Der Branchenverband Bitkom kündigte am Mittwoch an, für Unternehmen der IT und Telekommunikation (ITK) sei 2024 ein Umsatz von 224,3 Milliarden Euro zu erwarten. Der Sektor wachse damit etwa drei bis vier Mal stärker als die gesamte Wirtschaft. Im vergangenen Jahr hatten die ITK-Umsätze um 2,0 Prozent auf 215 Milliarden Euro zugelegt. Die Zahl der Beschäftigten dürfte laut Bitkom 2024 um 36.000 auf 1,368 Millionen klettern, nach einem Anstieg von 28.000 im vorigen Jahr. Die meisten Unternehmen der Branche seien krisenfest, sagte Bitkom-Präsident Ralf Wintergerst.

Der Jobaufbau könnte noch deutlich größer ausfallen, aber der Fachkräftemangel bremse hier, erklärte Wintergerst. Die positive Stimmung der Branche spiegele sich auch in den Investitionsplänen wider. So wollen 22 Prozent der ITK-Firmen ihre Investitionen 2024 erhöhen und 61 Prozent die Ausgaben stabil halten, während 17 Prozent auf die Bremse treten. Dabei wird vor allem in Software sowie in Forschung und Entwicklung investiert. "Die Bitkom-Branche startet mit Zuversicht ins neue Jahr", sagte Wintergerst, Chef der Konzerns für Sicherheitstechnologien Giesecke+Devrient. IT ist wichtigster Impulsgeber. Nach einer Wachstumsdelle im Vorjahr von plus 2,2 Prozent soll es 2024 etwa 6,1 Prozent mehr Erlöse geben.

Vor allem das Geschäft mit Software dürfte laut Bitkom mit 9,4 Prozent stark zulegen. Hier zeige sich auch der Boom bei Künstlicher Intelligenz (KI), denn das noch vergleichsweise kleine Geschäft mit KI-Plattformen wachse um 38,3 Prozent auf 1,4 Milliarden Euro. "Künstliche Intelligenz wird 2024 das Top-Thema bleiben", betonte Wintergerst. Viele Firmen hätten erkannt, dass mit KI-Lösungen große Produktivitätssprünge möglich seien. Hier werde es auch in den nächsten Jahren hohe Wachstumraten geben. "Unternehmen sollten sich jetzt mit KI beschäftigen, entsprechende Projekte aufsetzen und auch in die Technologie investieren." Die Politik müsse bei der Regulierung Augenmaß beweisen "und dafür sorgen, dass KI in Deutschland und Europa sowohl weiter genutzt als auch entwickelt werden kann".

Das Geschäft mit klassischer Unterhaltungselektronik steht derweil vor dem vierten Minus-Jahr in Folge. Nach einem Minus von 2,1 Prozent 2023 erwartet Bitkom 2024 einen Umsatzrückgang um 3,4 Prozent auf 7,8 Milliarden Euro. "Die Branche hofft zumindest auf einen leichten Fußball-EM-Effekt bei Fernsehgeräten", sagte Wintergerst.

Im weltweiten Vergleich wächst die deutsche Digitalbranche laut Bitkom nur langsam und kommt bei den Marktanteilen hinter den USA (38,0 Prozent), China (11,4 Prozent), Japan (4,8 Prozent) und Großbritannien (4,3 Prozent) auf 4,0 Prozent und damit Rang fünf. Deutschland sollte den Anspruch haben, auf Platz drei zu kommen - "da müssen wir eine Schüppe drauflegen", sagte Wintergerst. Hierzu müsse es etwa mehr Rückenwind der Politik bei Investitionen in die digitale Infrastruktur geben.

Derweil führt Homeoffice und mobiles Arbeiten in vielen Unternehmen zu Problemen mit der Cybersicherheit, wie aus einer Umfrage des TÜV-Verbands hervorgeht. Demnach berichtet gut jede vierte Firma in Deutschland davon, dass mobiles Arbeiten erhebliche IT-Sicherheitsprobleme verursacht.

(Bericht von Klaus Lauer, redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)