PARIS/LONDON (awp international) - Europas Börsen haben am Donnerstag nachgegeben. Der fortgesetzte Aufschwung der Industrieproduktion in der Eurozone im November fand nur wenig Beachtung. Stattdessen belastete das neuerliche Erstarken europäischer Währungen im Vergleich zum US-Dollar sowie Kursverluste bei Pharma- und Biotech-Papieren die Stimmung.

Der EuroStoxx 50 sank am späten Vormittag um 0,34 Prozent auf 3296,77 Punkte. Für den französischen CAC-40 ging es um 0,36 Prozent auf 4871,16 Zähler abwärts. In London stoppte der Rekordlauf des FTSE 100 . Der wichtigste britische Index verlor zuletzt 0,22 Prozent auf 7274,75 Punkte. Zugleich musste für einen Euro und ein britisches Pfund wieder deutlich mehr in Dollar-Währung gezahlt werden, was den Absatz von Exportwaren aus dem Euroraum und Grossbritannien erschweren kann.

Im europäischen Branchenvergleich gab es mit Ausnahme des Bankensektors, der um 0,07 Prozent zulegte, keine Gewinner. Die rote Laterne hielt die Pharmabranche mit einem Abschlag von 2,15 Prozent. Im Stoxx Europe 50 waren die Aktien von Roche , Astrazeneca , Novartis und Novo Nordisk die Schlusslichter mit Abschlägen zwischen 2,3 und 5,4 Prozent, während Shire mit minus 3,59 Prozent und Hikma Pharmaceuticals mit minus 2,99 Prozent die Nachhut im britischen "Foostie" bildeten.

In den USA waren Pharmawerte bereits am Vorabend unter Druck geraten, nachdem der künftige US-Präsident Donald Trump mit seiner Skepsis gegenüber der Branche den Eindruck erweckt hatte, er könnte die Medikamentenpreise deckeln. Die Anleger hatten, da dies im Wahlkampf eine Forderung der Demokraten gewesen war - bisher eher mit dem Gegenteil gerechnet.

Ebenfalls im Fokus standen in Europa Einzelhandelsaktien. Die Papiere des britischen Supermarktbetreibers Sainsbury büssten nach Umsatzzahlen 1,42 Prozent ein und auch die Anteilsscheine des Konkurrenten Tesco verloren 2,39 Prozent. Tesco meldete zwar das stärkste Umsatzwachstum seit fünf Jahren, konnte damit aber die hohen Erwartungen dennoch nicht erfüllen. Dagegen sprangen die Papiere des Einzelhändlers Marks & Spencer um 2,56 Prozent hoch, nachdem dieser mit seinen Umsatzzahlen die Erwartungen übertraf.

In der Schweiz schossen die Papiere der Luxusgüter-Hersteller Richemont um 7,55 Prozent nach oben und nahmen die Spitze des SMI ein. Die Kauffreude asiatischer Kunden und ein reges Interesse an seinen Schmuckmarken hatten Richemont ein erfreuliches Weihnachtsgeschäft beschert. Davon profitierten auch die Aktien des Uhrenherstellers Swatch , die um 3,71 Prozent zulegten.

Verluste gab es hingegen in der Medienbranche: Die TF1 Group aus Frankreich und Mediaset aus Italien steigen in das Online-Video-Geschäft von ProSiebenSat.1 ein. Im Rahmen einer Kapitalerhöhung beteiligt sich Mediaset an dem Multi-Channel-Netzwerk Studio 71 mit 5,5 Prozent und TF1 mit 6,1 Prozent. Während die Mediaset-Aktien um 3,21 Prozent nachgaben, sanken die von TF1 um 0,66 Prozent./ck/fbr