FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Pandemie, Inflation, Lieferengpässe - Fondsmanager Peeters fragt sich, welche Entwicklungen gekommen sind, um länger zu bleiben.

15. November 2021. FRANKFURT (pfp Adisory). Die Berichtssaison zum dritten Quartal neigt sich dem Ende zu. Auch diese Saison brachte eine Vielzahl von Gesprächen im Dialog oder auch in größeren Gruppen mit sich. Eine Thematik, die seit jeher ein wichtiger Bestandteil des Austauschs zwischen professionellen Investoren und börsennotierten Unternehmen ist, möchte ich heute etwas vertiefend ansprechen: Konkret geht es mir um die Diskussion, welche Effekte temporär und welche nachhaltig sind.

Naturgemäß gibt es in der Investor-Relations-Arbeit eine gewisse Tendenz, negative Einflussfaktoren als temporär wahrzunehmen und positive Entwicklungen zu verstetigen. Die Aufgabe der Investoren ist es dann, kritisch zu prüfen, ob er inhaltlich mitgeht. Und das ist über individuelle Unternehmenssituationen hinaus auch auf der Makro-Ebene nicht immer einfach zu unterscheiden. Denn oftmals sind die Sachverhalte nicht so eindeutig, wie es auf den ersten Blick scheint. Zudem erweisen sich manche Themen auch aus objektiver Sicht erst im Nachhinein als dauerhaft.

Gerade die aktuelle Zeit ist gespickt mit einer Menge Facetten, über deren Dauerhaftigkeit sich trefflich streiten lässt. Wer hätte zum Jahreswechsel 2020/21 gedacht, dass Corona samt möglicher Einschränkungen auch im Übergang zum Jahr 2022 ein großes Thema sein würde trotz wesentlicher Impffortschritte? Aber nicht nur Corona bewegt Märkte und Unternehmen: Das veritable Beschaffungsproblem, auch anfangs als reiner Engpass bei Chips unterschätzt, ist ein Thema, das größer und schwerer zu lösen ist als zunächst gedacht. Spätestens beim Kauf von Weihnachtsgeschenken wird es wohl jeder von uns spüren, dass so manche Verfügbarkeit sich anders darstellt als wir es viele Jahre erlebt haben.

Nun wird eine weitere relevante Frage gefühlt täglich lauter gestellt: Haben wir ein vorübergehendes deutliches Anziehen der Inflation oder baut sich hier auch etwas Strukturelles und Dauerhaftes auf? Dass Notenbanken und Politik hier nur von temporären Effekten sprechen, kann man geflissentlich belächeln. Aber interessanterweise kam unlängst eine Umfrage unter 10.000 Verbrauchern in der EU zu einer ähnlich gelassenen Sicht. Es wird spannend, ob sich manche Wolken verziehen oder ob doch das eine oder andere "neue Normal" auftaucht.

Ob es bei den genannten und anderen Faktoren in 2022 zu einer Konstanz kommt, wird auch den Aktienmarkt prägen, gerade die Vorgehensweise der Notenbanken ist sehr relevant. Abschließend sollte sich niemand anmaßen, die Entwicklung vorherzusehen, schon gar nicht kurzfristig. Aber in der Allokation Unternehmen stärker zu berücksichtigen, die Preissteigerungen überwälzen können und ihre Lieferketten im Griff haben, scheint nicht unlogisch. Und ein gewisses Exposure in Sachwerten wie etwa Aktien(-fonds) scheint in Zeiten von anziehender Geldentwertung auch nicht nachteilig zu sein. Diese Einschätzung würde ich durchaus nicht nur temporär vertreten.

von: Roger Peeters, 15. November 2021, © pfp Advisory

Roger Peeters ist geschäftsführender Gesellschafter der pfp Advisory GmbH. Gemeinsam mit seinem Partner Christoph Frank steuert der seit über 25 Jahren am deutschen Aktienmarkt aktive Experte den DWS Concept Platow (WKN DWSK62), einen 2006 aufgelegten und mehrfach ausgezeichneten Stock-Picking-Fonds, sowie den im August 2021 gestarteten pfp Advisory Aktien Mittelstand Premium (WKN A3CM1J). Weitere Infos unter www.pfp-advisory.de. Peeters ist weiterhin Mitglied des Vorstands der Deutschen Vereinigung für Finanzanalyse und Asset Management (DVFA) e.V.. Roger Peeters schreibt regelmäßig für die Börse Frankfurt.

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