FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Die Mischung aus geopolitischen Risiken und wieder zunehmenden Zinsängsten lastet auf Aktien- wie Anleihemarkt, die Renditen sind diese Woche ordentlich gestiegen. Weiter beliebt: Unternehmensanleihen mit absehbaren Laufzeiten und von "guten" Adressen.

20. Oktober 2023. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Schwierig war die Lage vorher schon, aufgrund der hohen Zinsen und der schlecht laufenden Wirtschaft. Mit dem Nahost-Konflikt ist nun aber noch ein weiterer Unsicherheitsfaktor dazugekommen. "Die geopolitische Nachrichten lassen die Ampel aktuell dunkelgelb erscheinen", erklärt Tim Oechsner von der Steubing AG. "Es ist alles sehr volatil", kommentiert Rainer Petz von Oddo BHF.

Allerdings gerieten Bundes- und US-Staatsanleihen unter Verkaufsdruck, wie Arthur Brunner von der ICF Bank beobachtet. "Die ‚sicheren Häfen‘ sind mal nicht gefragt." Die Renditen stiegen entsprechend. Zehnjährige Bundesanleihen rentieren am Freitagmorgen wieder mit 2,90 Prozent, vor einer Woche waren es 2,75 Prozent. Damit ist die Rendite nicht mehr weit entfernt vom Anfang Oktober markierten Zwölfjahreshoch von gut drei Prozent. Zehnjährige US-Staatsanleihen warfen diese Woche in der Spitze 5 Prozent ab, so viel wie zuletzt 2007. Aktuell sind es immer noch 4,93 Prozent.

EZB-Sitzung: Diesmal wohl keine Zinserhöhung

Neben Nahost- und Ukraine-Krieg gilt die Aufmerksamkeit weiter den Notenbanken. Nächste Woche kommt der EZB-Rat zusammen, diesmal in Athen. Eine weitere Zinserhöhung wird nicht erwartet. Nach Ansicht der Commerzbank wird es aber um ein früheres Ende der Reinvestitionen aus dem PEPP-Anleiheportfolio gehen. "Ein früheres Ende der PEPP-Reinvestitionen würde insbesondere Staatsanleihen der Peripherie zusätzlich unter Druck setzen", meint Analyst Hauke Siemßen.

In den USA äußerte sich am gestrigen Donnerstag US-Notenbankchef Jerome Powells. Vor dem Wirtschaftsklub in New York deutete er an, dass der Leitzins bei der nächsten Sitzung nicht verändert wird. Die Option auf eine weitere Zinserhöhung gebe es aber weiter. "Es sieht so aus, als dürften die Zinssätze auf der Sitzung am 1. November unverändert bleiben. Zumindest interpretierten die Marktakteure dies so", erklären die Analysten von der Deutschen Bank.

Unternehmensanleihen: Bekannte Namen ziehen

Der Handel mit Unternehmensanleihen läuft verhalten, wie Beate Mägerle von der Walter Ludwig Wertpapierhandelsbank feststellt. "Angesichts der Nachrichtenlage ist das ja auch kein Wunder." Dennoch kämen einige Unternehmensanleihen gut an, etwa von Continental (XS2672452237), VW (XS2374595127), Mercedes (DE000A2R9ZU9), Porsche Automobil (XS2643320018) und ThyssenKrupp (DE000A2TEDB8). Sie sind zwischen 2024 und 2027 fällig und bieten aktuell Renditen zwischen 3,8 Prozent und - im Fall von ThyssenKrupp - knapp 5 Prozent.

Laut Oechsner ziehen Unternehmensanleihen von bekannten Namen, mit kurzen und mittleren Laufzeiten und 1.000 Euro-Stückelung. "Die Rendite muss zwischen 4 und 5 Prozent liegen." Die Papiere würden als "Rendite-Pick-up" gekauft und bis zur Endfälligkeit gehalten. Als Beispiele nennt auch er Porsche Automobil-Anleihen (XS2643320018, XS2615940215, XS2643320109). Beliebt bleibt darüber hinaus der US-Dollar-Bond des Landmaschinenherstellers John Deere mit 2,65 Prozent-Kupon und Fälligkeit Juni 2024 (US24422ETT63), wie Brunner berichtet.

The Grounds erholt sich, PHM-Aufstockung erfolgreich

Deutlich erholt hat sich der Bond von The Grounds Real Estate Development (DE000A3H3FH2), der zuvor Federn gelassen hatte. "The Grounds hat einen Investor gefunden", erklärt Brunner. Gut aufgenommen worden sei die Aufstockung der Anleihe der PHM Group Holding Oy mit 11,378 Prozent Kupon und Fälligkeit 2026 (

Weiter in der Zeichnung ist die Anleihe des Maklerpoolunternehmens Jung, DMS & Cie. Pool GmbH (DE000A3514Q0) mit Fälligkeit 2028 und Kupon zwischen 6,75 und 7,25 Prozent. Die Zeichnungsfrist läuft bis zum 30. Oktober.

Mehr dazu: https://www.boerse-frankfurt.de/jung-dms-cie-pool-gmbh

Von Anna-Maria Borse, 20. Oktober 2023 © Deutsche Börse AG

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