Zwar schob der Rückgang des Euro den Dax zeitweise wieder knapp über die Marke von 13.000 Punkten, da ein niedriger Wechselkurs die Exportchancen heimischer Firmen auf dem Weltmarkt steigert. Doch echte Kauflaune wollte sich nicht einstellen. Der deutsche Leitindex schloss mit 12.970 Punkten minimal niedriger. Auch der EuroStoxx50 kam kaum vom Fleck. "Wir haben es mit einem ausgeglichenen Kräfteverhältnis zwischen Käufern und Verkäufern zu tun", sagte Marktanalyst Jochen Stanzl vom Brokerhaus CMC Markets.

An der Wall Street fassten die Anleger Aktien nur mit spitzen Fingern an. Bis zum europäischen Handelsschluss verlor der Dow Jones 0,8 Prozent. Dabei belastete der Anstieg der Renditen der US-Staatsanleihen, die im zehnjährigen Bereich wieder die Marke von drei Prozent übersprangen und zeitweise so hoch wie seit Juli 2011 nicht mehr notierten. Sie waren auch der Hauptgrund für den Rückgang des Euro um etwa einen US-Cent auf ein frisches Jahrestief von 1,1821 Dollar.

Für Nervosität sorgten neben den Spannungen im Nahen Osten auch einige Konjunkturdaten: Das Bruttoinlandsprodukt in Deutschland wuchs im ersten Quartal nur noch um 0,3 Prozent, so langsam wie seit eineinhalb Jahren nicht mehr. In den USA schürten die Einzelhandelsdaten Spekulationen auf steigende Zinsen.

ANALYSTENSCHELTE SETZT DEUTSCHE BANK UNTER DRUCK

Bei den Einzelwerten brachen Merck im Dax um 6,3 Prozent ein. Der zuletzt schwache Dollar und das maue Geschäft mit Flüssigkristallen macht dem Pharma- und Spezialchemiekonzern zu schaffen.

ThyssenKrupp sackten um 6,5 Prozent ab. Investoren waren von der Entwicklung der künftigen Kerngeschäfte mit Autoteilen, Aufzügen und Großanlagen enttäuscht.

Auf Talfahrt waren auch Papiere der Deutschen Bank mit einem Abschlag von 1,7 Prozent. Die Analysten von Barclays empfahlen ihren Kunden, die Aktien zu verkaufen und setzten ein Kursziel von acht Euro - deutlich unter dem bisherigen Jahrestief von 10,82 Euro und den 11,28 Euro am Dienstag. Die Analysten monieren den Status Quo des Instituts als nicht zukunftsträchtig und sehen in einem Zusammenschluss mit der Commerzbank eine Stabilisierungsmöglichkeit für die Deutsche Bank. Die Aktien des kleineren Rivalen legten fast vier Prozent zu. Dazu trug auch Erleichterung über die Zwischenbilanz bei, da der Vorsteuergewinn im ersten Quartal nicht so stark wie erwartet gesunken ist.

In London warfen Anleger Vodafone-Aktien aus ihren Depots. Sie verloren über vier Prozent. Der langjährige Firmenchef Vittorio Colao gab überraschend die Führung des Telekomkonzerns ab, der mitten in der Übernahme des Kabelnetzbetreibers Unity Media steckt.

Schlusslicht im EuroStoxx waren Orange mit einem Minus von gut drei Prozent. Dessen heimischer Mobilfunk-Rivale Iliad verprellte die Anleger mit einem schwachen Umsatzwachstum. Die Papiere von Iliad stürzten um 19,5 Prozent ab.

In New York waren Tesla mit einem Abschlag von über drei Prozent erneut im Rückwärtsgang unterwegs. Analysten äußerten sich skeptisch über den Elektroauto-Bauer, der nun auch noch eine Umstrukturierung in Angriff nehmen will.