Berlin (Reuters) - Die deutschen Exporte sind so stark gesunken wie seit Dezember nicht mehr. Die Ausfuhren schrumpften im Mai um 3,6 Prozent im Vergleich zum Vormonat auf 131,6 Milliarden Euro, wie das Statistische Bundesamt am Montag mitteilte. Ökonomen hatten nur mit einem Rückgang von 1,9 Prozent gerechnet. Im April waren die Exporte noch um 1,7 Prozent gestiegen. "Nach zwei guten Vormonaten ist der Exportsektor auf dem Boden der Tatsachen zurück", sagte Chefvolkswirt Alexander Krüger von der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank. Der Export dürfte von der etwas gefestigteren Weltwirtschaft zwar grundsätzlich profitieren. "Für die nächsten Monate zeichnet sich aber ein ständiges Auf und Ab ab."

Die Importe fielen im Mai um 6,6 Prozent auf 106,7 Milliarden Euro. Hier waren Beobachter von minus 1,0 Prozent ausgegangen. "Für die Exportwirtschaft war der Mai kein Wonnemonat", sagte Chefökonom Thomas Gitzel von der VP Bank. "Vor allem die Ausfuhren nach China gaben deutlich nach." Hier sanken die Exporte um 10,2 Prozent auf 7,6 Milliarden Euro. Die meisten deutschen Exporte gingen im Mai erneut in die USA. Die Summe dieser Ausfuhren lag bei 13,8 Milliarden Euro und damit 2,9 Prozent unter dem Wert von April. Die Exporte in die EU lagen mit 72,3 Milliarden Euro 2,5 Prozent unter dem Vormonat, bei den Ausfuhren in die Euro-Länder gab es mit 50,2 Milliarden Euro ein ähnliches Minus von 2,7 Prozent.

DIHK: ANZIEHENDE WELTKONJUNKTUR KOMMT NICHT AN

Nach den ersten fünf Monaten des Jahres steht bei den Exporten ein Minus von 0,5 Prozent zu Buche und bei den Importen ein Rückgang um 5,6 Prozent. "Bei den Exporten ist bei weitem kein Sommermärchen zu vermelden", sagte Außenwirtschaftschef Volker Treier von der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK). Die anziehende Weltkonjunktur komme nicht bei der deutschen Exportindustrie an. "Nicht nur geopolitische Unsicherheiten und Handelshemmnisse bremsen die Exporte aus." Auch eine hohe Bürokratie- und Kostenbelastung nage an der Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen. "Wie beim Fußball werden auch unsere Wettbewerber immer erfolgreicher."

Die deutsche Exportindustrie geht ohne Schwung in die zweite Jahreshälfte, wie jüngst eine Umfrage des Münchner Ifo-Instituts zeigte. Demnach sanken die Exporterwartungen im Juni auf minus 1,0 Punkte, von plus 0,2 Punkten im Mai. "Gegenwärtig zeichnet sich keine klare Richtung ab", sagte der Leiter der Ifo-Umfragen, Klaus Wohlrabe, kürzlich dazu. "Die Exportwirtschaft hat noch viel Luft nach oben."

(Bericht von Klaus Lauer; Redigiert von Hans Busemann; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)