Frankfurt (Reuters) - Bei den Tarifverhandlungen für die 585.000 Beschäftigten der Chemieindustrie hat die heiße Phase begonnen.

Arbeitgeber und Gewerkschaft IGBCE kamen am Mittwoch in Bad Breisig bei Bonn zu ihrer dritten bundsweiten Verhandlungsrunde zusammen. Die Gespräche sind auf zwei Tage angelegt. Die Arbeitgeber streben einen Tarifabschluss in Bad Breisig an, wie der Verhandlungsführer des Bundesarbeitgeberverbands (BAVC), Matthias Bürk, erklärte. "Allerdings ist die wirtschaftliche Lage für viele Betriebe weiter angespannt. Produktion und Umsatz von Chemie und Pharma waren zuletzt wieder rückläufig. Unser Ziel ist daher weiterhin ein Tarifabschluss mit möglichst niedriger Belastung, langer Laufzeit und großer Flexibilität."

Auch die IGBCE hofft auf eine Entscheidung. "Wir sind jetzt kurz vor dem Ende der Friedenspflicht", sagte ihr Verhandlungsführer Oliver Heinrich. "So langsam wird der Geduldsfaden immer dünner. Es besteht jetzt die Chance, in Bad Breisig einen Abschluss zu erzielen, der für alle Seiten natürlich gut sein muss. Aber die Arbeitgeber müssen jetzt endlich mal mit konkreten Angeboten um die Ecke kommen."

Neun Tarifrunden in den Regionen und zwei Verhandlungen auf Bundesebene hatten bislang keinen Durchbruch gebracht. Rund 50.000 Beschäftigte haben sich nach Angaben der IGBCE in der Woche vor der dritten Bundesrunde an Protesten im ganzen Land beteiligt. Die Gewerkschaft fordert sieben Prozent mehr Einkommen für die Beschäftigten, eine tarifliche Besserstellung von Gewerkschaftsmitgliedern sowie eine Modernisierung des Bundesentgelttarifvertrags.

Gewerkschaft und Arbeitgeber in der Chemie hatten sich zuletzt im Oktober 2022 auf einen Tarifabschluss verständigt, der Sonderzahlungen und tabellenwirksame Entgelterhöhungen von je 3,25 Prozent in zwei Schritten vorsah. Der Vertrag läuft Ende Juni aus.

(Bericht von Patricia Weiß, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)