FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Unternehmensanleihen wurden 2023 stark nachgefragt. Zum Jahresende hin wechselten die Favoriten. Im Immobiliensegment ging es teilweise äußerst turbulent zu.

29. Dezember 2023. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Corporate Bonds haben sich in den vergangenen Monaten wieder zu einer echten Alternative für renditesuchende Anleger*innen entwickelt. Dank der gestiegenen Zinsen seien "durchgängig Käufer" am Markt, berichtet Rainer Petz von Oddo BHF. Der Händler beobachtet an der Frankfurter Börse geradeiseitens der Privaten eine "deutliche Belebung". Besonders im zweiten Halbjahr hätten die Umsätze spürbar angezogen. "Der Markt ist nicht mehr zu vergleichen mit den Vorjahren".

Zinsen auf einem "ordentlichen Level"

Auch Tim Oechsner von der Steubing AG bilanziert für das zu Ende gehende Jahr "wirklich gute Umsätze" in Unternehmensanleihen. Die Zinsen seien wieder auf einem "ordentlichen Level". Im Fokus der Kundschaft standen vor allem Anleihen bekannter Unternehmen mit Laufzeiten von zwei bis fünf Jahren. "Die Bonität muss gut und die Geschäftsmodelle intakt sein". Beispielhaft nennt der Händler Bonds der Deutsche Telekom (XS1617898363), von Siemens (DE000A1UDWN5) oder Wienerberger (AT0000A37249). Die erst im Oktober emittierte Anleihe des österreichischen Ziegelproduzenten war bislang für alle Seiten ein Erfolgsgeschäft. Das vergleichsweise große Emissionsvolumen von 350 Millionen Euro wurde vollumfänglich platziert und der Kurs ist in den ersten zweieinhalb Monaten um 6 Prozent gestiegen. Die aktuelle Rendite des bis 2028 laufenden Papiers beträgt 3,5 Prozent.

In der Umsatzstatistik der Börse Frankfurt finden sich unter den Anlegerlieblingen aber auch Anleihen etwas kleinerer Emittenten. Ganz vorne mit dabei ist die schon 2020 emittierte Anleihe von Grenke (XS2155486942), die im Jahr der Emission zwischenzeitlich auf unter 80 Prozent abgerutscht war. Damals war der Leasinganbieter von Shortsellern angegriffen worden. Während die Aktie ihre Verluste noch nicht komplett wettmachen konnte, ist der Kurs der Anleihe (aktuell 3,6 Prozent Rendite bis Mitte 2025) recht schnell wieder auf ihr vorheriges Niveau zurückgekehrt. Im laufenden Jahr ging es hier rund 5 Prozent nach oben.

Erfolgreiche Neuemissionen

Sehr gut angenommen wurden 2023 zahlreiche Neuemissionen. Kirchhoff Consult berichtet im Segment der KMU-Anleihen von einer Verdoppelung des Emissionsvolumens gegenüber dem allerdings auch sehr schwachen Vorjahr. Mehrere dieser neu emittierten Bonds tauchen auch in der Liste der Umsatzspitzenreiter auf. Zu nennen ist hier etwa die bis 2028 laufende Anleihe der Deutsche Rohstoff AG (DE000A3510K1), die seit Ende September um rund 8 Prozent gestiegen ist, aber immer noch mit 5,7 Prozent rentiert. Auch bei den neuen Anleihen von Katjes International (NO0012888769) und Sixt (DE000A351WB9) gab es eine starke Nachfrage sowie nennenswerte Kursanstiege.

Auffällig ist laut Händlern, dass es zum Ende des Jahres hin einen Favoritenwechsel auf Seiten der Anleger*innen gab. Bis in den Oktober hinein wurden vor allem kurz- bis mittelfristige Laufzeiten von bis zu drei Jahren bevorzugt. "Das ist ein Zeitraum, in dem die Kunden recht gut einschätzen können, was bei den Unternehmen passieren wird", erklärt Gregor Daniel von der Walter Ludwig Wertpapierhandelsbank die Hintergründe. Seitdem an den Märkten verstärkt über Zinssenkungen gesprochen wird, werden aber zunehmend längere Laufzeiten favorisiert. Auf den Einkaufszetteln stand etwa die bis 2030 laufende Anleihe von Fresenius (XS2482872251), die seit Ende Oktober von 88 auf 96 Prozent geklettert ist.

Auch die Kundschaft der Steubing AG wechselte zuletzt zunehmend zu Langläufern, weil diese laut Oechsner "überproportional von einem sinkendem Zinsniveau profitieren". Zum Jahresende sei dieses Segment "richtig gut gelaufen". Hohe Umsätze gab es in den vergangenen Wochen in einer bis 2035 laufenden E.On-Anleihe (XS2574873183), deren Kurs in kurzer Zeit von 93 auf 105 Prozent zulegen konnte.

Immobilien-Bonds mit Kurseinbruch

Alles andere als gut lief es 2023 für den Immobiliensektor. Vor allem der sich bis in den Spätherbst hinein fortsetzende Zinsanstieg bereitete den Unternehmen Probleme. "In diesem Segment gab es die eine oder andere negative Überraschungen, was für Unsicherheit gesorgt hat", berichtet Daniel. So brachen zum Beispiel die Kurse zweier Anleihen von Euroboden (DE000A2YNXQ5, DE000A289EM6) bis auf unter ein Prozent ein, nachdem der Münchner Projektentwickler im Juli zunächst die Laufzeiten verlängern und die Verzinsung reduzieren wollte und kurze Zeit später dann die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens beantragt wurde. Vor gut zwei Wochen erfolgte nun das Delisting der Papiere.

Auch andere Gesellschaften hatten mit finanziellen Engpässen zu kämpfen, was teilweise zu Umstrukturierungen der ausgegebenen Anleihen führte. Und der negative Trend scheint noch nicht gebrochen zu sein. Das Strategie-Team der renommierten DJE-Kapital AG jedenfalls hält "größere Verwerfungen in einigen Immobilienmärkten" auch 2024 für wahrscheinlich.

Von Thomas Koch, 28. Dezember 2023 © Deutsche Börse AG

(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)