Berlin (Reuters) - Im Tarifstreit der Bahn ist derzeit keine Lösung in Sicht und die Lokführergewerkschaft GDL hat ihre Bereitschaft zu Streiks bekräftigt.

Eine konkreten Termin für den angekündigten Arbeitskampf nannte die GDL bisher noch nicht. Am Dienstag veröffentlichte die Gewerkschaft einen Brief an den Arbeitgeberverband der Bahn, in dem es heißt: "Ihre Mitgliedsunternehmen, für die die GDL Forderungen erhoben hat, müssen sich auf Streiks einstellen." In dem Schreiben vom 11. Juni erklärte sie das Scheitern der Tarifverhandlungen. Beide Seiten wiederholten ihre Vorwürfe und machten sich gegenseitig für den festgefahrenen Konflikt verantwortlich.

"Unser Schreiben ist mehr als ein bloß formeller Akt", erklärte der GDL-Bundesvorsitzende Claus Weselsky. Er warf der Bahn Falschinformationen vor. "Die DB will uns schaden, wo sie nur kann, und dabei ist ihr jedes Mittel recht." Mit ihren Forderungen mache die Bahn eine Einigung ohne Arbeitskampfmaßnahmen unmöglich. Die Bahn wies dies zurück und forderte die Gewerkschaft auf, an den Verhandlungstisch zurückzukehren. "Allein durch Streikankündigungen verunsichern Sie unsere Kundinnen und Kunden und fügen dem sowieso hart getroffenen Unternehmen einmal mehr Schaden zu."

Anfang voriger Woche ging die vierte Verhandlungsrunde ohne Ergebnis zu Ende. Während die Deutsche Bahn der GDL eine "Konfrontation um jeden Preis" vorwarf, kündigten die Lokführer Arbeitskampfmaßnahmen an. Die GDL fordert Lohnerhöhungen wie im öffentlichen Dienst von 3,2 Prozent. Nach Lesart der Bahn summieren sich die gesamten Forderungen der Lokführer allerdings auf etwa das Dreifache davon.

Mit der größeren Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) hat der Konzern bereits eine Tariferhöhung von 1,5 Prozent für eine Laufzeit ab Anfang 2022 bis Ende Februar 2023 vereinbart. In diesem Jahr soll es kein Lohnplus geben. Einen vergleichbaren Abschluss zu diesem "Sanierungs-Tarifvertrag" strebt die Bahn mit der GDL an. Beide Gewerkschaften stehen aber in scharfer Konkurrenz zueinander.