COLOGNY (dpa-AFX) - Mehr als 40 Staats- und Regierungschefs wollen beim diesjährigen Weltwirtschaftsforum (WEF) in Davos nach Auswegen aus der terroristischen Bedrohung, der Flüchtlingskrise und weiteren globalen Problemen suchen. Das übergreifende Thema seien die vielfältigen Herausforderungen für die Welt im Zeitalter der vierten industriellen Revolution, sagte der Gründer und Vorstandsvorsitzende des Forums, Klaus Schwab, am Mittwoch am WEF-Hauptsitz in Cologny bei Genf. Nordkorea, das nach 18 Jahren erstmals wieder am Treffen der Welteliten teilnehmen sollte, wurde wegen seines Atomtests ausgeladen.

Insgesamt haben sich zur 46. WEF-Jahrestagung im Alpenkurort Davos vom 20. bis 23. mehr als 2500 Spitzenpolitiker, Manager und Wissenschaftler aus mehr als 100 Ländern angesagt. Höchster Repräsentant Deutschlands wird Bundespräsident Joachim Gauck sein, der am Eröffnungstag eine Rede hält. Zur Regierungsdelegation aus Berlin gehören Vizekanzler Sigmar Gabriel (SPD) und Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) sowie weitere Kabinettsmitglieder. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), sonst "Stammgast" in Davos, hatte die Einladung bereits im Herbst ausgeschlagen.

Aus den USA wird Vizepräsident Joe Biden erwartet. Zugesagt haben neben anderen Regierungschefs auch David Cameron (Großbritannien), Manuel Valls (Frankreich), Ahmet Davutoglu (Türkei), Alexis Tsipras (Griechenland), Mauricio Marci (Argentinien), Justin Trudeau (Kanada) und Benjamin Netanjahu (Israel). Weniger prominent als sonst sind diesmal Russland und China vertreten. Angesichts der jüngsten Terroranschläge hat die Schweiz mit Tausenden von Soldaten und Polizisten besondere Sicherheitsvorkehrungen für die Beratungen in Davos getroffen.

Das alljährlich vom WEF organisierte Elitentreffen in den verschneiten Bündner Alpen werde einmal mehr auch Gelegenheit bieten, in informellen Gesprächen, teils unter vier Augen, nach Möglichkeiten zur Beilegung von Konflikten zu suchen, sagte Klaus Schwab (77), der das WEF 1971 gegründet hatte. So werde es "private Sitzungen" zum Krieg in Syrien geben - der Hauptursache für die größte Flüchtlingskrise in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg.

Man hoffe, dass sich daran hochrangige Vertreter der verfeindeten Staaten Saudi-Arabien und Iran beteiligen. Auch UN-Sonderbotschafter Syriens und Libyens werden in Davos erwartet. Außerdem soll der Bürgerkrieg im Jemen intern thematisiert werden.

Grund für die Ausladung Nordkoreas sei dessen Atomwaffentest in der vorigen Woche, sagte WEF-Vorstandsmitglied Philipp Rösler. Erstmals seit 1998 habe man Pjöngjang im vergangenen Herbst wieder eine Einladung zum Davoser Welttreffen nachdem es von dort Signale für eine Dialogbereitschaft gegeben habe, erklärte der frühere Bundeswirtschaftsminister.

Nordkorea habe daraufhin eine hochrangige Delegation unter Leitung von Außenminister Ri Su Yong benannt. Der Atomtest sei jedoch auch ein Verstoß gegen Grundsätze des in jeder Hinsicht unparteiischen WEF gewesen, dessen erklärtes Ziel es sei, "den Zustand der Welt zu verbessern". Daher habe man keine andere Möglichkeit gehabt, als die Einladung zurückzuziehen, sagte Rösler, der im Weltwirtschaftsforum als "Außenminister" für dessen internationale Kontakte zuständig ist.

Dies sei aber nach dem Atomtest als nicht mehr angemessen erschienen, so dass die Einladung zurückgenommen worden sei, sagte Rösler. Die Regierung in Pjöngjang hatte vor einer Woche erklärt, bei dem Atomtest habe das Land erstmals eine Wasserstoffbombe gezündet./bur/DP/stb