FRANKFURT (Dow Jones)--Leicht im Minus sind Europas Börsen am Dienstag in den Handel gestartet. Positiv wirken zwar die Vorgaben der Wall Street, der Funke will aber nicht überspringen. Denn die Rally des Technologie-Index Nasdaq mit 2,2 Prozent Plus ging auf Hoffnungen über das Marktwachstum von Künstlicher Intelligenz zurück - ein Bereich, in dem Europa rein gar nichts zu bieten hat. Der DAX notiert 0,3 Prozent leichter bei 16.672 Zählern, für den Euro-Stoxx-50 geht es 0,4 Prozent abwärts auf 4.467 Punkte.

Die Nachrichtenlage für Börsianer ist überschaubar, der Markt wartet mit Spannung auf die US-Verbraucherpreise am Donnerstag. Analysten erwarten einen leichten Anstieg, für die Kernrate jedoch einen weiteren kleinen Rückgang. Sollten die Daten die Erwartungen übertreffen, könnte dies zu einem erneuten Auspreisen von Zinssenkungen der US-Notenbank führen und somit zu weiteren Kursverlusten an den Anleihe- und Aktienmärkten.


   Deutsche Industrieproduktion stürzt weiter ab 

Wichtige Konjunkturdaten stehen am Dienstag noch nicht an, aus der EU kommen die Arbeitsmarktdaten für November und aus den USA die Handelsbilanz für diesen Monat. Auf die Stimmung drücken jedoch Daten zur Industrieproduktion aus Deutschland. Sie sind zwar nur für den zurückliegenden November, zementieren aber erneute die Rolle Deutschlands als Schlusslicht der Industrienationen.

Denn die Produktion fiel auch im November um deutliche 0,7 Prozent, obwohl Volkswirte eine Stagnation erwartet hatten. "Ein Rückgang des Bruttoinlandsproduktes im vierten Quartal dürfte mit der deutlich rückläufigen Industrieproduktion in Stein gemeißelt sein. Damit war die Produktion den sechsten Monat in Folge rückläufig", betont Thomas Gitzel, Chef-Volkswirt der VP-Bank.

Damit befinden sich Industrieproduktion als auch Einzelhandelsumsätze im Rückwärtsgang: "Wenn nun die Industrie als auch der Konsument nichts zum Wachstum beisteuern, wird es für eine Volkswirtschaft eng. Die Kombination aus hoher Inflation und Zinsen bei einer gleichzeitig schwachen Weltwirtschaft ist ein giftiger Cocktail, der letztlich auch nur in einer Rezession münden kann".


   Berichtsaison im Blick - Aber Zinsen noch wichtiger 

Am Freitag startet die Berichtssaison in den USA mit den großen US-Banken wie Citi, Wells Fargo, JP Morgan oder auch Bank of America. Ulrich Stephan, Anlagestratege der Deutschen Bank, erwartet aber weiter eine stärkere Abhängigkeit des Aktienmarktes von der Entwicklung der Zinsseite. Unternehmensergebnisse spielten aktuell eher die zweite Geige: "Auf Indexebene könnte die Berichtssaison weniger Wellen schlagen".

In den vergangenen Monaten habe der Aktienmarkt fast ausschließlich auf die Entwicklungen am Anleihemarkt reagiert. Dies war auch während der Berichtssaison für das dritte Quartal 2023 zu beobachten. Damals stieg die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen auf fast fünf Prozent und der S&P-500 korrigierte um zehn Prozent, obwohl 80 Prozent der Unternehmen die Gewinnerwartungen übertroffen hatten. Für das vierte Quartal 2023 erwarten Analysten im S&P-500 nun rund 5 Prozent höhere Gewinne als im Vorjahr.


   Chip-Sektor mit schlechten Zahlen 

Die Rally der US-Technologiewerte geht nur auf KI-Hoffnungen zurück, in der Breite läuft es hingegen schlechter. Der Sektor fällt in Europa um 0,3 Prozent. Dazu hat Microchip Technologies die Prognose gesenkt und Samsung für das vierte Quartal schwache Daten in Aussicht gestellt. Der weltgrößte Hersteller von Speicherchips meldete einen Gewinnrückgang um 35 Prozent. Der Betriebsgewinn fiel auf 2,8 Billionen Won (rund 1,94 Milliarden Euro), während Analysten im Schnitt rund 3,8 Billionen Won erwartet hatten.

