FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Bundesbank hat sich zurückhaltend in der Frage einer zügigen Einführung von neuen digitalen Zahlungsvarianten im Bankenbereich gezeigt. Zwar beschäftige sich ein Großteil der Akteure in der Finanzindustrie derzeit mit der Frage, wie die Zahlungsabwicklung unter Nutzung neuer digitaler Technologien funktionieren könnte, heißt es in dem am Montag veröffentlichten Monatsbericht der Bundesbank. Allerdings seien viele Initiativen bislang noch nicht über den Prototyp-Status hinausgegangen.

Derzeit beschäftigen sich Geschäftsbanken, aber auch viele Zentralbanken, mit den Möglichkeiten neuer Digitaltechniken im Geldwesen. Dazu zählt etwa die automatisierte Abwicklung von Geschäftsprozessen durch sogenannte "Smart Contracts". Grundsätzlich geht es um die Nutzbarmachung neuer digitaler Verfahren, die auch durch bereits existierendes Digitalgeld wie Bitcoin genutzt werden, etwa das Konzept dezentraler Datenbanken wie "Blockchain". Der auf europäischer Ebene angepeilte digitale Euro zählt grundsätzlich auch zu dem großen Themenbereich, um ihn geht es im Monatsbericht der Bundesbank aber nicht.

Die rechtlichen Rahmenbedingungen müssten entsprechend angepasst werden, heißt es im Monatsbericht der Bundesbank. Nach Einschätzung der Experten sind derzeit mehrere technische Möglichkeiten für die Einführung von digitaler Zahlungs- und Abwicklungsvarianten im Spiel. Es sei aber noch nicht klar, welche Form sich letztlich durchsetzen werde.

Es seien auch die Geschäftsbanken, die auf eine Einführung neuer Digitaltechniken drängten, heißt es im Monatsbericht. Die Finanzinstitute würden sich dadurch "große Effizienzgewinne" erhoffen. Die Bundesbank sieht vor allem im grenzüberschreitenden Zahlungsverkehr Potenzial für Verbesserungen in der Effizienz und Sicherheit. Derzeit seien internationale Transaktionen wegen veralteter Systeme und eingeschränkter Öffnungszeiten vergleichsweise langsam, teuer und intransparent.

Die Bundesbank sieht allerdings eine grundsätzliche Hürde, die sie als eine "Henne-Ei-Problematik" bezeichnet, die ohne Kooperation und Austausch nicht überwunden werden dürfte. Demnach konzentrieren sich die Aktivitäten derzeit "meist nur auf konzeptionelle Aspekte", um eine marktreife Lösung zu entwickeln. "Gleichzeitig dürften Kreditinstitute und Zentralbanken auf reale Anwendungsfälle in der Finanzindustrie warten, um ihrerseits entsprechende Zahlungs- und Infrastrukturlösungen zu entwickeln", heißt es im Bericht.

Nach Ansicht der Bundesbank ist es entscheidend, dass alle Marktakteure, Banken und Zentralbanken an einem Strang ziehen. Nur so könnten "Fragmentierungen und Insellösungen" verhindert werden. Allerdings machten die Experten auch deutlich, dass die bestehende Infrastruktur der Finanzmärkte ein "hohes Beharrungsvermögen" zeige, selbst wenn überlegene Lösungen verfügbar seien. "Weiterentwicklungen können so hinausgezögert oder verhindert werden, weil hohe Anfangsinvestitionen gepaart mit oft nur vage quantifizierbaren Vorteilen den Wechsel erschwerten."/jkr/bgf/la/stk