MÜNCHEN (dpa-AFX) - Deutschland sollte aus Sicht von Bayerns IG-Metall-Chef Jürgen Wechsler angesichts zunehmender wirtschaftlicher Unsicherheiten seine Binnenkonjunktur weiter stärken. "Wir müssen in Deutschland und Europa darauf achten, dass wir nicht nur vom Export abhängen", sagte Wechsler auch mit Blick auf protektionistische Tendenzen des neuen US-Präsidenten Donald Trump am Donnerstag in München. Dazu gehöre auch eine gute Bezahlung für die Beschäftigten, für die auch eine Ausweitung der Tarifbindung wichtig sei.

In der kommenden Tarifrunde will die IG Metall die Arbeitszeitfrage in den Mittelpunkt stellen. Ziel sei, dass die Beschäftigten in Zukunft stärker über ihre Arbeitszeit und über Möglichkeiten der Flexibilisierung bestimmen könnten, sagte Wechsler. Vor einigen Tagen hat die Gewerkschaft dazu bundesweit eine Befragung von Beschäftigten gestartet, die Ergebnisse werden ab Ende April erwartet. Alleine in Bayern seien rund 400 000 Fragebögen verteilt worden.

In der Automobilindustrie als wichtigstem Zweig der bayerischen Metall- und Elektroindustrie macht sich die Gewerkschaft weiter für einen "Zukunftspakt Bayern" stark. Dazu gehöre auch eine Batteriezellfertigung im Inland, sagte Wechsler. "Die Zelle ist eine Kerntechnologie in Zukunft." Wer im Prozess der Forschung, Entwicklung und Fertigung nicht mit Innovationen dabei sei, werde immer abhängig bleiben. Wechsler betonte, ihm gehe es nicht um die aktuellen Batteriezellen, die vor allem in Korea gefertigt würden, denn hier habe Europa die Auseinandersetzung bereits verloren, sondern um künftige Generationen ab etwa 2021. Allerdings räumte Wechsler auch ein: "Die Masse an Arbeitsplätzen wird eine Batteriezelle nicht bringen."

Ihre Kampagne für mehr Tarifbindung will die IG Metall fortsetzen. In der Metall- und Elektroindustrie in Bayern würden derzeit rund 60 Prozent der Beschäftigten vom Tarifvertrag erfasst - und damit stehe die Branche noch vergleichsweise gut da, sagte Wechsler. Man sei auch in Sondierungen mit der Politik, ob eine gesetzliche Verpflichtung der Unternehmen möglich sei, eine Tarifbindung einzugehen. Den Vorwurf, man strebe eine "Zwangsmitgliedschaft" an, will Wechsler nicht gelten lassen - schließlich gebe es auch bei den Industrie- und Handelskammern, den Handwerks- oder Ärztekammern eine Zwangsmitgliedschaft, sagte der Gewerkschafter./csc/DP/tos