FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Verluste auch am Anleihenmarkt - die Woche stand ganz im Zeichen der Herabstufung der USA durch Fitch. Großbritannien hat außerdem den Zinserhöhungskurs fortgesetzt. Wie es in den USA weitergeht, könnte heute Nachmittag deutlicher werden.

4. August 2023. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Sinkende Aktien- und sinkende Anleihekurse - die Herabstufung der USA durch die Rating-Agentur von der Topbonitätsnote AAA auf nur noch AA+ hat die Kurse diese Woche purzeln lassen. "Es war schon ein kleines Beben", berichtet Arthur Brunner von der ICF Bank. Die Renditen stiegen im Gegenzug: Zehnjährige US-Treasuries rentieren aktuell wieder mit 4,18 Prozent, zehnjährige Bundesanleihen mit 2,61 Prozent. Vor einer Woche waren es noch 4 Prozent und 2,49 Prozent.

Insgesamt wird die Herabstufung der USA allerdings wohl nur sehr geringe direkte Auswirkungen auf den Markt haben, meint Björn Jesch, CIO der DWS. "Zumindest in Bezug auf die von Fitch erwähnte ‚Erosion der Regierungsführung‘ und die ‚wiederholten politischen Streitereien um die Schuldenobergrenze‘ könnte das Schlimmste hinter uns liegen." Langfristig könne es allenfalls zu geringfügigen Umschichtungen hin zu Anleihen von Ländern mit AAA-Rating kommen. Ohnehin hatte die Rating-Agentur S&P die USA bereits 2011 zurückgestuft.

"Ende der Zinserhöhungen naht auch in Großbritannien"

Abgesehen davon geht es weiter um Leitzinserhöhungen. Mit Spannung erwartet wird der heute Nachmittag zur Veröffentlichung anstehende US-Arbeitsmarktbericht. Denn von diesem wird Aufschluss über den Zustand der Wirtschaft erwartet, mit Folgen für die Geldpolitik. In Großbritannien hat die Bank of England am gestrigen Donnerstag den Leitzins um weitere 25 Basispunkte auf 5,25 Prozent angehoben - den höchsten Stand seit 15 Jahren. "Ausschlaggebend waren vor allem der feste Arbeitsmarkt und das stärkere Lohnwachstum", berichtet Ulrike Kastens von der DWS. "Vor allem wegen der weiteren kräftigen Lohnentwicklung rechnen wir auch im September mit einer Anhebung des Leitzinses um 25 Basispunkte auf 5,50 Prozent." Das Ende der Zinserhöhungen nahe aber auch in Großbritannien.

Staatsanleihen statt Festgeld

Brunner sieht anhaltendes Interesse an US-Staatsanleihen - trotz schlechterer Fitch-Note. "Die Herabstufung stört die Privatkundschaft nicht." Gekauft werden zudem europäische Staatsanleihen mit kurzer Restlaufzeit, wie Gregor Daniel von der Walter Ludwig Wertpapierhandelsbank berichtet. "Die werden als Festgeldalternative genutzt, etwa Anleihen von Belgien oder Irland." Als Beispiel nennt er eine 2026 fällige Belgien-Staatsanleihe, die aktuell mit 3,04 Prozent rentiert (BE0000337460).

Träger Handel von Unternehmensanleihen

Im Handel mit Unternehmensanleihen geht es ruhig zu. Marcus Mielert von Oddo BHF spricht vom "Sommerloch" mit wenig Neuigkeiten und wenig Umsatz. "Auch Quartalszahlen, etwa von Lufthansa oder Baywa, wirken sich nicht aus", berichtet Daniel. Einiges um in beide Richtungen gehe in der Mitte Juli emittierten Anleihe von DEAG Deutsche Entertainment (NO0012487596). Gute Umsätze zu niedrigen Kursen meldet Brunner für Bonds der insolventen The Social Chain (DE000A3E5FE7), bekannt aus "Die Höhle der Löwen". Das Unternehmen unternimmt derzeit einen Sanierungsversuch in Eigenregie. Liebling der Anleger*innen unter den US-Dollar-Anleihen ist Brunner zufolge der im Juni 2024 fällige Bond des Landmaschinenbauers John Deere (US24422ETT63). Die bietet aktuell eine Rendite von 5,48 Prozent.

Fondsauflösung macht Mittelstandsanleihen zu schaffen

Immobilienanleihen schwächeln weiter. Heute hat Deutschlands größter Wohnimmobilienkonzern Vonovia für das zweite Quartal einen erneuten Milliardenverlust gemeldet. Auch Papiere von Unternehmen ohne negative Schlagzeilen bleiben unter Druck, wie Daniel feststellt, etwa von FCR Immobilien (DE000A2TSB16). "Die Auflösung des Deutschen Mittelstandsanleihen-Fonds (LU0974225590) sorgt für Nervosität und teils starke Kursausschläge", stellt Brunner fest. Diese Woche habe es die Groß & Partner Grundstücksentwicklungsgesellschaft (DE000A254N04) getroffen. Der Kurs fiel von 63 Prozent auf im Tief 51 Prozent, aktuell sind es wieder 57 Prozent.

Einige Mittelstandsanleihen werden allerdings weiter über Pari gehandelt, wie Daniel feststellt: Dazu gehören Bonds von PNE mit 5 Prozent bis 2027 (DE000A30VJW3), UBM Development mit 7 Prozent bis 2027 (AT0000A35FE2) und Karlsberg Brauerei mit 4,25 Prozent bis 2025 (DE000A254UR5). "Leider sind die alle umsatzlos."

von: Anna-Maria Borse, 4. August 2023 © Deutsche Börse AG

(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)