FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Um die Osterfeiertage geht es etwas ruhiger zu im ETF-Handel. Wer aktiv ist, kauft eher. Nachgefragt werden Tracker von Aktien weltweit und aus den USA. Abgaben von europäischen Aktien halten an.

19. April 2022. Frankfurt (Börse Frankfurt). Die deutlich gestiegenen Zinsen, Sorgen um Chinas Wirtschaft und unverändert beunruhigende Nachrichten aus der Ukraine belasten den Aktienmarkt auch nach den Osterfeiertagen. Der DAX schwankt weiter um 14.000 Punkte, am Dienstagmittag sind es 14.030 Punkte. Das ist deutlich mehr als im Tief bei 12.431 Zählern Anfang März, aber immer noch klar unter den Kursen Ende 2021.

Die Unsicherheiten bleiben groß. Dennoch überwogen die Käufe, wie Frank Mohr von der Société Générale berichtet. "Dabei liegt der Fokus weiter auf globalen und US-amerikanischen Aktien." Zuflüsse verzeichneten etwa der iShares Core MSCI World (IE00B4L5Y983), der Lyxor MSCI World (LU0392494562) und der BNP Paribas Easy S&P 500 (FR0011550177). Nasdaq-Tracker wie der iShares Nasdaq 100 (IE00B53SZB19) stünden ebenfalls auf den Einkauflisten. "Europäische Aktien-ETFs werden zwar wieder mehr gehandelt, meist aber verkauft."

Frank Mohr

Mohr

Auch Fabian Wörndl von Lang & Schwarz berichtet von stetigem Interesse an MSCI World-ETFs. "Dips werden für Käufe genutzt", erklärt der Händler. Wie in den Vorwochen würden auch Nasdaq-Tracker mit Hebel viel gehandelt, konkret der WisdomTree Nasdaq 100 3x Daily Leveraged (IE00BLRPRL42) und der WisdomTree Nasdaq 100 3x Daily Short (IE00BLRPRJ20) ­- und zwar in beide Richtungen.

Gern genommen: Infrastruktur-ETFs

Im Handel mit Branchen-ETFs ist Mohr zufolge der iShares Global Infrastructure (IE00B1FZS467) derzeit sehr beliebt. Der ETF bildet den FTSE Global Core Infrastructure ab, mit Unternehmen etwa aus der Versorger-, Industrie- und Energiebranche. Schwergewichte sind aktuell das US-Solar- und Windenergieunternehmen NextEra Energy, die US-Eisenbahngesellschaft Union Pacific, der US-amerikanische Betreiber von Anlagen für Drahtloskommunikation American Tower, der kanadische Pipeline-Betreiber Enbridge und der US-Energieanbieter Duke Energy. Auf Dreijahresssicht kommt der ETF auf eine Rendite von 10,7 Prozent im Jahr.

Außerdem werden laut Mohr Technologie-, Gesundheits-, Industrie- und Energieaktien viel gehandelt. "Technologiewerte werden eher verkauft, der Rest gekauft." Betroffen seien etwa der Xtrackers MSCI World Information Technology (IE00BM67HT60) und der Xtrackers MSCI World Health Care (IE00BM67HK77).

Im Aufschwung: Goldminen-ETFs

Der jüngste Anstieg des Goldpreises lockt Anleger*innen zudem wieder in Goldminen-ETFs, wie Wörndl meldet. Gefragt ist zum Beispiel der iShares Gold Producers (IE00B6R52036). Auch für breit streuende Rohstoff-ETFs wie den iShares Diversified Commodity Swap (IE00BDFL4P12) sieht Wörndl wieder verstärkt Nachfrage, ebenso wie für Edelmetall-ETCs wie den WisdomTree Silver 2x Daily Leveraged (DE000A0V9Y57).

Sehr viel um geht außerdem weiter im iShares Global Clean Energy (IE00B1XNHC34), wie Mohr feststellt. "Das ist bei uns immer mit Abstand der umsatzstärkste Themen-ETF." Der Indexfonds hat 4,6 Milliarden Euro an Vermögen ansammeln können, der Kurs ist zuletzt stark gestiegen. Die Kurshochs von Anfang 2021 sind aber noch nicht wieder erreicht.

Setzen auf fallende Bond-Renditen

Im Anleihen-Bereich setzen Anleger*innen Mohr zufolge auf europäische High Yield-Unternehmensanleihen (IE00B66F4759), trennen sich dagegen vom Amundi Government Bond Lowest Rated EuroMTS Investment Grade (LU1681046774), der bonitätsmäßig schwächere europäische Investment Grade-Staatsanleihen abbildet. Auf weiter fallende Kurse von Bundesanleihen setzen Anleger*innen laut Wörndl mit dem Lyxor Bund Daily (-2x) Inverse (FR0010869578).

Im ersten Quartal 2022 haben Anleger*innen global 267 Milliarden Euro in ETFs investiert, wie Emittent Amundi meldet. Aktien waren mit Zuflüssen von 210 Milliarden Euro weiterhin die beliebteste Anlageklasse, Anleihen-ETFs flossen 36,3 Milliarden Euro zu. Allerdings zogen europäische Anleger*innen im Zuge des Ukraine-Kriegs im März 3 Milliarden Euro aus ETFs auf Eurozonen-Aktien ab. Sie flüchteten laut Amundi in weniger risikoreiche Titel, etwa Staatsanleihen, und auch in Gold- und Rohstoff-Produkte.

Krypto-Handel ohne große Wallungen

Ruhiger zu geht es derzeit im Handel mit Krypto-ETNs, stellt Wörndl fest. "Die Kursbewegungen der Coins schlagen sich nicht mehr direkt in Käufen und Verkäufen nieder." Der Bitcoin wird aktuell zu 40.712 US-Dollar gehandelt, weit unter dem Allzeithoch von 68.764 US-Dollar vom November 2021. Bei Ethereum sieht es ähnlich aus: Der Preis liegt aktuell bei 3.044 US-Dollar, ebenfalls weit unter dem Allzeithoch von 4.866 US-Dollar.

von: Anna-Maria Borse 19. April 2022, © Deutsche Börse AG

(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)