Im DAX stehen daher vor allem Infineon im Fokus, die Aktien fallen um 1,8 Prozent. Auf die Stimmung drückt hier zudem der Rechtsstreit mit dem Insolvenzverwalter der ehemaligen Tochter Qimonda. Er hat am Vorabend ein neues Gutachten vorgestellt, das Infineon vorwirft, ein nicht werthaltiges Speichergeschäft in Qimonda eingebracht zu haben. Mögliche Belastungen daraus und ein Zeitpunkt für die Klärung des seit 2010 laufenden Rechstreits seien aber völlig offen, heißt es im Handel.

BASF fallen wie erwartet um deutliche 1,9 Prozent, nachdem sie von Bernstein nach "Marketperform" nun auf "Underperform" abgestuft worden sind. Die Analysten halten die Gewinnerwartungen des Marktes für zu hoch und liegen sogar 9 Prozent unter den Konsenschätzungen für 2024.

Auch bei United Internet geht es 1,9 Prozent tiefer, nachdem sie von der UBS auf "Neutral" abgestuft worden sind. Umgekehrt lassen freundliche Worte von Jefferies zur Merck KGaA die Aktien um 0,7 Prozent klettern. Die Analysten erwarten 2024 ein Erholungsjahr und bestätigen die Kaufempfehlung.

BMW notieren trotz guter Absatzzahlen um 0,1 Prozent leichter. Die Verkäufe der Marke BMW stiegen im vierten Quartal um 12 Prozent an.

Bei Personaldienstleistern geht es nach einer Gewinnwarnung von Hays hingegen abwärts. Die Briten fallen um 12 Prozent und ziehen auch andere Branchenwerte nach unten: Randstadt geben 3,4 Prozent ab und Adecco 4,6 Prozent. Bei Hays gingen die Einnahmen aus Zeitarbeit im Quartal um 10 Prozent zurück, im Dezember sogar um 15 Prozent.


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Aktienindex              zuletzt        +/- %       absolut      +/- % YTD 
Euro-Stoxx-50           4.467,47        -0,4%        -18,01          -1,2% 
Stoxx-50                4.096,54        -0,2%         -6,32          +0,1% 
DAX                    16.672,32        -0,3%        -44,15          -0,5% 
MDAX                   26.241,84        -0,3%        -74,51          -3,3% 
TecDAX                  3.261,16        -0,2%         -7,81          -2,3% 
SDAX                   13.645,57        -0,4%        -51,55          -2,3% 
FTSE                    7.696,40        +0,0%          2,21          -0,5% 
CAC                     7.431,82        -0,2%        -18,42          -1,5% 
 
Rentenmarkt              zuletzt                    absolut        +/- YTD 
Dt. Zehnjahresrendite       2,18                      +0,04          -0,40 
US-Zehnjahresrendite        4,04                      +0,01          +0,16 
 
DEVISEN                  zuletzt        +/- %  Di, 8:13 Uhr  Mo, 17:29 Uhr  % YTD 
EUR/USD                   1,0948        -0,0%        1,0953         1,0973  -0,9% 
EUR/JPY                   157,70        -0,2%        157,63         157,82  +1,3% 
EUR/CHF                   0,9304        +0,2%        0,9286         0,9292  +0,3% 
EUR/GBP                   0,8596        +0,0%        0,8596         0,8602  -0,9% 
USD/JPY                   144,05        -0,1%        143,92         143,83  +2,3% 
GBP/USD                   1,2735        -0,1%        1,2742         1,2756  +0,1% 
USD/CNH (Offshore)        7,1695        +0,1%        7,1692         7,1601  +0,6% 
Bitcoin 
BTC/USD                46.720,50        -0,7%     46.807,00      45.058,06  +7,3% 
 
ROHÖL                    zuletzt  VT-Settlem.         +/- %        +/- USD  % YTD 
WTI/Nymex                  71,45        70,77         +1,0%          +0,68  -0,8% 
Brent/ICE                  76,82        76,12         +0,9%          +0,70  -0,3% 
GAS                               VT-Settlem.                      +/- EUR 
Dutch TTF                 30,825        31,63         -2,5%          -0,80  -1,5% 
 
METALLE                  zuletzt       Vortag         +/- %        +/- USD  % YTD 
Gold (Spot)             2.034,44     2.028,88         +0,3%          +5,56  -1,4% 
Silber (Spot)              23,17        23,13         +0,2%          +0,04  -2,6% 
Platin (Spot)             949,33       950,50         -0,1%          -1,18  -4,3% 
Kupfer-Future               3,81         3,81         -0,0%          -0,00  -2,1% 
YTD bezogen auf Schlussstand des Vortags 
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Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

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January 09, 2024 03:49 ET (08:49 GMT)