Das ist ein neuer herber Schlag für den Konzern, um es gelinde auszudrücken. Die Zwischenfälle häufen sich, ebenso wie die Warnungen der FAA (der US-Luftfahrtbehörde). Neben dem niedrigen Aktienkurs des Unternehmens steht nun auch die Sicherheit der Passagiere auf dem Spiel.

Doch anstelle sich einer gründlichen Selbstprüfung zu unterziehen, beschuldigt Boeing seinen Zulieferer und ehemaligen Tochterkonzern Spirit AeroSystems. Unter Missachtung grundlegender Anstandsregeln bat der Konzern kürzlich sogar die FAA, sein neuestes 737-Modell von bestimmten Sicherheitsstandards bis Mai 2026 zu befreien, um die Auslieferungen fortsetzen zu können.

Zu den Folgen der Rückschläge des Flugzeugherstellers gehören die Verschlechterung der Beziehungen zu den Fluggesellschaften und die Entstehung einer Website, auf der Passagiere überprüfen können, ob sie demnächst mit einer 737 reisen - dem meistverkauften Modell des Konzern. Doch auch hier gibt es keine Gewissheit für die Reisenden, da die Fluggesellschaften ihre Flugzeuge, die für bestimmte Routen vorgesehen sind, im letzten Moment einfach ersetzen können.

Ein solches Schlamassel passiert, wenn ein Konzern den finanziellen Aspekten und der Rendite für die Aktionäre Vorrang vor Innovation und Sicherheit einräumt. Ein Beispiel: David Calhoun, CEO des Konzerns und seit 2009 Mitglied des Vorstands, hat seit seinem Amtsantritt im Jahr 2020 insgesamt 65 Millionen Dollar an Vergütungen und Anreizen erhalten. Er ist es auch, der beschlossen hat, den Hauptsitz des Konzerns in die Nähe von Washington zu verlegen, um sein Lobbying bei den Entscheidungsträgern zu erleichtern.

Während der Hauptkonkurrent Airbus sich die Hände reibt und zunehmend Marktanteile gewinnt, hat Boeing seit 2018 keinen Gewinn mehr erzielt - und sein Ruf versinkt im Abgrund.

Zeichnung von Amandine Victor