FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Große Unternehmen wie Nvidia haben vom KI-Boom schon mächtig profitiert, viele kleinere Unternehmen aber noch nicht. Die könnten mit dem erwarteten Zinsrückgang nun aber zum Sprint ansetzen, meinen Händler.

29. Februar 2024. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Immer neue Bestmarken an der Börse - nicht nur beim DAX. An der Wall Street hatten Dow Jones, S&P 500 und Nasdaq vergangene Woche neue Rekordhochs erreicht, diese Woche liegen sie kaum darunter. "Es herrscht Goldgräberstimmung", bemerkt Marc Richter, der für die Baader Bank Auslandsaktien handelt.

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Es sind allerdings vor allem einige große Werte, die den Markt nach oben ziehen: die Magnificent Seven, also Amazon, Apple, Meta, Microsoft, Alphabet, Tesla und Nvidia. Die höheren Zinsen haben ihnen nichts ausgemacht, und die Geschäfte laufen ohnehin gut. "Kleinere Unternehmen haben aber unter den höheren Zinsen gelitten, auch wenn das Geschäftsmodell stimmt", bemerkt Richter. Mit wieder sinkenden Leitzinsen könnten die bisherigen Underperformer nun zu Outperformern werden.

C3 AI und Uipath: Aufholjagt der zweiten Reihe?

Mögliche Beispiele sind C3 AI (US12468P1049) und Uipath (US90364P1057), beide bei der Baader Bank gehandelt. Das kalifornische Unternehmen C3 AI, gegründet von Milliardär und Unternehmer Tom Siebel, hat sich auf Unternehmens-KI spezialisiert. Beim Börsengang 2020 war die Begeisterung riesig, allein am ersten Tag verdoppelte sich der Kurs. Dann kam die Ernüchterung, der Kurs fiel von 115 Euro bis auf 10 Euro. Am gestrigen Mittwoch hat C3 AI seinen Quartalsbericht präsentiert, der kam gut an an der Börse.

Eine ähnliche Kursentwicklung wie C3 AI weist das New Yorker Softwareunternehmen Uipath auf. Von 65 Euro fiel der Kurs 2021 und 2022 bis auf rund 11 Euro. Die Tiefs sind schon durchschritten: Uipath wird aktuell wieder zu 21,20 Euro gehandelt. Das Unternehmen, gegründet in Rumänien, bietet eine KI-basierte Plattform für Prozessautomatisierung an.

Twilio und AMD zu stark abgestraft?

Für Walter Vorhauser von Oddo BHF ist Twilio (US90138F1021) ein interessanter Wachstumswert und potenzieller KI-Gewinner. Das kalifornische Unternehmen bietet eine KI-gestützte Cloud-Kommunikationsplattform an. Mit der können Unternehmen Kunden kanalübergreifend über SMS, Video, E-Mail, Whatsapp und mehr ansprechen. Die Mitte des Monats veröffentlichten Quartals- und Jahreszahlen sorgten allerdings für Enttäuschung, am Markt war noch mehr erwartet worden. Die Aktie fiel von 65 auf aktuell 54 Euro. "Twilio ist aber kräftig gewachsen und konnte seinen Verlust eindämmen", erklärt Vorhauser.

Auch Chiphersteller Advanced Micro Devices (US0079031078), im KI-Bereich bislang vom Konkurrenten Nvidia in den Schatten gestellt, könnte nach Einschätzung von Vorhauser aufholen. Allerdings hat die Aktie nach einem fulminanten Kursanstieg zu Anfang des Jahres zuletzt verloren. Der Grund: AMD verfehlte mit seiner Prognose für das Geschäft im laufenden Quartal die Markterwartungen. "Doch auch AMD könnte KI-Profiteur werden. Ein großer Erfolg ist zum Beispiel, dass Japans Eisenbahnunternehmen JR Kyushu Railway Company eine KI-basierte AMD-Technologie nutzen wird, um die Gleisüberwachung zu automatisieren."

"Vertrauen ist wieder da"

Was den aktuellen Tech-Boom angeht, erkennt Vorhauser durchaus Parallelen zum Technologie-Hype vor 24 Jahren. Eine Blase, die bald platzen könnte, sieht er aber nicht. "Die Rally ist in der Breite noch gar nicht angekommen", meint er. Kleinere Korrekturen hält Marc Richter für "normal und gesund". Es gebe auch durchaus Risiken. Etwa könne Gefahr vonseiten Chinas drohen, meint er mit Blick auf Chinas Small Caps, die dieses Jahr schon kräftig verloren haben. Dennoch ist Richter insgesamt zuversichtlich: "Das Vertrauen in neue Märkte ist wieder da." Die großen Werte seien vorgelaufen. "Jetzt dürften die kleinen folgen."

von: Anna-Maria Borse © 29. Februar 2024, Deutsche Börse AG

Über die Autorin

Anna-Maria Borse ist Finanz- und Wirtschaftsredakteurin mit den Schwerpunkten Finanzmarkt/Börse und volkswirtschaftliche Themen.

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