionen Zürich und Aargau verzeichnete die Dargebotene Hand im vergangenen Jahr ein Plus von rund 10 Prozent, wie die "NZZ am Sonntag" schreibt. Die Zahl der Anruferinnen und Anrufer, die sich wegen Ängsten aller Art melden, hat sich in der Region Zürich 2022 sogar verzehnfacht. Die Freiwilligen der Dargebotenen Hand führen schweizweit rund 200'000 Gespräche pro Jahr. Gestiegen, wenn auch weniger stark, sind seit 2019 die Anrufe aufgrund psychischer Leiden insgesamt. So riefen in der Region Bern 2022 fast 47 Prozent der Hilfesuchenden aufgrund psychischer Leiden an. Vor der Pandemie betrug der Anteil 39 Prozent. "Wir befinden uns in einer multiplen Krise", sagt Matthias Herren, Stellenleiter der Dargebotenen Hand Zürich. "Für Menschen, die bereits private Belastungen spüren, wird irgendwann alles zu viel."

"NZZ am Sonntag":

Peter Wüst, einer der Beschuldigten im Raiffeisen-Prozess, ist kurz vor Weihnachten an den Folgen einer schweren Demenzerkrankung verstorben, wie die "NZZ am Sonntag" schreibt. Da sein Vermögen eingefroren ist, streiten seine Anwälte mit den Vertretern der Raiffeisenbank um Beiträge an die Spitalkosten. Wüst galt als eine Schlüsselfigur im Zusammenhang mit den Investment-Vehikeln der Hauptbeschuldigten, der früheren Chefs von Raiffeisen und Aduno, Pierin Vincenz und Beat Stocker. Während diese nach ihrer Verhaftung umgehend wieder auf freien Fuss kamen, hatte Wüst in seiner Inhaftierung einen Schock erlitten. Danach ging es mit seiner Gesundheit steil bergab. Bis zuletzt bestritt der ehemalige Spitzenmanager, der unter anderem für Swissair und die Valora tätig gewesen war, sämtliche Vorwürfe gegen ihn.

"SonntagsBlick":

Ende November 2022 hatte die Schweiz eine Arbeitslosenquote von 2,0 Prozent. Das ist historisch gesehen hervorragend: Seit 2003 lag dieser Wert zu dieser Jahreszeit sonst nie auf so tiefem Niveau, wie der "SonntagsBlick" schreibt. Die absoluten Zahlen sind gar noch beeindruckender: Im Schnitt der vergangenen zwanzig Jahre zählte die Schweiz Ende November 132'000 Arbeitslose. 2022 waren es nur 91'327. Die Zahl der Langzeitarbeitslosen hat sich innert zwölf Monaten gar halbiert. Einen Haken gebe es bei diesen Zahlen nicht, versichert das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco). So habe es etwa nicht besonders viele Aussteuerungen gegeben, welche die ausserordentlich tiefe Arbeitslosigkeit erklärten und relativieren würden. Diese erfreuliche Entwicklung hat auch Auswirkungen auf die Regionalen Arbeitsvermittlungszentren (RAV) - sie brauchen weniger Personal.

"SonntagsBlick":

Anabolika boomt in der Schweiz. Eine Studie des Zentrums für Suchtmedizin Arud schlussfolgert, dass in der Schweiz mehr als 200'000 Menschen im Verlauf ihres Lebens Anabolika konsumieren. Tendenz steigend. Zudem seien drei Viertel aller Anabolika-Produkte gefälscht, wie der "SonntagsBlick" schreibt. Sie enthalten andere Wirkstoffe als angegeben oder sind nicht korrekt dosiert. Im Internet und von Dealern werden Medikamente verhökert, die aus der Tiermedizin stammen - oder illegale Substanzen, die in geheimen Labors hergestellt und über den Schwarzmarkt vertrieben werden. Für kriminelle Netzwerke ein Multimillionen-Franken-Geschäft. Das bestätigt auch Jonas Personeni von der Stiftung Swiss Sport Integrity (SSI): "Die verbotenen Dopingmittel stammen hauptsächlich aus Osteuropa sowie asiatischen Ländern." In den letzten Jahren ist die Zahl der Importe von Anabolika gestiegen, was darauf hindeutet, dass es einen Trend hin zu diesen Produkten gibt.

