FRANKFURT (dpa-AFX) - Sorgen über Italiens Finanzsektor und ein zunehmend trüberes Geschäftsklima in der Eurozone haben den Dax am Donnerstag auf Talfahrt geschickt. In den USA hatte am Vorabend zudem die Notenbank (Fed) im Zuge ihrer Leitzinsentscheidung die Risiken für die Weltwirtschaft betont.

Der deutsche Leitindex weitete bis zum Nachmittag seine Verluste aus und büßte 1,60 Prozent auf 9727,99 Punkte ein. Der MDax sank um 1,07 Prozent auf 19 112,33 Punkte und der Technologiewerte-Index TecDax büßte 1,57 Prozent auf 1668,90 Punkte ein. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 gab um 1,69 Prozent nach.

Seit der steilen Talfahrt zu Jahresbeginn schwanken die Börsen im nervösen Handel zurzeit heftig. Dabei orientierten sie sich bis dato vor allem an den Rohölpreisen. Nun konnte seine Erholung über 33 US-Dollar allerdings nicht stützen. Statt dessen belastete der wieder über 1,09 US-Dollar gestiegene Euro. Er verteuert die Produkte der Unternehmen außerhalb der Eurozone.

SORGEN UM ITALIENS BANKENSEKTOR

"Heute sorgt allerdings vor allem Italien für Unruhe an der Börse", sagte Händler Andreas Lipkow von Kliegel & Hafner. "Die Meldung über Probleme im Finanzsektor lassen Erinnerungen aus den Jahren 2008 bis 2010 wach werden, und der nächste Schock könnte wesentlich verheerender ausfallen." Inzwischen nämlich, so Lipkow, "haben die Notenbanken im Gegensatz zu damals kaum noch Bewegungsspielräume".

Das Problem ist der Berg an faulen Krediten, unter dem Italiens Banken leiden. Der am Vortag bekanntgegebene Bad-Bank-Deal findet am Markt keinen Anklang. Vielmehr löst er nun Unruhe aus, da faule Kredite von den italienischen Banken nun zwar gegen staatliche Garantien ausgelagert werden können, doch diese will sich Italien zu Marktpreisen bezahlen lassen.

DEUTSCHE BANK SETZT TALFAHRT FORT

Vor diesem Hintergrund zeigte sich der gesamte Bankensektor Europas sehr schwach, allen voran Aktien italienischer Banken. In Deutschland rutschten die Papiere der Deutschen Bank mit 4,62 Prozent an das Dax-Ende. Nach der Bekanntgabe vorläufiger Jahreszahlen samt eines Rekordverlusts vor wenigen Tagen wurde nun die endgültige Bilanz veröffentlicht. Die hohen Kosten für die zahlreichen Rechtsstreitigkeiten der Bank sowie die Aussagen zum harten Kernkapital im ersten Quartal trugen neben der allgemein schlechten Branchenstimmung zum Unmut der Anleger bei.

Dagegen erfreute Deutschlands zweitgrößter Stahlkonzern Salzgitter seine Aktionäre. Er erwirtschaftete erstmals seit 2011 wieder ein positives Jahresergebnis, was der Aktie an der MDax-Spitze ein Plus von 4,59 Prozent bescherte. Die Aurubis-Aktien , die am Index-Ende 7,75 Prozent einbüßten, litten weiter unter dem am Vortag vorgelegten schwachen Vorsteuerergebnis. Zahlreiche Analysten äußerten sich nun negativ über die weiteren Gewinnaussichten des Kupferherstellers, an dem Salzgitter mit 25 Prozent beteiligt ist.

WIRECARD-AKTIE PROFITIERT NICHT VON ONLINE-BOOM

Dank des Shoppingbooms im Internet legte der Umsatz von Wirecard 2015 zwar kräftig zu und auch das operative Ergebnis (Ebitda) zog kräftig an, die Aktien gaben dennoch um 2,00 Prozent nach. Allerdings haben sie sich vergleichsweise gut gehalten, nachdem sie Ende Oktober 2015 ein Rekordhoch erreicht hatten. Im SDax büßten zudem die Papiere von Zooplus 3,54 Prozent ein. Der Online-Händler für Haustierbedarf enttäuschte Händlern zufolge mit seiner Jahresumsatzprognose./ck/ag

--- Von Claudia Müller, dpa-AFX ---