FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Die EZB hat - wie erwartet - eine Zinspause eingelegt, Hauptthema bleibt aber der Nahost-Konflikt und die Sorge um eine Eskalation. Bei den Unternehmensanleihen gibt es schlechte Nachrichten von SoWiTec. Zudem leidet PNE unter der Siemens Energy-Krise.

7. Oktober 2023. Der Gaza-Krieg hat die Märkte weiter fest im Griff. "Die Unsicherheit ist groß, das Geschäft daher eher dünn", berichtet Rainer Petz, der für Oddo BHF Anleihen handelt. Für keine zusätzliche Unsicherheit sorgte diese Woche die EZB, sie lieferte wie erwartet. Auf ihrer gestrigen Sitzung beschloss sie, den Hauptrefinanzierungssatz bei 4,50 Prozent zu belassen, den Einlagensatz bei 4 Prozent.

Die Renditen gingen im Wochenvergleich etwas zurück. Bundesanleihen mit Laufzeit von zehn Jahren rentierten am Freitagmorgen mit 2,84 Prozent nach 2,90 Prozent vor einer Woche. US-Treasury-Renditen im Zehnjahressegment, die diese Woche abermals 5 Prozent erreicht hatten, liegen am Freitagmorgen bei 4,86 Prozent.

Nächste Woche geht es gleich weiter mit Notenbanksitzungen. Die US-Notenbank tagt, außerdem noch die Bank of England und die Bank of Japan. Für die USA wird erwartet, dass die Fed die Leitzinsspanne bei 5,25 bis 5,50 Prozent belassen wird.

Im Anleihehandel sind derzeit langlaufende Staatsanleihen durchaus gefragt: "Im schwachen Markt wird häufig zugegriffen, etwa bei Bonds von Österreich, Italien oder Spanien", berichtet Arthur Brunner von der ICF Bank.

"Mindestens 4 Prozent Rendite"

Im Geschäft mit Unternehmensanleihen läuft es wie gehabt: Laut Tim Oechsner von der Steubing AG sind Bonds mit kurzen und mittleren Laufzeiten, mit 1.000er Stückelung, bekanntem Namen und guter Bonität beliebt - vorzugsweise aus Deutschland. "Vor allem müssen sie mindestens 4 bis 5 Prozent Rendite bringen." Gut an kämen etwa Anleihen von Bayer (XS2630111719), Continental (XS2630117328) und Mercedes-Benz (DE000A3LH6T7). Käufe sieht er aber auch für die Anfang des Monats emittierte Anleihe des österreichischen Baumaterialkonzerns Wienerberger (AT0000A37249) und für den US-Dollar-Bond des US-Landmaschinenbauers John Deere (US24422EWZ86). Diese werfen derzeit 4,87 und 5,74 Prozent ab. Sehr gut ankommt Brunner zufolge die noch recht neue Anleihe der Deutschen Rohstoff AG (). Ebenso gefragt: Bonds der Azerion Group (NO0013017657).

PNE in Sippenhaft

Deutlich nach unten ging für Papiere des Windparkbetreibers PNE AG (DE000A30VJW3), wie Gregor Daniel von der Walter Ludwig Wertpapierhandelsbank meldet. "Hintergrund ist die Schieflage von Siemens Energy und deren Bitte um Staatshilfe." Bei PNE habe bereits ein kleines Verkaufsvolumen ausgereicht, um den Kurs zu drücken. Mittlerweile kämen aber wieder "verhaltene Kaufaufträge" herein. Die Rendite zum letzten Umsatz zu 93 Prozent lag bei 7,24 Prozent.

SoWiTec kann nicht zahlen

Noch tiefer fiel der Kurs des Erneuerbare-Energien-Projektentwicklers SoWiTec. "SoWiTec hat diese Woche viel Ärger gebracht", formuliert es Brunner. Das Unternehmen hat am Mittwoch mitgeteilt, die am 8. November fällige Anleihe (DE000A2NBZ21) nicht zurückzahlen zu können. Abhilfe soll nun eine Laufzeitverlängerung um drei Jahre schaffen. Darüber soll - ohne Versammlung - vom 11. bis zum 13. November 2023 abgestimmt werden. Die Anleihe war zuvor um 100 Prozent gehandelt worden, aktuell sind es nur noch 44 Prozent. Auch die bis 2028 laufende SoWiTec-Anleihe (DE000A30V6L2) verlor massiv. "Die Lage bleibt höchst volatil." Laut Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger SdK kam die Mitteilung überraschend und viel zu spät. Die SdK rät Betroffenen, sich zu organisieren, und sich unter www.sdk.org/sowitec-group für einen kostenlosen Newsletter zu registrieren, mit dem die SdK über die weiteren Entwicklungen informieren werde.

FCR mit neuer Anleihe

Vom Handel ausgesetzt wurde heute die bis April 2024 laufende Anleihe von FCR Immobilien mit Kupon von 5,25 Prozent (DE000A2TSB16), wie Daniel außerdem meldet. Erst am Dienstag soll der Handel wieder aufgenommen werden. Der Grund: FCR Immobilien bietet eine neue, fünfjährige Anleihe mit Zinssatz von 7,25 Prozent an, kombiniert mit einem Umtauschangebot für die alte Anleihe. Geplant ist ein Emissionsvolumen von bis zu 60 Millionen Euro.

Von Anna-Maria Borse, 27. Oktober 2023 © Deutsche Börse AG

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