Dax und EuroStoxx50 zogen am Mittwoch jeweils rund ein Prozent auf 14.924 und 4095 Zähler an. Die Investoren rechneten mit einem weiter abnehmenden Preisdruck und setzten auf weniger aggressive Zinserhöhungen der US-Notenbank Fed. Schützenhilfe kam auch von Fed-Chef Jerome Powell, der in einer Rede am Vortag auf einen Kommentar zur Zinspolitik verzichtet hatte. Anleger seien erleichtert, dass Powell keine "neue zinspolitische Bombe" platzen gelassen habe, sagte Analyst Christian Henke vom Broker IG.

Zugleich hellten sich die Konjunkturaussichten auf. "Wir haben einen wärmeren Winter, die Rezessionsrisiken nehmen ab, und folglich gibt es die Vorstellung, dass die Dinge nicht so schlimm sind, und das treibt die Aktienmärkte nach oben, insbesondere in Europa", sagte Analyst Mike Hewson vom Brokerhaus CMC Markets. Sowohl in Europa als auch in den USA seien die Rezessionsrisiken zurückgegangen, konstatierte auch Analyst Pierre Veyret vom Broker ActivTrades. Zugleich fördere die Wiederbelebung der chinesischen Wirtschaft nach dem Ende der rigiden Corona-Maßnahmen die Risikobereitschaft der Anleger.

FOKUS AUF PREISENTWICKLUNG

Falls die Inflation es zulasse, könnte die Fed die Geldpolitik noch in diesem Jahr lockern, erklärte das Bankhaus ING. Marktteilnehmer erwarten, dass der Preisdruck in den USA weiter abnimmt und die jährliche Gesamtinflation im Dezember bei 6,5 Prozent liegt, gegenüber 7,1 Prozent im November. Die Aussicht auf langsamere Zinsschritte ließ Anleger auch bei Anleihen zugreifen. Die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe sank in Folge auf bis zu 2,206 Prozent von zuvor 2,301 Prozent. Die zehnjährigen US-Treasuries rentierten mit 3,580 nach zuletzt 3,619 Prozent.

Auch dem Goldpreis kam die Aussicht auf langsamere Zinserhöhungen zugute. Das Edelmetall verteuerte sich den vierten Tag in Folge und erreichte mit einem Plus von 0,4 Prozent auf 1885 Dollar pro Feinunze den höchsten Stand seit Anfang Mai.

KURSFANTASIEN BEI BAYER

Bei den Einzelwerten sorgte ein Bericht über den Einstieg der Investmentgesellschaft Bluebell bei Bayer für Kursfantasien. Die Titel kletterten um bis zu 3,8 Prozent auf 56,01 Euro und gehörten damit zu den größten Dax-Gewinnern. Der aktivistische Investor mit Sitz in Großbritannien mache sich für eine Zerschlagung des Agrar- und Pharmakonzerns stark, meldete die Finanznachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf Insider.

Positiv nahmen Anleger auch das Stühlerücken beim Luxusgüterkonzern LVMH auf. Die Titel legten an der Börse in Paris 1,5 Prozent zu, nachdem Konzernchef Bernard Arnault die Position seiner Familie in dem Unternehmen gefestigt hatte. Nach seinem Sohn Antoine, der zuletzt Leiter der Familienholding wurde, wird nun seine Tochter Delphine die Luxusmarke Christian Dior leiten. Zudem soll der seit 2018 amtierende Dior-Chef Pietro Beccari das Ruder beim Edeltaschenhersteller Louis Vuitton von Michael Burke übernehmen. "Beide sind hoch angesehen; damit logische Beförderungen innerhalb der Gruppe", kommentierte Natasha Brilliant, Analystin bei Credit Suisse.

(Bericht von Stefanie Geiger. Redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)