FRANKFURT/HAMBURG (dpa-AFX) - Wie gut Deutschland in der Corona-Pandemie durch den Winter kommt, hängt nach Ansicht der Frankfurter Virologin Sandra Ciesek vor allem von zwei Faktoren ab: "Das eine ist der öffentliche Gesundheitsdienst - wie klappt die Nachverfolgung", sagte sie am Dienstag im NDR-Podcast "Coronavirus-Update": "Wenn die Gesundheitsämter das nicht mehr schaffen, dann führt das zu diesem berühmten Kipppunkt und die Dynamik der Verbreitung würde sich schlagartig ändern können."

"Der andere wichtige Baustein ist natürlich die Kontaktbeschränkung - also unser Verhalten", sagte die Direktorin des Instituts für Medizinische Virologie am Universitätsklinikum Frankfurt, die sich in dem Podcast wochenweise mit dem Berliner Virologen Christian Drosten abwechselt. "Wir machen es dem Gesundheitsamt viel schwerer, wenn wir viele Kontaktpersonen haben." Wichtig findet es Ciesek auch, beim Testen nicht nachzulassen. "Wenn Sie nur noch die Symptomatischen testen, würde das schneller voranschreiten. Das halte ich für keine gute Idee."

Von dem inzwischen fast überall gekippten Beherbergungsverbot oder von Reisebeschränkungen hält Ciesek wenig. Mobilität einzuschränken sei "nicht wirklich sinnig", da sich Virus ohnehin bereits überall verbreitet habe. Nicht allzu viel Angst haben muss man Ciesek zufolge vor möglicherweise kontaminierten Oberflächen. Schmierinfektionen spielten "eine untergeordnet Rolle" bei der Übertragung. Dass das Coronavirus in Kälte wochenlang auf Oberflächen überleben kann, stimme nur "unter Laborbedingungen", die Ergebnisse einer kürzlich veröffentlichten Studie könne man "nicht auf unser Leben übertragen"./sat/DP/jha