Berlin (Reuters) - Mehr als die Hälfte der deutschen Unternehmen hat Probleme, offene Stellen zu besetzen.

Das geht aus einer Umfrage unter fast 22.000 Betrieben hervor, die der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) am Donnerstag veröffentlichte. "Wir gehen davon aus, dass in Deutschland rund zwei Millionen Arbeitsplätze vakant bleiben", sagte der stellvertretende DIHK-Hauptgeschäftsführer Achim Dercks in Berlin. "Das entspricht einem entgangenen Wertschöpfungspotenzial von fast 100 Milliarden Euro."

Laut DIHK hat sich die Lage gegenüber dem Vorjahr nochmals verschärft. Noch nie gab es demnach so viele Unternehmen mit Problemen bei der Anheuerung neuer Mitarbeiter. Die Situation sei zwar relativ stabil auf dem Arbeitsmarkt, trotz Corona-Pandemie und Energiekrise. "Unter der Oberfläche braut sich aber seit geraumer Zeit eine gefährliche Mischung zusammen", so Dercks. Das belaste nicht nur einzelne Unternehmen, sondern bremse auch den Ausbau der Infrastruktur, die Energiewende und die Digitalisierung.

53 Prozent der Firmen gaben in der Umfrage an, von Personalengpässen betroffen zu sein. Bei Herstellern elektrischer Ausrüstungen sind es sogar 67 Prozent, ebenso viele im Maschinenbau. Im Fahrzeugbau sind es 65 Prozent. Bei Gesundheits- und Sozialdienstleistern klagen 71 Prozent über Schwierigkeiten. Auffällig ist auch der Logistikbereich. "Das Fehlen von Fahrern bei den Logistikbetrieben erschwert zunehmend die pünktliche Belieferung mit Endprodukten im Handel, aber auch mit Rohstoffen und Vorleistungen in der Industrie", sagte Dercks. Im Gastgewerbe führten Personalengpässe zu einem eingeschränkten Angebot und reduzierten Öffnungszeiten.

Hauptforderung der Unternehmen, um die Situation zu verbessern, ist dem DIHK zufolge ein Bürokratieabbau, den 52 Prozent sich wünschen. So könnte mehr Personal für die eigentlichen Aufgaben der Firma eingesetzt werden. Die berufliche Bildung sollte zudem gestärkt werden. 35 Prozent der Betriebe erhoffen sich Fortschritte durch eine erleichterte Einstellung ausländischer Fachkräfte. Auch die stärkere Qualifizierung von Arbeitslosen wird als Ausweg gesehen.

(Bericht von Christian Krämer. Redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)