Berlin (Reuters) - Vor dem Spitzentreffen von Bund und Ländern steigen die Corona-Zahlen weiter kräftig an.

Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz legte auf 303,4 nach 285,9 am Vortag zu, wie das Robert-Koch-Institut (RKI) am Freitag mitteilte. In Bremen, wo die hochansteckende Omikron-Variante schon dominant ist, schoss sie sogar auf 799,6 nach oben. Der Wert gibt an, wie viele Menschen je 100.000 Einwohner sich in den vergangenen sieben Tagen mit dem Coronavirus angesteckt haben. Zugleich nimmt die Impfkampagne trotz nachdrücklichen Appellen aus der Politik im neuen Jahr noch nicht wieder an Fahrt auf. Am Donnerstag wurden nach RKI-Angaben 595.189 Menschen geimpft - das ist erneut weit unter dem nötigen Schnitt, um auf die von der Regierung angestrebten 30 Millionen Impfungen im Januar zu kommen.

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und die 16 Ministerpräsidenten wollen am Nachmittag über weitere Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie bei der Omikron-Verbreitung beraten. In dem Beschlussentwurf wird kein so dramatisches Bild wie in anderen Staaten gezeichnet, auch wenn der Expertenrat der Regierung wegen der erwartet hohen Ansteckungszahlen vor einem Personalnotstand im Gesundheitswesen warnt.

Vorgesehen sind nun neue Verschärfungen nur für die Gastronomie, wo ein zusätzlicher Test auch für Doppelgeimpfte verlangt wird. Nur Geboosterte sind davon befreit. Ansonsten wird appelliert, dass im Handel und ÖPNV nur FFP2-Masken getragen werden sollen und Homeoffice möglichst umfassend genutzt wird. Gleichzeitig wird die Isolationszeit für Infizierte und die Quarantäne für geimpfte Kontaktpersonen ohne Symptome verkürzt. Grund dafür ist, dass die Omikron-Variante zwar als wesentlich ansteckender eingestuft wird als frühere Virus-Varianten, aber der Verlauf bei den allermeisten Geimpften weniger schwerwiegend und sehr viel schneller zu sein scheint. Mit der Verkürzung gerade in medizinischen Einrichtungen soll auch ein Personalnotstand in der kritischen Infrastruktur bei zu vielen Infektionen abgewendet werden.

Bremens Bürgermeister Andreas Bovenschulte erwartete bei der Ministerpräsidentenkonferenz am Nachmittag "keine großen Streitpunkte". Es liege ein Beschlussvorschlag vor, und er gehe davon aus, "dass wir uns auf dieser Linie, die da vorgezeichnet wird, auch einigen können", sagte der SPD-Politiker in der ARD. "Ich sehe wenig Spielraum für weitere Maßnahmen", sagte auch Brandenburgs Landeschef Dietmar Woidke (SPD) dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). Dagegen dringt Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) auf zusätzliche bundesweite Einschränkungen. "Wir brauchen vergleichbare Regelungen in der gesamten Bundesrepublik. Keine großen Veranstaltungen, keine Besucher in den Stadien - und ein Maß an Kontaktbeschränkungen, das diese Omikron-Welle abflacht", sagte er der Funke-Mediengruppe. Auch Unions-Fraktionschef Ralph Brinkhaus bezweifelt, ob die auf dem anstehenden Bund-Länder-Treffen geplanten neuen Corona-Maßnahmen reichen werden, "um diese Welle zu brechen". Der CDU-Politiker plädierte bei RTL und ntv für die Schließung von Bars, Kneipen und Clubs.

Das RKI meldete am Freitag 56.335 Corona-Neuinfektionen. Das sind 15.095 Fälle mehr als vor einer Woche. 264 weitere Menschen starben im Zusammenhang mit dem Virus. Damit erhöhte sich die Zahl der gemeldeten Todesfälle binnen eines Tages auf 113.632. Insgesamt fielen in Deutschland bislang mehr als 7,41 Millionen Corona-Tests positiv aus. Die Zahl der Corona-Intensivpatienten in Krankenhäusern war am Donnerstag aber deutlich auf 3415 gefallen.