"SonntagsZeitung":

2023 wird ein guter Jahrgang für Schweizer Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer: Deutlich mehr Firmen kündigen an, Stellen aufzubauen als zu streichen. Das zeigt eine Umfrage der "SonntagsZeitung" bei den grössten neunzig Arbeitgebern. 34 wollen die Zahl ihrer Arbeitsplätze ausbauen - nur vier stehen vor einem Abbau, der grosse Rest rechnet mit einer stabilen Stellenzahl. Kein Unternehmen ist optimistischer als die Swiss. Die Fluggesellschaft kündigt für das neue Jahr rund 1500 Neueinstellungen an. Einen deutlichen Stellenaufbau wird es bei der Genfer Luxusuhrenmarke Rolex geben. Denn die Nachfrage nach ihren Luxusuhren ist so hoch, dass sie die Produktion massiv ausbauen muss. Zu den grössten Jobvernichtern 2023 werden drei der grössten Arbeitgeber: Die Credit Suisse, die UBS, und der Pharmakonzern Novartis.

"SonntagsZeitung":

Auf der ganzen Welt sind 500 neue AKW im Bau oder geplant. Das sind so viele wie noch nie. Immer mehr Länder, auch EU-Staaten, kommen zum Schluss, dass sie nur mit Atomkraft schnell vom CO2 wegkommen. Das findet auch der Weltklimarat IPCC eine gute Idee. Die Schweiz mit ihrem AKW-Verbot gerät hingegen unter Druck. Denn ohne Kernenergie muss sie - selbst bei einem planmässigen Ausbau der Fotovoltaik - 40 Prozent des Stromes im Winter importieren. Laut einer neuen ausführlichen Studie des Bundes, die der "SonntagsZeitung" vorliegen soll, wird das für die Schweiz hochproblematisch, wenn es ihr nicht gelingt, ein Stromabkommen mit der EU auszuhandeln. Laut Energieexperten könnte der Bau eines neuen Typs kleiner AKW das Problem lösen. Ihre Bauzeit beträgt nur drei Jahre.

"SonntagsZeitung":

Die Gletscherschmelze in den Alpen verändert die Landschaft - und den Grenzverlauf. Eine Berghütte bei Zermatt, die jahrzehntelang auf italienischem Territorium stand, liegt neu in der Schweiz. Bereits 2018 begannen die beiden Länder Diskussionen über den künftigen Grenzverlauf. Zuletzt trafen sich im November 2021 die Grenzkommissionen der beiden Länder zu einem mehrtägigen Austausch in Florenz. "Bei den Verhandlungen hat man gemeinsam eine Lösung skizziert", sagte Sandrine Klötzli vom Bundesamt für Landestopografie (Swisstopo) gegenüber der "SonntagsZeitung". Die werde nun in beiden Ländern durch die zuständigen Behörden genehmigt. "In der Schweiz wird ein entsprechender Bundesratsantrag frühestens 2023 möglich sein", so Klötzli. Zu den konkreten Inhalten hätten die Grenzkommissionen Stillschweigen vereinbart, bis die Lösung politisch genehmigt sei. Das Dokument, das der "SonntagsZeitung" vorliegen soll, zeigt: Die neue Grenze folgt weitgehend den bisherigen Grenzsteinen.

"Le Matin Dimanche":

Bartgeier, Steinadler, Schlangenadler, Zwergohreule, Mäusebussard, Turmfalke - viele Greifvogelarten sind in die Schweiz zurückgekehrt, freut sich "Le Matin Dimanche". "Fast alle Arten von Tag- und Nachtgreifvögeln haben wieder relativ hohe Bestände und manchmal sogar Rekordbestände, wie beim Rotmilan", wird die Schweizerische Vogelwarte Sempach zitiert. Sie spricht von einem möglichen "goldenen Zeitalter der Greifvögel". Dass die Greifvögel wieder in Form sind, verdankten sie den Schutzmassnahmen und insbesondere dem Verzicht auf das Pestizid DDT, das ihre Eier veränderte und ihre Nahrung vergiftete, sagte der Biologe Lionel Maumary.